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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Kälte dampfen.
    Bera strahlte. »Das wird unseren armen Pferden bestimmt nicht gutgetan haben.«
    »Nein«, bestätigte Karl.
    Ihr Grinsen wurde breiter. »Aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht!«
    »Das war das erste Mal, dass ich einen Troll gesehen habe«, sagte Karl einige Minuten später.
    »Es wird garantiert nicht dein Letzter gewesen sein«, versicherte Bera. »Wir haben sie zwar von unserem Land verjagt, aber manchmal treiben sich einzelne Trolle, die zu alt oder krank geworden sind, in der Nähe der Höfe herum, um unser Vieh zu stehlen. Solange sie sich nur an die Felsfresser halten, dulden wir sie. Doch wenn sie beginnen, unsere Schafe oder sogar Menschen zu töten, üben wir keinerlei Nachsicht mit ihnen.«
    »Der Troll auf dem Felsen vorhin …«
    »Was ist damit?«
    »Er hat einen Snawk gefüttert. Mit Blut aus seinem Fuß. Auf die gleiche Art, wie es Yngi mit seinem Snawk getan hat.«
    Bera machte eine wegwerfende Geste. »Wahrscheinlich haben wir uns das von ihnen abgeschaut.«
    »Habt ihr jemals einen wilden Snawk beim Fressen beobachtet?«, wollte Karl wissen.
    »Irgendwer ganz bestimmt, nehme ich an«, erwiderte sie.
    »Ich würde darauf wetten, dass die Leute zwar schon oft gesehen haben, wie die Snawks Beute schlagen, aber nicht, wie sie sie hinterher fressen. Aus welchem Grund sollte sich ein wilder Snawk sonst vom Blut eines Trolls ernähren?«
    Je länger sich der Nachmittag dahinzog, desto trockener und rauer wurde das Land. Die Veränderung war kaum merklich, aber jedes Mal, wenn sie eine weitere Anhöhe erklommen, schien das hügelige Land mit etwas weniger Büschen und Gestrüpp bewachsen zu sein. Gleichzeitig wurde der Wind stärker und wirbelte die ausgedörrte graue Erde zu kleinen Windhosen auf. Bera bastelte zwei improvisierte Mützen aus Pelz und reichte Karl eine davon. »30 Prozent der Körperwärme verliert man über den Kopf«, erklärte sie. »Ich hätte schon früher daran denken müssen.«
    Karl setzte sich seine Mütze auf und kam sich dabei irgendwie albern vor. »Es ist ein hartes Leben«, sagte er nach einer Weile.
    »Es kann hart sein«, bestätigte Bera, »aber manchmal ist es auch angenehm, besonders im Sommer.«
    »Trotzdem, zwei Jahrhunderte lang notdürftig zu überleben, während alles um einen herum allmählich kaputtgeht und man gezwungen ist, seine begrenzten Ressourcen in einem nahezu in sich geschlossenen System ständig wiederzuverwerten …«
    »Deshalb haben wir gehofft, du wärst der Vorbote einer größeren Gruppe von Gestaltern«, sagte Bera. »Und ich denke, dass es genau das war, wovor sich Ragnar gefürchtet hat. Denn sollte so eine Gruppe bei uns eintref fen, welche Rolle würde er dann für die Fremden spielen? Dann wäre er lediglich irgendeiner unter vielen anderen lokalen Häuptlingen.«
    »Warum haben sich deine Leute eigentlich überhaupt hier angesiedelt?«
    Führende Köpfe im Terraforming-Rat gründeten eine radikale reaktionäre isländische Sekte – einer der taktischen Eskalationsschritte, die letztlich in der Langen Nacht gipfelten. Karl, der sich für eine Weile nicht mehr der schattenhaften Präsenz des Downloads bewusst gewesen war, der ihn unablässig belauschte, wurde von Lokis Einwurf aufgeschreckt. Natürlich war Loki ständig anwesend und wusste immer, was geschah.
    »Laut dem Orakel haben sich etwa 20000 isländische Siedler hier niedergelassen«, berichtete Bera. »Sie wurden von einem Mann namens Asgeir Sigurdsson angeführt. Es gab genug Leute auf Island, die wie er das Gefühl hatten, überall sonst fehl am Platz zu sein, die glaubten, dass unsere Sprache verarmen, unsere Sitten in Vergessen heit geraten und die Reinheit unserer ethnischen Wurzeln verwässert werden würde. Also schlossen sie sich ihm an.«
    Die Leidenschaft in ihrer Stimme überraschte Karl. »Dann würdest du Isheimur also gar nicht verlassen wollen, selbst wenn du es könntest?«
    Bera warf den Kopf zurück, als hätte er ihr irgendetwas Stinkendes unter die Nase gehalten, und verzog das Gesicht. »Lass uns erst mal dein verschollenes Schiff finden und deinen Leuten eine Nachricht schicken«, sagte sie ausweichend.
    »Trotzdem, was würdest du denn gern tun, falls jemand unsere Nachricht auffängt und uns rettet?«
    Es dauerte eine Weile, bevor Bera antwortete. »Ich habe mir gedacht … Sollten tatsächlich Leute von einer anderen Welt nach Isheimur kommen, könnte ich als so eine Art Verbindungsglied zwischen ihnen und meinen Leuten fungieren. Aber

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