Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ausreichende Antwort auf meine Frage.“
„Mehr bekommst du nicht.“
Er hob resigniert die Hände. „Wie du willst.“
*
Ich war nur einen Gedanken von Clarke entfernt. Er hockte seltsam verloren auf einer Parkbank und schaute mir erstaunt entgegen. Mit geübtem Blick sah ich, dass er schon längst nicht mehr zur Welt der Lebenden gehörte. Nur deswegen konnte er auch erkennen, dass ich kein Mensch war.
„Wer bist du? Eine Abgesandte des Todes?“
„So etwas Ähnliches. Der Tod hat deinetwegen ein Problem.“
„Meinetwegen? Ach nein, das tut mir leid, er ist so ein freundliches Geschöpf, aber sehr einsam.“
Erinnern Sie mich bitte daran, dass ich eine Abteilung für unheilbar Wahnsinnige einrichte. Vielleicht muss ich mich selbst einweisen.
„Hör zu, du wolltest sterben, und der Tod sollte deine Seele holen. Stattdessen hat er sich mit dir verabredet. So geht das nicht, ihr könnt nicht die kosmische Ordnung durcheinanderbringen. Du wirst also heute noch sterben, und zwar endgültig.“
„Aber dann werden wir uns nicht wiedersehen“, protestierte er. „Dabei habe ich zum ersten Mal im Leben einen richtigen Partner, der mich versteht.“
„Dann hast du auf jeden Fall mehr als ich“, versetzte ich trocken. „Aber es gibt einen Ausweg. Selbstmörder kommen nicht in den Himmel, das weißt du hoffentlich. Ich könnte also den Teufel bitten, eine Ausnahme zu machen, und das Fegefeuer für einen Besucher zu öffnen. Dann könnte der Tod von Zeit zu Zeit zu dir kommen, um mit dir zu reden. Immer vorausgesetzt, er will das auch.“
„Das wäre ... eine Gnade im Unglück“, sagte er fassungslos und strahlte vor Glück über das ganze Gesicht. „Mein Leben lang war ich vom Unglück verfolgt, und im Tod darf ich Hoffnung hegen? Wer bist du, dass ich dir danken kann?“
„Das willst du besser nicht wissen. Soll ich den Tod fragen?“
„Ja, bitte.“
„Lass dir gesagt sein, wenn das einmal so läuft, wird nichts mehr daran geändert. Du brauchst mir also später nicht mit Klagen in den Ohren zu liegen.“
„Bestimmt nicht. Da drüben ist eine Brücke, ich bin dann mal weg.“
„Mach es bloß richtig und vermassel es nicht. – Tod, wo bist du?“
Die düstere Gestalt erschien, die Augen glühten rot auf.
„Du hast es gehört?“, fragte ich ihn.
Er nickte. „Warum tust du das? Du bist die rechte Hand des Teufels, du könntest uns beide mühelos vernichten.“
„Frage besser nicht, ich denke nur mit Entsetzen an den Papierkrieg, den das nach sich ziehen würde. Du hast mir auch jetzt schon Extra-Arbeit beschert. Ich habe bei dir etwas gut, vergiss es nicht.“
Grelles Licht schoss aus den Augen und schärfte die Klinge der Sense.
„Ich stelle mir gerade eure tiefschürfenden Gespräche vor“, meinte ich spöttisch und winkte ab. „Nein, besser nicht. Womöglich bleibt es nicht bei Gesprächen. Nun geh, die Seele wartet auf den Tod. Und danach wirst du dich bei deinem Kollegen, dem Engel des Todes entschuldigen, kapiert?“
Ich ahnte das Nicken mehr, als ich es sah, dann war er weg.
Überraschend stand Michael neben mir. „Eine originelle Lösung, ich hoffe, der Allmächtige hat nichts dagegen.“
„Dann hätte er mich wohl schon gebremst, schließlich weiß er doch alles – oder habe ich was verpasst?“
„Du brauchst gar nicht süffisant zu werden.“
„Wie du meinst. Aber eine Frage habe ich noch, Michael. Eigentlich könnte der Tod selbst die Seelen übergeben, der Engel des Todes ist meiner Meinung nach überflüssig. Kannst du ihn nicht einfach abschaffen?“
Mein Erzfeind lächelte traurig. „Ich bitte dich, Samtara, habe ich dir schon mal den Vorschlag gemacht, deine eigentlich ebenso überflüssigen Diener abzuschaffen? Natürlich nicht. Jeder braucht eine Aufgabe ...“
„... und wer die besseren Beziehungen hat, bekommt die nutzloseren Aufgaben, damit er sich nicht überarbeitet, ist schon klar“, beendete ich seufzend.
Seine Hand streifte mein Gesicht. „Möchtest du die Aufgabe des Engels des Todes übernehmen? Du weißt, für dich ist immer ...“
„Hölle, Tod und Teufel, du hast wohl Federn im Gehirn. Bei Satans glühender Schwanzspitze, ich bleibe, wo ich bin. Bevor ich bei euch um Gnade bitte, reinige ich freiwillig den neunten Kreis der Hölle.“
„Eines Tages, Samtara“, versprach er lächelnd, „eines Tages wirst du anders denken.“
Ich stampfte mit dem Fuß auf den Erdboden, es grollte, ein Spalt voll glühender Lava
Weitere Kostenlose Bücher