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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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Strategien darzulegen und die entscheidende Schlacht gewinnen zu können, um mich an meinen Feinden zu rächen.“
    „Darauf kannst du meinetwegen auch noch zweihundert Jahre länger warten, du hast Zeit. Hier in der Hölle herrscht geordnete Bürokratie, das dauert eben ein bisschen länger“, erklärte ich trocken. „Seid ihr etwa alle aus dem gleichen Grund hier?“
    Warum fragte ich eigentlich? Der Unordentliche Gerichtshof für Hass und späte Rache war nur für die großen Tiere zuständig; Päpste, Herrscher, Massenmörder, Inquisitoren oder Konquistadoren zum Beispiel. Sie waren verdammt dazu, ihre Taten wieder und wieder neu verhandeln zu lassen, um immer wieder mit ihren Fehlern konfrontiert zu werden, und nur selten drängten sie sich danach. Wer dort erschien, hatte seine Zeit im reinigenden Fegefeuer hinter sich und häufig schon eine Aufgabe zugewiesen bekommen, die oft genau das Gegenteil von dem war, was derjenige zu Lebzeiten angestrebt hatte. Das Gericht entschied dann darüber, ob er eine zusätzliche Verschärfung bekam, seine Rache an anderen verdammten Seelen ausüben konnte, was ebenfalls eine zusätzliche Verschärfung der eigenen Qualen bedeutete, oder einfach vergessen wurde. Das war für die meisten das schlimmste Urteil und wurde relativ häufig angewandt.
    Ich kümmerte mich selten darum, das erledigte der Chef sonst persönlich. Wo steckte Satan überhaupt, dass diese Seelen alle zu mir kamen?
    Erst einmal wollte ich wieder meine Ruhe haben. „Ihr werdet sofort alle von hier verschwinden“, befahl ich. „Was fällt euch ein, mich mit solchen Nichtigkeiten zu belästigen? Ihr seid in der Hölle, schon vergessen? Hier habt ihr alle Zeit des Universums, und wenn ihr noch zweitausend Jahre warten müsst, dann werdet ihr das tun, verstanden?“
    Trotzig blickten mich einige an, Richard III., Philipp der Schöne, Isabella von Kastilien. „Verstanden?“, fragte ich ganz leise, und sie knickten ein.
    „Ja, Samtara“, kam es zögernd.
    Einer nach dem anderen verschwand.
    Ich rief über den Computer – eine genial teuflische Erfindung, die allen Nutzern die Zeit stiehlt – den Anschluss des Satans auf. Er war nicht in der Hölle, er umgarnte auf der Erde gerade den leitenden Mitarbeiter einer Softwarefirma.
    Ich sage doch, der Computer ist eine teuflische Entwicklung. Satan flüsterte diesem Kerl ein, wie er immer bessere Anwendungen erstellen konnte, um immer mehr Menschen zu kontrollieren. Große Klasse, kann man nicht anders sagen, und die Menschen folgen gehorsam wie eine Horde Lemminge.
    Aber deswegen blieb die Arbeit wieder mal an mir hängen.
    Der Borgia, hatte Napoleon gesagt. O ja, den kannte ich. Nur wenige wussten, dass ich in einem meiner menschlichen Leben seine Tochter gewesen war. Mein Fluch war es nicht nur, auf ewig in der Hölle zu dienen, ich musste auch von Zeit zu Zeit ein Menschenleben führen. Sehr lästig sowas, das dürfen Sie mir glauben.
    Ich würde mal nachsehen, was da vorging. Kain und Abel sortierten noch immer ihre Knochen.
    „Nun beeilt euch, sonst helfe ich nach. Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt aufpassen? Wozu dient ihr nutzlosen Knochengestelle, wenn nicht, um mir den Rücken freizuhalten?“
    Der größte Vorteil der beiden ist ihre Schweigsamkeit. Sie tun alles, was ich sage, verfügen über bemerkenswerte Kräfte, aber sie sprechen nicht, sie können es nicht.
    Die beiden Skelette standen endlich wieder komplett da – nein, Kain fehlte eine Rippe, ich schaute mich genervt um. Sie lag unter meinem Schreibtisch. Ich hob sie auf und rammte sie an ihren Platz in der Wirbelsäule, jetzt war er wieder komplett.
     
    *
     
    Der Unordentliche Gerichtshof tagte unter dem Vorsitz von Rasputin. Oje, dieser frömmelnde Bauer war den beiden Anwälten von Klage und Verteidigung hilflos ausgeliefert. Niccolo Machiavelli vertrat Rodrigo Borgia, Marcus Tullius Cicero war auf Seiten von Giuliano della Rovere. Das war nun wirklich Strafverschärfung für alle Seiten. Diese beiden Anwälte waren brillant, keine Frage. Aber sie hörten sich selbst gerne reden und schafften es mühelos, so viele Anträge zu stellen, dass selbst ein klügerer Richter als Rasputin seine Mühe gehabt hätte. Es verwunderte mich nicht mehr, dass der komplette Gerichtshof blockiert war.
    Cicero hatte mehrere hundert Zeugen benannt, die er alle befragen wollte – auch das wunderte mich nicht, schon im alten Rom war er als Anwalt berüchtigt gewesen.
    Gerade hielt er einen längeren

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