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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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zu.
    Während der nächsten zwei bis drei Minuten, die sich für Karl länger als jemals zuvor hinzuziehen schienen, diskutierte Coeo in einem derartigen Tempo mit den anderen Humanoiden, dass sich ihre Stimmen immer wieder zu einem unentwirrbaren Summen vermengten, mit dem Karls Sprachennetz nicht mehr Schritt halten konnte.
    Schließlich forderte Coeo seine Begleiter mit einem Winken auf, abzusteigen und näher zu kommen. Die Humanoiden umschwirrten die Pferde; einige gaben anerkennende, andere wiederum missbilligende Laute von sich, die teilweise fast spöttisch klangen. Ihre Vorfahren sind ein Volk von Reitern gewesen, dachte Karl. Gut möglich, dass sie immer noch eine tief verwurzelte Zuneigung für Pferde haben.
    »Sprich langsam und klar«, bat er, als eine der zotteligen Gestalten ihn mit einem Schwall von Fragen überschüttete. Die Autorität, die sie ausstrahlte, ließ ihn ver muten, dass es sich um den Anführer der Gruppe handelte.
    »Warum ihr hier?«, wiederholte der Humanoide langsamer.
    »Wir suchen Götterfall«, erwiderte Karl, wobei er Coeos Bezeichnung für den Ort benutzte, »um ihn zu ehren.«
    »Ihr seid nicht Falsch-Felle?«
    Karl vermutete, dass der Humanoide damit auf den Umstand anspielte, dass die Siedler Kleidung aus Fellen trugen.
    »Ich bin ein …« – Loki suchte mühsam nach dem passenden Begriff – »… Verschollener. Gestrandet. Ich muss erst noch lernen, mich auf dieser Welt zurechtzufinden.« Bei dem Wort »Welt« spannte sich der Körper des Humanoiden an, aber er blieb stumm. »Ich bin ganz allein hier, bis auf meine Gefährtin.«
    »Deine Frau?«
    Karl zögerte. Wie sollte er die Frage antworten? »Ja.«
    »Sie hat ihre Leute verlassen, um mit dir zu gehen?«
    »Ja. Die anderen haben vor uns Angst. Sie hassen uns. Wollen uns töten.«
    Der Humanoiden stieß ein Geräusch aus, das wie das Pfeifen eines kochenden Wasserkessels klang. Karl identifizierte es als ein Lachen. »Klingt ganz nach Falsch-Fellen«, sagte der Anführer. »Kommt mit.«
    »Was ist mit den Pferden?«, fragte Bera. »Wir müssen sie zuerst füttern und tränken.«
    »Wartet, bitte!«, rief Karl.
    Die Pferde befanden sich in einem mitleiderregenden Zustand. Sie hatten seit dem Beginn der Reise ständig an Gewicht verloren. Bera rieb sie mit den Händen ab, während sie fraßen, und summte dabei beruhigend vor sich hin. Karl leerte eine ihrer kostbaren Wasserflaschen in die Plastikplane, mit der sie jede Nacht Kondenswasser auffingen. Die Pferde versuchten, sich gegenseitig wegzustoßen, um an das Wasser zu gelangen, das sie innerhalb weniger Sekunden bis auf den letzten Tropfen ausgesoffen hatten.
    »Soll ich ihnen noch etwas mehr geben?«, fragte Karl.
    »Nein«, sagte Bera. »Letztendlich kommt es darauf an, dass wir und nicht sie unser Ziel erreichen. Im schlimmsten Fall werden wir sie vielleicht töten und ihr Blut trinken müssen.« Karl starrte sie fassungslos an und erschauerte angesichts ihres Blicks, der plötzlich eiskalt geworden war. »Hast du gedacht, diese Reise wäre so etwas wie ein Spaziergang durch einen von euren Parks?«, fügte sie hinzu.
    Er verzichtete auf eine Antwort. Er hatte völlig unterschätzt, wie hart der Ritt werden würde. Wenn man auf Avalon einen bestimmten Ort aus irgendeinem Grund nicht persönlich aufsuchen konnte, meldete man sich dort eben per Funk. Laufen oder Reiten waren Sportarten, die man bestenfalls ein paar Stunden zum Vergnügen betrieb und die nie zu einem derart zermürbenden Marathon ausarteten. Hier aber befand er sich ständig am Rand der Erschöpfung. Ihm tat jede Faser seines Körpers weh. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie es sich anfühlte, keine Schmerzen zu haben.
    Um sich davon abzulenken, wandte er sich an Loki, während die Pferde ihre kümmerliche Ration fraßen, und fragte laut: »Können die Gestalter tatsächlich nicht bemerkt haben, dass die Humanoiden intelligent sind?«
    Möglich, erwiderte Loki in seinem Kopf. Die Siedler verfügen über keine Satelliten, mit denen sie sich einen weiten Überblick verschaffen könnten, nur über die Überreste bodengebundener Beobachtungsstationen, und trotz seiner generellen Trockenheit wird die Sicht auf Isheimur häufig durch Stürme, Schneeschauer und Dunst beeinträchtigt. Wahrschein lich sind die Humanoiden der Ursprung der Legenden über Geister und Gestaltwandler.
    »So sieht es heute aus, aber wie war das damals?«, knurrte Karl. Er ignorierte die verblüfften Blicke der

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