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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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in zwanzig Minuten bei einer Sitzung erscheinen. Es war Zeit aufzubrechen.
    »Rufen Sie mich an, wenn es erledigt ist«, sagte er zu Johnny und legte auf, ohne auf dessen Antwort zu warten.
    Jetzt musste er sich wieder anhören, wie seine Angestellten endlos über irgendwelche Notfallzusatzmaßnahmen für die Grenzsicherheit diskutierten.
    Was für eine unglaubliche Zeitverschwendung.
    Seiner nicht ganz so bescheidenen Meinung nach hatten es die Chinesen vor so vielen Jahren völlig richtig gemacht. Baue eine Mauer, stationiere ausreichend Wachleute in den Türmen und bringe jeden um, der dumm genug ist, diese verdammt auffällige Grenze überqueren zu wollen.

11
    Als er den Dachboden des leeren Hauses erreicht hatte – Mann, was für ein Akt, sich durch diese enge Luke zu quetschen –, stellte Nate sein M-40 A5 USMC-Präzisionsgewehr mit Tarnlackierung auf das Zweibein und kauerte sich dahinter.
    Mit einem Stück spiralförmig aufgewickelter Sprengschnur bohrte er ein Loch in die Wand neben dem Fenster, und wie immer fühlte es sich vertraut an, als er die Waffe in den Händen hielt. Sie wurde einfach zu einer Verlängerung seines Arms.
    Diese Waffenbauer in Quantico wussten schon, wie man anständige Gewehre baute …
    Die Sierra war seine erste Wahl, wenn es darum ging, ein Ziel aus einer Entfernung von bis zu eintausend Metern auszuschalten.
    Diese Waffe konnte sogar noch auf größere Distanz brillieren. Einmal hatte er einen Mann ausgeschaltet, der durch ein Kaufhaus zu flüchten versuchte, das zweihundert Meter weiter entfernt war, als Grigg oder er berechnet hatten. Dennoch lag der schmierige Al-Kaida-Anführer längst auf dem Boden, als seine Horde an Bodyguards noch nicht einmal den Schuss der Sierra gehört hatten.
    Während er durch das Zielfernrohr blickte und den Park auf der anderen Straßenseite ins Visier nahm, versuchte er seine aktive Dienstzeit zu vergessen.
    Denn die hatte sich vor allem durch Langeweile ausgezeichnet. Stundenlange systematische Aufklärung, gefolgt von etwa einer halben Minute verrückter Aktivität.
    Grigg hatte immer gern andere Scharfschützen zitiert. Eines seiner Lieblingszitate war: »Ein Scharfschütze erschafft Poesie in Zeitlupe, bis zu dem Moment, an dem er den Abzug drückt.«
    Ab dem Augenblick, in dem Nate den Abzug gedrückt hatte, brauchten sie gerade mal zwanzig Sekunden, bis sie ihre Ausrüstung verstaut und versteckt hatten, und dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Zwanzig Sekunden voller panischer, hektischer Handgriffe. Gegen Ende hatten sie es oft in achtzehn geschafft …
    Sie waren verdammt gut. Und schnell.
    Er bemerkte, dass ein Mann durch den Park ging, und schaltete instinktiv auf taktische Atmung um. Dreimal tief ein- und ausatmen.
    Der Mann trug eine Baseballkappe der Universität von Louisville, ein blaues Oberhemd und unbestimmbare weiße Turnschuhe. Er hatte die Hände tief in die Taschen seiner Jeans gestopft und marschierte mit gesenktem Kopf über den Gehweg.
    Vielleicht genoss der Typ einfach nur den angenehmen Sommertag, aber Nate hatte nicht das reife Alter von dreiunddreißig Jahren erreicht, indem er Risiken einging. Der samstägliche Parkspaziergänger schien etwa dieselbe Größe und den gleichen Körperbau wie der geheimnisvolle Mann zu haben.
Can you dig it? Yes I can. And I’ve been waiting such a long time …
Er hatte eindeutig zu viel Zeit in Ozzies Nähe verbracht, der ständig irgendwelche Songtexte zitierte. Aber wenigstens konnte Nate von sich behaupten, dass er einen besseren Musikgeschmack besaß. Seiner Meinung nach war Chicago um Längen besser als der gesamte Glam-Rock aus den Achtzigern.
    »Komm schon, sieh nach oben. Lass mich mal dein Gesicht sehen«, flüsterte er in den lautlosen, heißen Dachboden hinein.
    Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und lief ihm an den Schläfen hinunter. Der Staub und winzige Bestandteile der Isolation schwebten durch die Luft und bewirkten, dass er einen Hustenreiz bekam. In einer Ecke lag eine verwesende Maus, sodass der süßliche Geruch des Todes unverkennbar in der Luft hing.
    Der Mann im Park kam seiner geflüsterten Bitte nicht nach.
    War ja klar. So ein Glück konnte Nate einfach nicht haben.
    Dann kam eine ältere Frau mit ihrem übergewichtigen Dackel vorbei, der aussah, als würde er gleich platzen, und der Spaziergänger beugte sich hinunter, um das Tier hinter den Ohren zu kraulen.
    Nate sah seine Chance.
    Er zog den leistungsstarken Laserpointer aus der

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