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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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dreizehn Gestalten, die das Schiff bevölkern, sind um keinen Deut besser.
    Kapitän Fokke trat mir entgegen, seine Crew geschlossen hinter sich. Jeder von ihnen hatte unter den Fetzen der Kleidung fahlweiße aufgedunsene Haut, drei von ihnen besaßen große Löcher im Bauch, aus denen Ungeziefer herauskrabbelte. Es stank entsetzlich nach verfaultem Fisch und Verwesung, garniert mit moderndem Holz und muffigem Seetang. Alles war schmierig und starrte von Nässe und Schmutz, aber die Piraten schienen sich wohlzufühlen, es hatte bis jetzt jedenfalls keine Klagen über die Arbeitsbedingungen gegeben.
    „Was soll dieser Wisch?“, fragte ich den Kapitän unwillig und hielt ihm den Antrag entgegen. Er schnäuzte sich in die Hand, ich blickte über die zerbrochene Reling aufs Meer.
    „Bei der Post war 'n Schrieb“, bequemte er sich schließlich zu einer Antwort.
    „Und was steht drin?“, fragte ich zunehmend ungeduldig. So ganz nebenbei bemerkte ich, dass meine beiden Knochengestelle Handzeichen mit den Piraten austauschten. Kollaboration unter Geistern? Ich gab Abel direkt neben mir einen Stoß, seine Knochen klapperten, er sortierte sich neu, und meine Diener rührten sich anschließend nicht mehr.
    Der Kapitän reichte mir einen durchweichten Zettel, auf dem die Schrift teilweise verwischt war. Mit einiger Mühe konnte ich den Text doch noch entziffern.
    „Aufgrund der allgemeinen Vorschriften für Fahrzeuge aus Holz, wie auch für Fahrzeuge, die sich auf flüssigem Untergrund voranbewegen, wurde eine Sichtung Ihres Schiffes vorgenommen, bei der zahlreiche Mängel zu Tage gefördert wurden. Ihr Schiff ist nicht verkehrstüchtig und muss daher sofort mit den unten aufgeführten Maßnahmen in einen betriebssicheren Zustand gebracht werden. Im Verweigerungsfall wird die Betriebserlaubnis für weitere Spukeinsätze entzogen. Als vordringliche Maßnahmen gelten: eine Reparatur des Rumpfs, Reparatur und Komplettierung der Takelage, Anschaffung nautischer Instrumente ...“
    Fassungslos ließ ich das Blatt sinken. „Wer hat das geschrieben?“, fragte ich und musste meine Wut zügeln.
    Der Kapitän murmelte etwas vor sich hin.
    „Sprich deutlich, ich verstehe kein Wort“, fuhr ich ihn an.
    „Sicherheitsaufsicht für höllische Gefahrenabwehr“, kam es zögernd.
    Wer hatte denn diese Behörde eingerichtet? Ich jedenfalls nicht, und Satan kümmerte sich nicht um solche Kleinigkeiten.
    Dem musste ich nachgehen und zwar sofort.
    Soweit kommt es noch, dass hier einige Seelen Eigeninitiative entwickeln. Wenn sie zu wenig zu tun haben, kann ich das mühelos ändern.
    Die Besatzung des Fliegenden Holländers wirkte bedrückt, weil es im Raum stand, dass sie ihren Spuk aufgeben mussten. Auch darüber sollte ich mir mal Gedanken machen, die schienen ihre Aufgabe nämlich gern zu machen, und das geht gar nicht.
    „Es bleibt alles so, wie es ist, ihr müsst diese Bestimmungen nicht erfüllen“, ordnete ich an. „Um alles weitere kümmere ich mich selbst.“
    „Jau“, brüllte der Kapitän und stampfte mit dem Holzbein auf. Die Anderen tollten durcheinander und johlten. Wer diese Truppe in einer stürmischen diesigen Nacht sah und hörte, würde niemals die Existenz von Geistern leugnen.
    „Ihr dürft jetzt weitermachen, ich werde euch später Bescheid geben, ob noch etwas verändert werden muss.“
    „Steuermann, lass die Wacht...“, begann einer, seine Kumpane fielen in das Lied ein. Alle zogen sich ein Stück zurück, holten aus den zerlumpten Hemden Flaschen und taten so, als würden sie Rum in sich hineinschütten. Ich machte, dass ich mit Kain und Abel wegkam.
     
    *
     
    In meinem Büro rief ich die unzähligen Abteilungen auf und überprüfte sie, konnte aber nirgendwo diese Sicherheitsaufsicht für höllische Gefahrenabwehr finden. Hatte sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt? Ohne Genehmigung? Fast hätte ich die Sache tatsächlich erst mal beiseitegelegt, doch dann fiel mir auf, dass es mehrere neue Einrichtungen gab, die ich selbst weder eingerichtet noch angeordnet hatte.
    Seltsam, sehr seltsam. Bei keinem dieser neuen Büros konnte ich den Urheber finden. Weder das Büro für interkulturelle Gemeinheiten, noch das Aufsichtsbüro für die korrekte Handhabung des Höllenfeuers oder die Zentrale Aufsichtsplattform für Seelenverbrennung unter ungewöhnlichen Umständen gehörten zu unseren traditionellen Einrichtungen oder gaben einen Hinweis darauf, wer sie angelegt hatte.
    Jetzt wurde ich nicht nur

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