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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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sie das zottige Gesicht wieder in den Sandsturm drehte. Die Vibrationen, die ihn durchliefen, verrieten ihm, dass Coeo eine Art Lied angestimmt hatte.
    »Er sucht hinter einem erwachsenen Glamurbak Schutz!«, rief Bera, als sie sich dem Troll näherten. »Ich hätte nie damit gerechnet, jemals einem von ihnen zu begegnen!«
    Coeo winkte Karl und Bera zu sich. Sie kauerten sich hinter den Glamurbak, der sich langsam zu Boden sinken ließ. Ein sonores Grollen erfüllte die Luft.
    »Coeo singt ihn in den Schlaf.« Der Troll unterbrach sein unhörbares Schlummerlied für einen Moment. Der in seiner Stimme mitschwingende Stolz war unverkennbar. Karl fragte sich, ob diese Fähigkeit genetisch in ihm verankert worden war.
    Das würde Sinn ergeben, sagte Loki.
    »Gut zu trinken.« Coeo deutete auf den Schwanz des Glamurbaks. »Nur bei Neumond trinken.«
    »Das ist alle fünf Wochen«, meinte Bera, als du ihr Coeo Worte übersetztest. Im Gegensatz zu Karl schien ihr die Vorstellung, Flüssigkeit aus dem Schwanz eines Tiers zu trinken, keinerlei Probleme zu bereiten. »Schadet ihm das nicht?«
    Loki übersetzte dem Troll die Frage.
    »Wächst bei Erwachsenen nach, nur kleiner«, erwiderte Coeo. »Deshalb begrenzt, wie oft man schneiden kann. Wir warten, schneiden Schwanz ab, wenn Sturm vorbei. Glamurbak jetzt nicht aufscheuchen.«
    Sie duckten sich in den Windschatten der schlafenden Kreatur. Bera versuchte, die Pferde so zu Boden zu ziehen, dass sie dem Sturm das Hinterteil zuwandten. Dann kroch sie auf Händen und Knien zu ihren Begleitern zurück. Ihre Augen tränten, und sie hustete. Der Sturm, der sich mittlerweile zu einem heulenden Orkan gesteigert hatte, fiel erbarmungslos über sie her. Sand drang ihnen in Nase, Augen und trotz der zusammengepressten Lippen sogar in den Mund.
    Karl breitete die Arme aus, und Bera schmiegte sich fest an ihn. Er streichelte ihr Haar und summte ihr eine besänftigende Melodie ins Ohr.

Dritter Teil
    DRITTER TEIL

16
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    »Nicht bewegen!«, befahl Coeo.
    Karl erstarrte. »Coeo sagt, dass wir uns nicht von der Stelle rühren sollen«, flüsterte er Bera zu und fragte sich, ob das auch einschloss, den Mund zu halten.
    Bera gehorchte widerspruchslos. Während der letzten zehn Tage hatte sich Coeo fast unmerklich Schritt für Schritt ihr Vertrauen verdient.
    Neun Tage zuvor …
    Die Abendämmerung brach herein. Dem Sturm ging allmählich die Kraft aus, und der Wind ließ weit genug nach, dass Karl und Bera es wagten, aus dem Windschatten hinter dem geschuppten Glamurbak hervorzukriechen. Karl hielt ein Stück Plastikfolie in den Händen, an dem er während der durch den Sandsturm erzwungenen Rast gearbeitet hatte.
    »Was tut er da?«, fragte Bera.
    Coeo scharrte im Boden herum, aus dem plötzlich ein Schwarm mausähnlicher Tiere hervorquoll, die zu schnell umherflitzten, als dass ein normaler Mensch sie mit den Augen hätte verfolgen können. Karl packte eine der Kreaturen und reichte Bera das zappelnde nackte und blinde Tier.
    »Ein Sandurlund«, sagte sie staunend. »Dann muss es ganz in der Nähe ein Nest davon geben.«
    Coeos Hand schoss blitzschnell vor und schloss sich um eins der kleinen mausartigen Tiere. Er warf es sich in den Mund, fing ein weiteres und bot es Bera an.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich ziehe es vor, wenn sich mein Essen nicht mehr bewegt«, erklärte sie. Als Karl ebenfalls ablehnte, zuckte Coeo die Achseln und schob sich den Sandurlund in den Mund.
    »Das müssen die Arbeiter sein« , sagte Bera. Sie beobachtete die im Sand umherwuselnden Tiere. »Ich habe Aufnahmen davon im Orakel gesehen«, fügte sie hinzu, als Karl fragend die Brauen hob.
    »Das war es nicht, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist.« Es gelang ihm nicht, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Was dann?«, fragte sie. »Was?«
    »Ich habe mir gerade überlegt …«, begann er.
    » O -ha«, unterbrach ihn Bera. »Das hört sich gefährlich an.«
    »… dass du genauso süchtig nach Informationen bist wie ich«, beendete Karl den Satz. »Aber im Gegensatz zu dir hatte ich kein Orakel, das mir meine Fragen beantworten konnte.« Er duckte sich, als Bera den Sandurlund nach ihm warf.
    Der Glamurbak hinter ihnen richtete sich auf und schlurfte, gefolgt von Coeo, schnüffelnd davon. »Wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren!«, rief Bera. Sie ergriff die Zügel der Pferde und zog sie mit sich. Karl sah der ungewöhnlichen kleinen Karawane – Glamurbak, Troll, Mensch und Pferde – einen Moment

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