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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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verschollen ist. Es war unterwegs, um seine Saat auf einer Welt in einem benachbarten Sternensystem auszubringen.«
    »Aber das ist …«
    »… Sieben- oder achthundert Jahre her«, beendete er Beras Einwand. »Sie müssten Genmodifikationen und andere primitive Techniken beherrscht haben, aber das auf einem Stand, der sogar noch unter dem euren liegt. Wenn das stimmt …«
    Bera rieb sich das Gesicht, noch immer nicht ganz wach. »Was ist aus dem Schiff geworden?«
    »Das weiß niemand. Aus diesem Grund bezeichnet man die Geschichte ja auch als eine Legende und das Schiff als verschollen.«
    »Klugscheißer«, murmelte Bera. »Sprich nicht in Rätseln, Karl. Worauf willst du hinaus?«
    »Deine Leute haben offenbar versehentlich eine bereits besiedelte Welt terraformiert. Und das ist eins der wenigen Dinge, auf deren Verbot sich alle menschlichen Fraktionen verständigt haben.«
    »Nein.« Bera schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Das hätten sie nie getan.«
    »Die Trolle sind die Nachfahren der Pantropisten«, sagte Karl unbeirrt. »Und die Siedler haben sie immer wieder getötet.«
    »Meine Leute würden doch niemals einen Völkermord begehen«, versicherte Bera.
    »Nicht absichtlich«, sagte Karl.
    »Die Trolle sind Tiere, mehr nicht.« Bera zog Karl die Decke fort, wandte ihm den Rücken zu und ließ sich in den Schlaf sinken.

14
    14
    Am nächsten Morgen stieg Staub von dem Pfad jenseits des Salturvatns auf und vermischte sich mit den feinen Schneeflocken, die der Wind über das trockene Land peitschte. Pferdehufe trommelten über den ausgedörrten Boden. Als sie die Weggabelung erreichten, an der Karl und Bera tags zuvor abgebogen waren, hielten die Verfolger kurz an.
    Arnbjorn, der an der Spitze des Aufgebots geritten war, riss sein Pferd zu Ragnar herum. »Den Spuren nach zu urteilen, haben sie den Wüstenweg genommen.«
    »Hast du die Karten?«, fragte Ragnar Orn.
    Orn zog einen Stoß in Leder gebundene Papiere hervor, öffnete ihn und blätterte durch die Seiten, bis er die gesuchte Karte gefunden hatte. »Der Pfad auf dieser Seite führt in die Berge und überquert Eifelheim. Der andere Pfad, den Allman und Bera genommen haben, führt durch die Wüste.«
    Ragnar beugte sich über Orns Schulter, legte eine Hand auf die Karte und maß die Entfernungen zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Wenn wir denselben Weg nehmen, werden wir sie bald eingeholt haben«, sagte Thorir.
    »Halt den Mund«, knurrte Ragnar und ignorierte den verkniffenen Gesichtsausdruck seines Schwiegersohns.
    »Ich hasse es, ihm recht zu geben …«, begann Bjarney.
    »Dann lass es bleiben.«
    »Aber er hat einen Punkt«, fuhr Bjarney unbeirrt fort. »Wir haben Reservepferde dabei und können sie deshalb in regelmäßigen Abständen wechseln. Allmans und Beras Tiere werden dagegen irgendwann erschöpft sein.«
    »Aber sie haben die drei ausdauerndsten Pferde«, gab Ragnar zu bedenken.
    »Jetzt nur noch zwei«, korrigierte Bjarney und erinnerte den Gothi damit an den Pferdekadaver am Ende des Sees. Die Frage, wie lange das Tier bereits tot war, hatte ein heftiges Streitgespräch unter den Männern entfacht. »Wir werden sie einholen.«
    »Irgendwann«, sagte Ragnar. »Aber wir haben nicht unbegrenzt Zeit. Sie hatten zwei Tage Vorsprung, und wir wissen nicht, ob sie durchgehend vom ersten Tageslicht bis spät in die Nacht geritten sind. Unsere Toten auf die Reise nach Walhalla zu schicken, dürfte uns in etwa einen weiteren Tag gekostet haben. Also haben sie jetzt vielleicht schon einen Vorsprung von drei Tagen vor uns, was heißt, dass wir sie niemals vor Jokullag einholen könnten. Nein, wir werden den anderen Weg nehmen.« Er deutete in die Richtung der fernen Berge, die momentan durch Graupelschauer verborgen wurden.
    »Dieser Weg ist riskanter«, erwiderte Bjarney. »Das Gebirge wird nicht von ungefähr Dach der Welt genannt. Lawinen, Höhenkrankheit … Komm schon, Ragnar, warum sollten wir diese Gefahren in Kauf nehmen?«
    Mehrere der anderen Männer stimmten ihm murmelnd zu. Arnbjorn stieß Thorir verstohlen einen Ellbogen in die Seite. »Ich würde an ihrer Stelle lieber den Mund halten.«
    »Ich auch«, sagte Thorir. »Man sollte doch meinen, dass sie mittlerweile erkennen können, wann es gefährlich wird, Ragnar zu widersprechen. Die Art, wie sich sein Gesicht verdunkelt, wie sich seine Kiefermuskeln unter der Haut abzeichnen …«
    »Wie wäre es mit einen Kompromiss?«, fragte Bjarney. Er kratzte an dem Verband um seinen Arm,

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