Gestohlene Wahrheit
sie machen? Jemanden umbringen, so viel stand fest. Und diese elende Situation ein für alle Mal beenden.
»Es gibt da einen Mann, der zusammen mit der Frau unterwegs ist, die ihr überfallen solltet.« Als er an Zoelner dachte, der den Job hingeschmissen hatte, obwohl sein Ziel gerade auf einem Motorrad (einem laut Statistik sehr riskanten Fahrzeug) unterwegs war, sodass es für den Ex-CIA-Agenten kinderleicht gewesen wäre, sie einfach auf einem ruhigen Straßenabschnitt abzudrängen, stieg Aldus’ Blutdruck wieder in ungeahnte Höhen. Es wäre natürlich nicht leicht gewesen, hinterher alles aufzuräumen, aber Zoelner war ohnehin viel zu sehr Gutmensch, um sich auf etwas so Schändliches einzulassen.
Zum Glück hatten Johnny und seine Männer keine derartigen Bedenken.
»Und?«, hakte Johnny nach, als Aldus zu lange schwieg.
»Sie sind auf einer großen, lauten Harley unterwegs. Vermutlich irgendwo zwischen Chicago und Jacksonville. Ja, bestimmt.«
»Das ist eine verdammt lange Strecke, Alter«, meinte Johnny genervt.
Großer Gott.
Aldus verabscheute es zutiefst, »Alter« genannt zu werden.
Er war kein »Alter«, und er verkehrte auch nicht in denselben zwielichtigen Kreisen wie Johnny. Ebenso wenig lag er Hasch rauchend am Strand und wartete träge auf die nächste große Welle, während er seine Arbeitslosigkeit genoss.
Er war ein gottverdammter Senator der Vereinigten Staaten von Amerika, und wenn er es je bis ins höchste Amt schaffen sollte, dann hatte er vor, das Leben aller »Alten« in diesem Land etwas schwieriger zu machen.
»Aus diesem Grund schicke ich Ihnen auch noch zwei weitere Adressen an Ihre sichere E-Mail-Adresse«, fuhr er fort und versuchte, weiterhin geduldig zu bleiben. Es war ohnehin keine einfache Aufgabe, und diese …
Situation
machte ihn nur umso reizbarer.
Tja, deshalb hatte er unterwegs anhalten müssen, um sich ein neues Prepaid-Handy zu kaufen. »Eine der Adressen ist die Wohnung des Mannes in Chicago«, erläuterte er. »Bei der anderen finden Sie das Haus der Eltern der Frau. Die Adressen ihrer Wohnung und Arbeitsstätte haben Sie noch?«
»Ja.«
»Gut. Die beiden werden vermutlich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden an einer der Adressen auftauchen. Wenn sie das tun, möchte ich, dass Sie sie ausschalten.«
»Ein Unfall wie beim letzten Job?«, erkundigte sich Johnny.
Wenn das dieses Mal doch nur auch so einfach wäre
, dachte Aldus. Aber er durfte keine Risiken mehr eingehen. Die Sache musste endlich ein Ende haben.
»Nein. Ihre Leichen dürfen niemals gefunden werden.« Er musste sichergehen, dass die Dateien niemals veröffentlicht werden konnten, falls Alisa sie tatsächlich bei sich hatte. »Und damit meine ich
niemals
. Gießen Sie sie in Blei und versenken Sie sie im Marianengraben, das würde mich halbwegs zufriedenstellen.«
»Im was?«
Das kann doch nicht wahr sein!
Johnny war das Paradebeispiel eines verblödeten italienischen Mobsters. Francis Ford Coppola hätte den kleinen Scheißer bestimmt geliebt. »Sorgen Sie einfach dafür, dass ihre Leichen so entsorgt werden, dass sie nie wieder auftauchen können. Ist das klar?«
»Kristallklar, Alter.«
Aldus spürte, wie die Vene auf seiner Stirn zu pulsieren begann.
»Hey«, meinte Johnny, »ich hab hier zwei Bilder von irgendwelchen Kerlen auf dem Bildschirm. Haben Sie nicht gesagt, dass wir einen Mann und diese Alisa ausschalten sollen? Auf keinem der Bilder ist sie drauf.«
Wow, das wird ja immer besser. Johnny sollte sich am besten gleich bei Mensa anmelden.
Manchmal war es richtig deprimierend, wenn man realisierte, dass es auf der Welt nichts als Idioten gab.
Zu Aldus’ Glück ließen sich Idioten leicht manipulieren. Das hatte er in seinem Wahlkreis auch schon festgestellt …
»Der zweite Mann«, sagte er so langsam, dass der Schwachkopf Johnny ihm auch folgen konnte, »ist ein Bonus für Sie und Ihre Männer. Ich möchte, dass Sie ihm Ihre Spezialbehandlung zuteilwerden lassen.«
»Ah.« Johnny kicherte, und das klang irgendwie krank, wie das Lachen eines kleinen Jungen, der einem Schmetterling die Flügel ausreißt. Das hatte Johnny als Kind bestimmt auch mehr als einmal getan. »Der hat Ihnen wohl ordentlich an den Karren gepisst, was?«
»Ja«, erwiderte er und knirschte mit den Backenzähnen. »Das kann man wohl sagen.«
Er hörte, wie seine Frau auf dem Flur mit der Haushälterin sprach, und sah auf seine Cellini Prince Rolex aus achtzehn Karat Gelbgold.
Er musste
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