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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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Jackentasche, während er das Auge am Zielfernrohr behielt, und aktivierte das Gerät mit dem Daumen. Dann richtete er den dünnen Lichtstrahl auf sein Ziel.
    Eines war klar: Der Spaziergänger würde zu Tode erschrecken, wenn er wirklich nur ein sorgloser Bürger war, der die Zeit totschlug. Denn ein sorgloser Zivilist konnte einen roten Laserpunkt nicht sofort mit einer Waffe in Verbindung bringen. Oh nein. Diese instinktive Reaktion eignete man sich nur durch Training und Erfahrung an, indem man in einem Zustand ständiger Wachsamkeit lebte, in dem das Erste, was einem in jeder Situation in den Sinn kam, nicht war,
ob
es eine unbekannte Bedrohung sein könnte, sondern
dass
es wahrscheinlich eine war …
    Automatisch verlangsamte sich sein Herzschlag.
    Die Welt um ihn herum verblasste und er vergaß, wie unbehaglich er sich auf dem heißen Dachboden fühlte, als sich jede Zelle seines Körpers nur auf eins konzentriert nämlich: die fünf Bestandteile des Scharfschützen-Mantras: langsam, ruhig, gerade, besonnen, abdrücken.
    Tja, das mit dem Abdrücken würde er überspringen.
    Denn wenn der Typ wirklich von der CIA war, dann hatte die Regierung seine Mission sanktioniert. Obwohl Nate dem Mann gern ein schönes, sauberes Loch zwischen den Augen verpasst hätte, weil er es gewagt hatte, eine Waffe auf Ali zu richten, brachte er seinen Finger gar nicht erst in die Nähe des Abzugs.
    Stattdessen richtete er den Laserpointer auf die Szene im Park. Als er den bösen roten Punkt auf den Handrücken des Mannes zentrierte, wurde der Kiefer des Spaziergängers auf einmal kreidebleich, bevor er aufsprang und zwischen den Bäumen verschwand.
    Die Frau, die die Leine des Hundes in der Hand hielt, machte erschrocken einen Schritt nach hinten. Der dicke Dackel fing an zu bellen, und seine langen Ohren flogen über seinen gewölbten Rücken, als er den Kopf hob und lautstark protestierte.
    Die Wände des Dachbodens erschienen in Nates Blickfeld, als er den Kopf hob und fluchte.
    Er ignorierte den Drang, die Waffe hinzuschmeißen und dem Kerl hinterherzulaufen. Der geheimnisvolle Mann wäre schon halb in Texas, bis er überhaupt den Park erreicht hätte.
    Das Beste wäre, wenn er genau da blieb, wo er war. Er würde Wache halten und warten. Mit fünf Magazinen voll Blei, die jedes unfreundliche Individuum schnell dazu bringen konnten, seine Einstellung zu ändern.
    Was hatte Grigg doch immer gesagt?
Der schnellste Weg, die Meinung einer Person über etwas zu ändern, ist ein 138 Gramm schweres Argument.
    Verdammt richtig!
    Ali saß auf dem großen Farbeimer in der dreckigen Garage und hielt Nates kühle, verwirrende Reservewaffe in der Hand, während sie es immer mehr bereute, darauf bestanden zu haben, ihn auf dieser Reise zu begleiten.
    Es war an diesem Morgen nicht gerade angenehm gewesen, als sie darauf bestanden hatte, mit ihm zu fahren. Mit Ausnahme von Becky hatten sich alle Knights auf Nates Seite gestellt und verlangt, dass sie ihm sagen sollte, wo sie den USB-Stick versteckt hatte, damit Nate ihn abholen konnte.
    »Keine Chance. Das ist ebenso mein Problem wie eures. Eigentlich sogar eher meins, wenn ich genau darüber nachdenke. Ich bin diejenige, die beschattet, überfallen, verwanzt wurde, und ich bin auch diejenige, auf die man eine Waffe gerichtet hat«, sagte sie und starrte die Gruppe an, die sich in Frank Knights kleinem Büro drängte.
    »Und aus genau diesem Grund solltest du hierbleiben«, beharrte Frank, dessen graue Augen sie argwöhnisch musterten.
    »Ach ja«, entgegnete sie und hob das Kinn ein Stück höher. »Es ist also völlig in Ordnung, dass Nate loszieht und sein Leben riskiert, aber für mich gibt es andere Regeln? Das sehe ich anders.« Allein der Gedanke, Nate allein loszuschicken, bewirkte schon, dass sie am liebsten laut aufgeschrien hätte, insbesondere da sie vermutete, dass er das Laufwerk holen, das Rätsel lösen und beschließen würde, sie völlig im Dunkeln zu lassen.
    »Er wurde dafür ausgebildet, Ali«, meinte Ozzie mit sanfter, aber autoritärer Stimme, was ein wenig irritierend war, da er nichts als eine Pyjamahose mit aufgedruckten Raumschiffen trug und noch immer völlig zerzauste Haare hatte. Er sah aus, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. »Und du, meine Liebe, wurdest das nicht.«
    »Ich habe mehr gelernt, als ihr wisst. Grigg hat sich große Mühe gegeben, mir …«
    »Ali«, fiel ihr Nate mit ernster Stimme ins Wort und sah sie mit stahlhartem Blick an, als sie

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