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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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lang mit großen Augen hinterher und schloss sich ihr dann an.
    Genauso plötzlich, wie er sich in Bewegung gesetzt hatte, blieb der Glamurbak auch wieder stehen und begann, in der Erde zu wühlen.
    Bera wich dem Sand aus, den die schuppige Kreatur mit den Vorderbeinen hinter sich warf. »Ich glaube, dass er nach Knollen gräbt. Die Sandurlunds bauen ihre Nester immer in der Nähe von Knollen.«
    Coeo stieß ein aufgeregtes Quietschen aus und schüttelte ein winziges sich windendes Tier, bevor er es sich in den Mund warf.
    »Bleiben wir heute Nacht hier?«, fragte Karl ihn.
    »Vielleicht, vielleicht nicht.«
    Karl verdrehte die Augen, doch dann breitete er die Plastikplane über einer Bodenmulde aus. Ihre Ränder beschwerte er mit Sand und kleinen Steinen. »Darauf wird sich das in der Luftfeuchtigkeit enthaltene Wasser in kleinen Tröpfchen niederschlagen«, erklärte er.
    »Sofern es hier überhaupt Luftfeuchtigkeit gibt«, schnaubte Bera.
    »Luft enthält immer eine gewisse Feuchtigkeit«, versicherte Karl. »Sogar mitten in der Wüste.«
    Mittlerweile war es fast völlig dunkel geworden. Sie breiteten ihre Felle aus, nahmen ihr aus kaltem Fleisch bestehendes Abendessen ein und versuchten, das unablässige Grunzen des Glamurbaks und das leise Quieken aus dem Sandurlundnest zu ignorieren. Normalerweise hätte Karl ein Dutzend Fragen gehabt, aber sein Gehirn war vor Erschöpfung wie betäubt.
    Trotzdem fand er nicht in den Schlaf.
    Kurz bevor er endlich doch noch einschlummerte, fragte Bera: »Schläfst du?«
    »Ja«, sagte Karl.
    »Bei jedem anderen würde ich das für einen lahmen Witz halten. Bist das du, Loki?«
    Karl seufzte. »Nein, ist er nicht. Das war ein Witz. Oder so was Ähnliches.«
    »Das heißt also, du hast schon geschlafen. Tut mir leid.«
    »Nur halb«, murmelte Karl. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Kannst du auch nicht schlafen?«
    »Nah. Jetzt hat das verdammte Ding zwar aufgehört zu grunzen, aber es macht so laute Geräusche beim Fressen.« Sie hob die Felle an, unter denen Karl lag, schob sich mit dem Rücken an ihn und legte sich seinen Arm um den Körper.
    Beide hatten sich seit Tagen nicht gewaschen. Normalerweise sterilisierten die Nanophyten Karls Schweißdrüsen und hielten ihn auch sonst sauber, doch er vermutete, dass sie derart mit den diversen anderen Aufgaben beschäftigt waren, die er und Loki ihnen zugewiesen hatten, dass er wahrscheinlich genauso sehr wie Bera stank.
    Eigentlich stank sie gar nicht; er empfand ihren etwas ranzigen und leicht moschusartigen Körpergeruch sogar auf eine merkwürdige Weise anziehend. Ohne sich richtig bewusst zu werden, was er tat, fuhr er ihr mit der Zunge seitlich über den Hals und genoss den salzigen Geschmack ihres kalten Schweißes.
    »Mach bloß keinen Blödsinn«, sagte sie leise, drückte ihm aber gleichzeitig das Hinterteil fester in den Schritt, und Karl sah sich gezwungen, die Nanophyten anzuweisen, einen Teil seines Blutes aus dieser Körperregion abzuziehen. »Nur wie Bruder und Schwester«, fügte sie schläfrig hinzu, was sie allerdings nicht davon abhielt, seine Hand zu nehmen und sich auf ihre Brust zu legen.
    Hier auf Isheimur scheint man ja einen ganz besonders innigen Umgang mit seinen Geschwistern zu pflegen, dachte Karl und grinste, verkniff sich aber jeden Kommentar. Inzest stellte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein ernstes Problem in all den kleinen isolierten Gemeinden dieses Planeten dar.
    Gerade in ruhigen Momenten wie diesem vermisste er Karla, Lisane und Jarl ganz besonders. Dann stiegen seine Zweifel, ob er sie jemals wiedersehen würde, wie vergessene Wasserleichen vom Grund eines Sees aus den Tiefen seines Unterbewusstseins an die Oberfläche.
    Vielleicht musste er den Rest seines Lebens auf dieser kalten trostlosen Welt verbringen. Wenn die Wirkung der letzten Verjüngungsprozedur verflog, würden ihm vielleicht nur noch fünfzig Jahre statt drei oder vier Jahrhunderten bleiben, in denen er versuchen musste, sich einer Gesellschaft anzupassen, deren Angehörige derart mit dem bloßen Kampf uns Überleben beschäftigt waren, dass sie keine Zeit für irgendwelche Annehmlichkeiten fanden.
    Offenbar hatte er laut geseufzt, denn Bera streichelte seine Hand und nuschelte: »Wassn los?«
    »Hab mir grad vorgestellt, was werden soll, wenn das hier nicht funktioniert. Wenn die Winter Song außer Betrieb oder gar nicht da ist …«
    »Was machst du dann?«, fragte Bera.
    »Keine Ahnung.«
    Sie drehte sich

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