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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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nicht?

 

Kapitel 6 – Lasst alte Knochen sprechen
     
    Wo kamen die denn alle her? Von einem Augenblick auf den nächsten war mein kleines Büro hoffnungslos überfüllt. Kain und Abel, meine tumben Diener, die eigentlich den Auftrag haben, mich vor lästigen Besuchern zu schützen, landeten mit klappernden Knochen in einer Ecke.
    Glauben Sie nur nicht, dass hier unten in der Hölle mit allen angeschlossenen Abteilungen alles völlig körperlos ist. Sie als etwas beschränkter Mensch – was ich nicht abwertend meine – sollten sich unsere Welt wie ein kleines eigenes Universum vorstellen. Die Geister, die Ihnen manchmal Ärger bereiten oder Sie belästigen, sind nur in Ihrer Welt als Schemen vorhanden, hier unten können sie einen Körper besitzen, so wie der Teufel oder auch ich. Aber die meisten von denen besitzen die Fähigkeit, sich innerhalb unserer Sphäre von einem Ort zum anderen zu versetzen, so sie denn dürfen.
    Alle, die sich hier plötzlich herumdrängten, durften offenbar. Ich sollte etwas dagegen tun.
    „Du musst sofort etwas dagegen unternehmen.“
    „Diese Verzögerungen sind unzumutbar!“
    „Was ist denn das hier für eine Organisation?“
    „Wer gibt diesen Wichtigtuern das Recht, den kompletten Gerichtshof zu blockieren?“
    „Haben die im Leben nicht schon genug Unheil angerichtet? Ich will auch mal!“
    „Es wäre nur richtig, würden die selbst bis in alle Ewigkeit schmoren und auf den Prozess warten müssen!“
    „Nun unternimm doch endlich etwas, Samtara!“
    Alle quatschten wild und laut durcheinander, ich hatte keine Ahnung, was die überhaupt von mir wollten. Ich wollte doch nichts weiter als meine Ruhe haben, schließlich habe ich noch mehr zu tun, als Sprechstunden für unzufriedene Geister abzuhalten. Davon gibt es hier nämlich eine Menge; nun, um genau zu sein, eigentlich gilt das für jeden hier unten. Eine Reihe von ihnen klagt vor unseren unterschiedlichen Gerichten, die aber bisher nur einmal ein Urteil revidiert haben. Warum sich trotzdem alle um einen Prozess reißen müssen, ist mir ein Rätsel, aber auch verdammt egal. In meinem Büro haben die jedenfalls nichts zu suchen, schon gar nicht in einem solchen Durcheinander und einer derartigen Lautstärke.
    So nicht, Herrschaften.
    „Ruhe“, brüllte ich, aber scheinbar wollte keiner auf mich hören. Na, ich kann auch anders. Vor den Augen der Verdammten wuchs und wuchs ich, drängte sie alle zusammen, bis auch der letzte sein vorlautes Mundwerk halten musste.
    „Du! Rede! Was wollt ihr von mir? Um was geht es eigentlich?“
    Ich bekam tatsächlich Antwort. Bei Satans glühender Peitsche, ausgerechnet Napoleon. Der kleine Franzosenkaiser versuchte sich in Position zu stellen, aber das wirkte hier nur lächerlich. Er führte nicht zum ersten Mal eine Meute an, ich würde wohl dafür sorgen müssen, dass er endlich dauerhaft zur Ruhe kam.
    „Unsere Eingaben und Prozesse vor dem Unordentlichen Gerichtshof für Hass und späte Rache bleiben seit Jahrhunderten liegen. Es ist ein endloser Stau. Und das alles, weil dieser eingebildete Spanier glaubt, er hätte als ehemaliger Papst mehr Rechte, als sie mir zustehen, der ich immerhin Kaiser bin. Sie müssen das ändern, Madame.“
    Welch eine wunderbar höfliche Anrede.
    „Ich verstehe noch immer kein Wort.“
    „Nun, immerhin bin ich der größte Herrscher aller Zeiten, sogar größer als Alexander ...“
    „Wovon redest du? Was ist mit dem Gerichtshof? Es interessiert mich nicht, für wie wichtig du dich selbst hältst. Ich will, dass ihr verschwindet. Alle.“
    Napoleon reckte sich und reichte mir gerade bis zur Hüfte, eine bemerkenswerte Größe, in der Tat.
    Er schaute mich finster an. „Rodrigo Borgia, also Alexander VI., und sein Anhang haben vor dem Gericht geklagt, um sich an all denen zu rächen, die sie am weiteren Unheil unter den Menschen gehindert haben, allen voran della Rovere. Der wiederum hat Gegenklage erhoben, weil er keine Gelegenheit hatte, den Borgia selbst umzubringen.“
    „Ja und? Es ist doch völlig normal, dass hier unten solche Prozesse geführt werden. Selbst wer gewinnt, hat verloren, wir sind schließlich in der Hölle. Wo ist also das Problem?“
    Napoleon überlegte offenbar gerade, ob er mich ins Bein beißen sollte, unterließ es aber. „Die Anwälte verzögern den Prozess, rufen hunderte von Zeugen auf und lassen uns gar nicht mehr an die Reihe kommen. Immerhin warte ich schon mehr als zweihundert Jahre darauf, meine genialen

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