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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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Außerdem durfte er nie aufhören zu weinen. Er würde nie mehr Freude empfinden können, warum auch? Mein Mitleid hielt sich in Grenzen – nun ja, sowas empfinde ich eigentlich gar nicht.
    Mir war allerdings klar, warum Cicero so darauf drängte, diesen Prozess zu führen. Er hegte die Hoffnung, dass er dann bis ins himmlische Wartezimmer aufrücken durfte. Seltsam, dass manche Seelen selbst hier noch Hoffnung haben.
    Ich seufzte und setzte mich in einen bequemen Stuhl. Das hätte er wohl gerne gehabt, dass ich selbst wie ein armer Sünder hier kniete. Wenn ich schon bei dieser Farce mitmachte, wollte ich wenigstens etwas Bequemlichkeit haben.
    „So, nun beeile dich“, forderte ich von Cicero. „Meine Zeit ist knapp.“
    Er setzte zu einer ausführlichen Fragestellung an. Bei Satans Pferdefuß, für was hielt sich dieser verdammte Geist eigentlich? Ich konnte mühelos seine Gedanken lesen und beschloss, das Verfahren abzukürzen.
    „Du kannst dir deine Fragen sparen, ich kenne sie und werde gleich antworten“, riet ich ihm. „Ja, es stimmt, ich war Lucretia, die gehorsame Tochter meines Vaters Rodrigo, auch Papst Alexander VI. genannt. Selbst hier in der Hölle ist bekannt, dass eine Tochter den Eltern zu gehorchen hat, also habe ich geheiratet, was mir vorgesetzt wurde. Sonst noch was? Ach ja, ich bin schuldig der Lüge, des Betrugs, der Vorspiegelung falscher Tatsachen und ein paar anderer Dinge. Und ich habe natürlich unliebsame Personen aus dem Weg geräumt, mit Gift oder auch Befehlen. War das jetzt alles, was du wissen wolltest? Prima. Hat die Gegenseite noch Fragen? Nein? Danke! – Rasputin, du darfst nun ein Urteil sprechen.“
    Cicero hatte noch nicht mal seine Gedanken soweit geordnet, dass er meinen Worten folgen konnte, aber er wollte doch tatsächlich protestieren.
    „Kain und Abel, ihr bringt diese Seele in die Abteilung für bürokratischen Hürdenaufbau , dort ist sie gut aufgehoben.“
    Meine Diener gehorchten ohne Widerspruch. Wenigstens die redeten nicht stundenlang.
    Ich bemerkte, dass Machiavelli trotz seiner Qualen versuchte zu lächeln. Rasputin, dem bis zum Jüngsten Gericht glühende Kohlen aufs Haupt rieselten, starrte ins Leere, plötzlich stand er von seinem Platz auf.
    „Dämonen sind schuld“, stieß er hervor. „Dämonen haben diesen Geist verwirrt. Das Feuer wird ihn läutern. Ins Feuer mit ihm – ins Feuer.“ Keiner hatte eine Ahnung, wen er eigentlich meinte, also gab ich den Wächtern der Dunkelheit den Befehl, alle zu einer Ehrenrunde ins Fegefeuer zu bringen, inklusive Rasputin. Dabei überlegte ich mittlerweile, ob ich eine Sonderabteilung für verrückte Mönche einrichten sollte.
    „Das hast du wirklich schnell erledigt. Hättest du mich damit beauftragt, wäre das allerdings schon lange vom Tisch, und ich wäre an der Reihe ...“
    „Napoleone Buonaparte“, rief ich ihn bei seinem ursprünglichen Namen. Meine Worte gellten durch die gesamte Hölle und brachten eine Armee verlorener Seelen zum Erzittern. Nur der kleine Kaiser stand doch tatsächlich noch immer vor mir.
    „Ich verlange eine mir angemessene Behandlung, schließlich bin ich der Kaiser und ein Genie.“ Er warf sich in die Brust.
    „Eine angemessene Behandlung?“, wiederholte ich leise.
    „Ja, Madame, das steht mir zu.“
    „O ja, du wirst die angemessene Behandlung bekommen, du Genie. – Kain und Abel, bringt mir meinen Spiegel“, brüllte ich. Augenblicklich erschienen die beiden mit dem Spiegel, der eine Seele immer so zeigt, wie sie tatsächlich ist. Er besitzt noch ein paar andere Fähigkeiten, und eine davon würde das kaiserliche Genie gleich kennen lernen.
    „Schau dich selbst an“, forderte ich barsch. „Was siehst du? Einen Mistkerl, der den Tod mehrerer hunderttausend Leben zu verantworten hat; jemanden, der unsägliches Leid sogar über Unschuldige ausgeschüttet hat. Das wenige Gute, was du vollbracht hast, fällt dabei kaum ins Gewicht. Aber du bist ein Genie und weißt grundsätzlich alles besser. Das werde ich natürlich respektieren.“
    „Dann haben Sie es also endlich erkannt, Madame“, bemerkte er arrogant.
    „Aber ja. Damit du noch ein bisschen länger etwas von deiner Einbildung hast, wirst du von unserer Seite aus zusehen dürfen, wie sich die Welt entwickelt, oder auch nicht ...“
    „Was?“
    Ich machte eine Handbewegung, und das Genie befand sich innerhalb des Spiegels und wurde zu einer leeren Spiegelmatrix weitergeleitet. Jedes Mal, wenn in der

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