Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
versuche ich alles, um den Pfad des Bösen attraktiv zu machen.
Frage: Wie die augenblickliche Situation auf der Erde und auch die zahlreichen Diskussionen zeigen, sind diese Verlockungen von Ihrer Seite nicht sehr wirkungsvoll, die Kirchen sind wieder voll. Liegt das nun daran, dass die Hölle ein Imageproblem hat, oder ist der Pfad des Bösen unter Ihrer Leitung langweilig geworden? Haben Sie im Laufe der Jahrtausende die Lust an der Arbeit verloren? Oder sind Sie einfach zu alt? Denken Sie daran, die Herrschaft über die Hölle in jüngere, fähigere Hände zu übergeben?
Längst hatte Satan vor Wut einem Feuersturm entzündet, aber er durfte den Reporter nicht töten. Eines unserer Gesetze schützt einen Menschen, der sich in einer solchen freiwilligen Situation befindet. Doch natürlich bekam der Mann keine Antwort mehr auf diese Fragen. Allein die Dreistigkeit, die Möglichkeit anzudeuten, Satan könne amtsmüde oder langweilig sein, war in meinen Augen mutig, dennoch lebensgefährlich. Mein Chef verwüstete praktisch das ganze Gebäude, bevor er von der Erde verschwand und hier unten weitertobte.
Frank hatte das Interview zum Glück direkt extern aufzeichnen lassen, kein Wort davon ging verloren, und die Menschen hatten ein neues Gesprächsthema.
Ich bin sicher, sobald Satan seine Stimme wiedergefunden hat, wird er von mir ein Formular verlangen: Antrag zur vorzeitigen Übernahme einer menschlichen Seele aufgrund bestehender Differenzen und Beleidigungen nach Paragraph 2011 Absatz vier Artikel 97 C.
Ob der große Boss das ebenso amüsant findet wie ich?
Kapitel 15 – Auch Geister haben Rechte
„Steuermann, lass die Wacht...“ So hatte einst Richard Wagner über eines unserer Geheimnisse eine ganze Oper gemacht. Ich sagte schon einmal, dass Satan nicht immer eine glückliche Hand bei der Auswahl seiner menschlichen Vertragspartner hat. Der Fliegende Holländer sollte eigentlich eine Sagengestalt bleiben, die nur zu bestimmten Anlässen auf den Weltmeeren auftaucht. Stattdessen reden die Menschen immer wieder aufs Neue von den ruhelosen Seelen und dem gespenstischen Schiff. Ja, glauben Sie denn, Satan hätte diese Bande aus reiner Willkür dorthin verbannt? Also wirklich, ich bitte Sie! Es handelt sich durchweg um Piraten und Halsabschneider, Mörder – kurzum, den Abschaum, der hier in der Hölle bestens aufgehoben ist.
Weil die Kerle fest aufeinander eingeschworen sind und zu ihrem Kapitän und dem Schiff stehen, hat sich mein Chef entschlossen, alle auf ewig zusammenzuschweißen. Sie sind mit dem Schiffswrack für alle Zeiten, na ja, bis zum jüngsten Gericht, quasi festgebunden. Von Zeit zu Zeit übernehmen sie die Post aus der Hölle, schließlich müssen wir auch die ausgedienten Postbeamten beschäftigen. Die Briefe haben jedoch in der Regel keinen Empfänger, sie werden an den Mast genagelt.
Das alles läuft automatisch ab, um solche Kleinigkeiten muss ich mich nicht kümmern. Dachte ich, bis eine üble Beschwerde bei mir landete.
Die Mannschaft des Fliegenden Holländers beantragt, die neuen Regelungen bezüglich des Brand- und Materialschutzes außer Kraft zu setzen. Wir führen unsere Aufgabe seit Jahrhunderten durch, ohne dass eine ungewollte Gefahrenlage entstanden ist. Wir lehnen diese übertriebenen Schutzmaßnahmen ab. Gezeichnet Bernhard Fokke, Kapitän, und Steuermann Ole Feest für die Mannschaft.
Was, bei Satans glühender Schwanzspitze, wollten die Kerle von mir? Ich jedenfalls habe keine neuen Bestimmungen veranlasst. Ich bin froh, wenn ich diese ungehobelte stinkende Bande nicht sehen muss. Glauben Sie nur nicht, dass die Kerle diesen Antrag selbst geschrieben hatten, sie hatten unter Gewaltandrohung einen unserer Anwälte dazu gebracht. Aber das ist schon in Ordnung, wir sind die Hölle, es gibt keine höflichen Bitten.
Trotzdem war mir unklar, was dieser Antrag zu bedeuten hatte. „Kain und Abel, herkommen, wir müssen einen Besuch abstatten.“
Meine beiden tumben Diener parieren aufs Wort, auch jetzt erschienen sie sofort an meiner Seite. Wir tauchten ohne Zeitverlust auf dem Fliegenden Holländer auf.
Es handelt sich um ein altes Segelschiff, in dessen Rumpf eine Reihe von Löchern Einblick in das Innere gestattet. Einer der beiden Masten ist gebrochen, am anderen, wie auch am übrigen Segelgestänge, hängen die Segel nur noch in Fetzen herunter. Die sechs Kanonen bestehen hauptsächlich aus Rost und werden nur noch durch Flüche zusammengehalten, und die
Weitere Kostenlose Bücher