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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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wollten ja nicht gleich die ganze Nachbarschaft wecken.
    »Das ist schon okay.« Alis Stimme klang durch den Bluetooth-Empfänger in seinem Helm auf merkwürdige Weise intim.
    Die letzten sechshundert Meilen waren ein Test seiner Ausdauer und seiner Willenskraft gewesen, weil sie sich endlich total entspannt an ihn gelehnt hatte, während sich ihre weichen weiblichen Rundungen, die von warmem Leder umhüllt waren, an seinen Rücken und seine Oberschenkel drückten. Die ganze Zeit hatte er ihren sanften Atem im Ohr gehabt und … verdammt!
    Leuchtend blau.
    Er war sich sicher, dass seine Hoden genau so aussehen würden, wenn er jetzt einen Blick riskierte.
    »Sie würden jetzt ohnehin längst schlafen. Außerdem«, sie seufzte, was bewirkte, dass ihm trotz der warmen Nacht ein angenehm kühler Schauer den Rücken hinunterlief, »möchte ich ihnen auch gar nicht erklären, was los ist. Dann würden sie sich nur Sorgen machen.«
    »Mmm«, murmelte er und versuchte, den Ständer zu ignorieren, der ihn schon seit … seit einer Ewigkeit plagte. War es ungesund, eine Erektion zu haben, die länger als fünf Stunden andauerte, wenn sie durch die Nähe einer Frau und nicht durch Viagra hervorgerufen wurde? Das musste er seinen Arzt beim nächsten jährlichen Routinecheck unbedingt fragen.
    »So.« Er räusperte sich, da seine Stimme ganz belegt klang. Offensichtlich wurden seine Stimmbänder nicht genug durchblutet. »Wirst du mir jetzt, wo wir hier sind, endlich verraten, wo der USB-Stick versteckt ist?«
    »Nein«, antwortete sie und versuchte nicht mal, ihre Selbstgefälligkeit zu verbergen. Der USB-Stick war irgendwo in dem Baumhaus versteckt, in dem Grigg und sie als Kinder gespielt hatten, so viel hatte sie ihm verraten. Die genaue Stelle behielt sie jedoch für sich. Diese verfluchte Frau blieb verrückterweise bei der Überzeugung, dass er sie schneller an einem sicheren Ort abliefern würde, als sie »verlogener Bastard« sagen konnte, wenn sie ihm diese letzte Information gab.
    Natürlich hatte sie damit recht.
    Die Beinahe-Begegnung mit dem geheimnisvollen Mann in Kentucky setzte ihm ziemlich zu, und auch wenn ihm Becky versichert hatte, sie habe dank der Augen am Himmel gesehen, dass der Mann weitergefahren war, wurde er das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Und zwar genau in diesem Moment.
    Er löste den Kinnriemen und hängte seinen Helm an die Gabel der Phantom, dann sah er sich um.
    In dieser Gegend standen vor allem Einfamilienhäuser. Die winzigen Vorgärten waren sehr gepflegt, die Hecken gestutzt. Bunte Blumen wuchsen an allen nur möglichen Stellen, in Blumenkästen, riesigen Tontöpfen oder ordentlichen Beeten.
    Kurz gesagt: Er hatte den wahr gewordenen amerikanischen Traum vor sich.
    Trotzdem war er mit genug Feuerkraft bewaffnet, um das ganze Viertel in Aufruhr zu versetzen.
    In seinem Kopf summte er leise das alte Lied aus der Sesamstraße, in dem es darum ging, dass sich eine Sache von den anderen unterschied.
    Junge, er verbrachte definitiv zu viel Zeit mit Ozzie.
    Ein Windspiel klingelte in der abendlichen Brise. Der Duft von gemähtem Gras lag in der Luft und vermischte sich mit dem kräftigeren Geruch von frisch verteiltem Mulch.
    In der Nähe bellte ein Hund. Es klang fragend. Da niemand antwortete, legte sich erneut Stille über die makellose Szenerie.
    Auch bei genauerem Hinsehen konnte er keine verräterischen Sicherheitsschilder in den Blumenbeeten entdecken, und auch in den Fenstern waren keine Aufkleber der einschlägig bekannten Sicherheitsfirmen zu sehen. Er hätte sein linkes Ei – sein sehr
blaues
linkes Ei – darauf verwettet, dass bei den meisten dieser Häuser die Türen oder Fenster, wenn nicht gar beides, offen waren. Das ganze Viertel strahlte Ruhe und Geborgenheit aus. An Orten wie diesen ließen Eltern ihre Kinder noch unbeaufsichtigt draußen herumrennen.
    Warum stellten sich dann seine Nackenhaare auf und verursachten dieses beunruhigende Gefühl?
    »Hey.« Ali stieß ihn an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Worauf warten wir noch?«
    Er schüttelte als Antwort nur den Kopf und griff in eine der schweren Satteltaschen, um das Nachtsichtgerät herauszuholen. Er hielt es sich vor das rechte Auge, sodass die Welt in verschiedenen Grüntönen dargestellt wurde, und suchte die Umgebung nach einer Bewegung ab, einem dunklen Schatten, der nicht hierhergehörte.
    Aber da war nichts. Nicht einmal einer der perfekt gemähten Grashalme tanzte aus der

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