Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
aufkommenden Protest. „Im Augenblick sehe ich aber keinen Weg, um die Angelegenheit einfach beizulegen. Wenn du einen Vorschlag hast, will ich gern zuhören und darüber nachdenken.“
„Warum denn schon wieder ich?“, grollte ich. „Seid ihr himmlischen Heerscharen dauernd darauf angewiesen, das euch jemand sagt, was ihr zu tun und zu denken habt? Ist denn Eigeninitiative ein komplettes Fremdwort im Himmel? Ach, was rege ich mich über euch auf? Ihr seid eine langweilige Bande, die selbst zum Lächeln eine Erlaubnis braucht. Da sind ja Kain und Abel aktiver.“
Michael antwortete nicht. Er schaute mich einfach nur mit großen Augen an, und seine allgemein hell leuchtende Erscheinung wurde etwas blasser, verlor ein wenig von ihrem Strahlen.
Er war traurig.
Ich versuchte nachzudenken.
„Also gut, der Engel des Todes wird seine Beschwerde nicht zurückziehen, und der Tod leidet unter Einsamkeit, die er mit einem lebenden Menschen bekämpfen will. Die haben offenbar beide nicht mehr alle Knochen im Sack. Ich gehe davon aus, dass der ach so liebreizende Engel des Todes nur zufriedenzustellen ist, wenn der Tod mindestens eine ernste Abmahnung erhält. Das dürfte machbar sein, und ich denke, er wird sich nicht darüber aufregen. Aber er wird diesen Menschen weiter treffen, es sei denn, wir lösen ihn ab. Kein schöner Gedanke. Ich habe keine Lust, viel Zeit mit der Suche nach einem Nachfolger zu vergeuden und ihn dann auch noch einzuarbeiten.“
„Du bist immer so praktisch, Samtara“, behauptete Michael. „In wenigen Worten kannst du das Problem umreißen und dann gezielt nach einer Lösung suchen.“
„Du brauchst mir gar nicht zu schmeicheln, im Augenblick sehe ich noch keine Lösung. Wie wäre es, wenn du mit dem verhinderten Selbstmörder sprichst und ihn davon überzeugst, dass er sofort sterben soll?“
„Ich? Aber ich bin ein Geschöpf des Lichts und des Lebens. Wie soll ich da den Tod bringen?“
„Du sollst den Mann ja auch nicht umbringen. Erzähle ihm meinetwegen, wie toll es bei euch oben ist, aber bringe ihn dazu, zu sterben.“
„Als Selbstmörder kommt man doch nicht in den Himmel.“
„Das weißt du, und das weiß ich, Michael – aber glaubst du ernsthaft, dieser Mensch wüsste das? Oder macht sich etwas daraus?“
„Nein!“
„Was?“
„Nein. Das kann ich nicht tun, ich würde ihn belügen, und das ist doch wohl eher deine Abteilung.“ Er blieb stur.
„Eines Tages werde ich einen Dienstweg finden, auf dem ich dich im Management des oberen Stockwerks verlieren kann.“
Überraschend lachte er leise auf. „Niemals. Die Seraphin und Cherubim achten sehr genau auf die Hierarchien. Im Übrigen liebst du es, dich über mich zu ärgern und mit mir zu diskutieren. Dir würde es fehlen, mich nicht mehr als Prellbock benutzen zu können.“
Welch eine klare Erkenntnis.
„Täusch dich nicht, schließlich gibt es noch eine Menge mehr von euch. Vielleicht suche ich mir Gabriel als neuen Diskussionspartner.“
Wieder dieses sanfte Lachen. Warum hatte es zu meinen Lebzeiten nicht einen Menschen gegeben, der so sanftmütig war und sich um mich kümmerte? Ja, ich weiß – weil es im Buch der Lebensläufe anders verzeichnet war. Schon gut, ich beklage mich nicht länger. Hauptsache, jemand schafft mir diesen Erzengel vom Hals.
„Ich bezweifle, dass Gabriel Freude an solchen Diskussionen hätte, im Gegensatz zu mir“, erklärte Michael.
„Lassen wir das“, wehrte ich ab und überlegte weiter. „Ich habe eine Idee, aber ich brauche deine Hilfe, ohne den kleinen oder großen Dienstweg.“
„Es ist immer wieder erheiternd, mit ihr zusammenzuarbeiten. Dir ist gar nicht bewusst, wie viel Gutes in dir steckt.“
„Du solltest dich vorsehen, mich zu oft zu beleidigen“, warnte ich. „Also gut. Ich muss in die Menschenwelt, und ich will nicht, dass das als ungenehmigter Besuch und Verletzung diverser Verträge angesehen wird. Ich weiß, dass jedes Eindringen registriert wird. Sorge dafür, dass niemand etwas davon bemerkt, dann rede ich mit dem Menschen.“
„Was hast du vor, Samtara?“
„Ein Fehlverhalten zu beseitigen, einen Antrag zu bearbeiten, dir deine Seelenruhe wiederzugeben, und dem Engel des Todes das Maul zu stopfen“, gab ich trocken zurück.
„Ach, Samtara, bitte sei ernsthaft.“
„Michael, geh zum Teufel. Oder nein, besser nicht, du könntest einen Fleck auf deinem makellosen Weiß davontragen. Nun, wirst du mir helfen?“
„Das war keine
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