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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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Reihe.
    Großer Gott, an diesem Ort hätten sie glatt
Die Frauen von Stepford
drehen können.
    War
das
nicht ein beunruhigender Gedanke?
    Erneut blickte er sich um, doch dann sah er sich gezwungen, seine Anspannung aufzugeben und den Atem, den er angehalten hatte, auszustoßen.
    Vielleicht bewirkte Alis Nähe, dass seine gewöhnliche Paranoia ungeahnte Ausmaße annahm. Das war jedoch nicht gut, schon gar nicht bei einer Operation, bei der er rasiermesserscharfe Reflexe brauchte.
    Er holte noch einmal tief Luft und dehnte seine Schultern.
    »Okay«, meinte er dann zu ihr und stieg vom Motorrad, »wir gehen schnell und leise rein. Hast du verstanden?«
    Er beobachtete sie, wie sie den Helm abnahm und ihr glänzendes Haar schüttelte wie in einer gottverdammten Shampoo-Werbung, bevor sie ihm einen Blick zuwarf, der ihn zu fragen schien, ob sich sein IQ langsam seiner Schuhgröße anpasste.
    »Verstanden.« Sie salutierte.
    Gott steh mir bei.
    Er hatte nicht nur blaue Hoden und fühlte sich aus unerfindlichen Gründen beobachtet, sondern vergaß in dem Moment, in dem sie frech und sarkastisch wurde, auch noch alles andere. Jetzt konnte er nur noch daran denken, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen, bis dieser sardonische Blick sich zu sanfter Leidenschaft verwandelte. Genau so würde es kommen. Es passierte doch jedes Mal, wenn ihn seine chronische Dämlichkeit überkam und er sich gestattete, sie zu küssen. Sie verkrampfte sich eine Sekunde lang, nur eine einzige Sekunde, und dann löste sie sich in seinen Armen auf wie ein Löffel voll Zucker in einer Tasse heißem Tee. Das war immer wieder unglaublich und bewirkte, dass sein ohnehin schon pochendes Glied nur noch an Tempo zulegte.
    »Das ist jetzt nicht die richtige Zeit für so was«, murmelte er leise.
    »Was hast du gesagt?«
    »Nichts.«
    Sie beäugte ihn misstrauisch.
    Als er ihr mit dem Kinn bedeutete, vorauszugehen, warf sie ihm noch einen skeptischen Blick zu, zuckte dann mit den Achseln und drehte sich wie angeordnet um.
    Sie hatten die Hälfte des Weges zum Haus der Morgans bereits zurückgelegt, als er wieder dieses Kribbeln spürte, als hätte ihn jemand ins Visier genommen. Er verfluchte sich dafür, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, die Gegend gründlich zu überprüfen. Was hatte Grigg immer gesagt?
Zeit, die du in die Aufklärung investierst, ist niemals vergeudet.
    Dummerweise war es jetzt zu spät dafür. Sie waren bereits im Freien oder, in Soldatensprache ausgedrückt: Sie hingen bereits mit den Ärschen in der Luft. Sie waren leichte Ziele für jeden, der sie beobachtete.
    Er zog seine 45er aus dem Hosenbund und ging hinter Ali her, die munter über die leere Straße schlenderte. Währenddessen sah er sich ständig um und lauschte nach dem kleinsten Geräusch, das hier nicht hergehörte, während er ihr um die Ecke zum Haus ihrer Eltern, durch das Holztor und in den kühlen, ruhigen Garten hinter dem Haus folgte.
    Ein riesiger Grill aus Edelstahl nahm einen Großteil der mit Steinplatten gefliesten Terrasse ein und erinnerte ihn daran, wie oft sie hier während ihrer Heimaturlaube gegrillt hatten. Der restliche Platz wurde von einem runden Tisch und sechs Stühlen eingenommen, und Nate wusste noch gut, wie er und Grigg hier vor nicht allzu vielen Jahren gesessen hatten, nachdem der Rest der Familie zu Bett gegangen war, und darüber gesprochen hatten, das Militär zu verlassen und sich dem neuen Team anzuschließen, das Frank Knight zusammenstellte.
    Auf einmal überkam ihn eine schreckliche Nostalgie, und ihm schossen jede Menge Fragen durch den Kopf.
    Was wäre gewesen, wenn sie die Uniform nie ausgezogen hätten? Würden sie dann jetzt in den Ruhestand gehen? Vielleicht zusammen eine kleine Kneipe eröffnen, durch die vielen Steaks und das Bier fett werden und darüber nachdenken, sich niederzulassen und eine Familie zu gründen?
    Was wäre passiert, wenn er den letzten Transporter aus Kolumbien verpasst hätte? Hätten sie dann trotzdem diesen verdammten, zum Scheitern verurteilten Job in Syrien bekommen?
    Was wäre passiert, wenn er es geschafft hätte, diese uralten Seile etwas früher durchzubeißen? Hätte er Grigg dann das Leben retten können?
    Was wäre gewesen …
    »Pass bei der untersten Stufe auf«, riss ihn Ali aus seinen sinnlosen Gedanken. »Sie ist ziemlich morsch.«
    Er sah zu, wie sie schnell die alte Strickleiter hinaufkletterte, die an dem rauen Stamm der riesigen Eiche hing, die den Garten der Morgans

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