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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ein Stückchen herum, strich ihm über das Gesicht und legte ihre Wange gegen die seine. »Alles wird gut. Wir schaffen dich schon zurück nach Hause. Irgendwie.« Ihre Stimme brach, und er fühlte Tränen auf ihrer Wange.
    »Hey, nicht weinen.« Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, leckte sie von seinen Fingern und kostete den salzigen Geschmack. »Was ist denn?«
    »Entweder du verschwindest irgendwann wieder, oder du sitzt hier elendig fest«, erwiderte Bera. »Ich weiß nicht, was schlimmer wäre.«
    »Du könntest jederzeit mit mir kommen«, bot ihr Karl an.
    »Dein Leben ist nichts für mich. Schau dich doch an, und dann mich. In deiner Welt wäre ich nur eine primitive hässliche Wilde.«
    »Du bist nicht hässlich.«
    »Gut, dann eben unscheinbar.«
    »Versuchst du gerade, mir ein paar Komplimente aus der Nase zu leiern?«, fragte Karl. Er grinste in der Dunkelheit. »Wie wäre es damit: Dein Haar glänzt so dunkel wie die Schwingen eines Raben, deine Augen sind klar wie Bergseen, deine Haut ist weich wie Samt.«
    Bera schniefte und wischte sich die Nase. »Freya, bist du gut! Kein Wunder, dass sich die anderen Frauen gleich bei deiner Ankunft nass gemacht haben.«
    »Haben sie das? Ich habe die Dummköpfe gar nicht beachtet. Ganz im Gegensatz zu dir.« Sie ist noch ein junges Mädchen, dachte er. Spiel nicht mit ihren Gefühlen!
    »Süßholzraspler.« Bera kicherte. Gleich darauf seufzte sie wieder. »Ich mag dich wirklich, Karl.«
    »Das will ich doch schwer hoffen«, erwiderte er. »Ich würde mir Sorgen machen, wenn eine Frau mit einem Mann, den sie nicht mag, um den halben Planeten zieht. Und wofür es auch immer gut sein mag, das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Nein«, sagte Bera. »Ich meine, ich mag dich wirklich, wirklich sehr.«
    »Oh«, machte Karl. »Oh.« Er fragte sich, was er darauf entgegnen sollte, und beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich muss mir mindestens ein Dutzend Mal am Tag in Erinnerung rufen, dass ich verheiratet bin, weißt du. Ich versuche wirklich …«
    Bera legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Das spielt keine Rolle, du dummer Mann. Du bist dort verheiratet, nicht hier. Wenn es nur darum gehen würde, hättest du mich schon in der ersten Nacht haben können. Aber so gerne ich das auch hätte, ich kann es nicht.« Sie atmete tief ein. Ihre Kehle zitterte. Karl spürte ihr Herz unter seiner Hand rasen. »Allein schon darüber zu sprechen … Ich bringe kaum einen vernünftigen Satz zustande, mein Mund wird trocken, ich schnappe nach Luft. Seit mein Baby …«
    Diesmal war es Karl, der sie zum Schweigen brachte. »Dann machen wir eben einfach so weiter wie bisher. Das ist besser, als alles zu verändern und uns damit nur gegenseitig wehzutun. Schlaf jetzt.«
    Für ihn schien die Nacht endlos zu sein. Beras Atem ging dagegen ruhig und regelmäßig. Gegen Mitternacht erhellte plötzlich ein lautloser grüner Blitz die Dunkelheit. Einen Moment später flammte ein weißes Licht auf, kälter als Sonnenlicht, aber doppelt so hell, und erlosch gleich darauf wieder. Coeo stieß einen schrillen Schrei aus, Bera aber schlief weiter.
    Ungefähr zwanzig Minuten lang wurde der Himmel von grünen und deutlich seltener von weißen Blitzen durchzuckt, während dort oben die Waffen von Raumschiffen ihre Ziele trafen. Karl verfolgte die über Isheimur tobende Schlacht und hätte am liebsten vor Hilflosigkeit geweint, aber er blieb stumm und reglos liegen. Bera, die zum Glück von all dem verschont blieb, schlief ungerührt weiter.
    Schließlich endete der Kampf, und irgendwann schlief auch der Wind ein. Coeo und der Glamurbak hörten auf zu zetern, und bald darauf stieg Gamasol im Osten über den Horizont.
    Jetzt ging dieselbe Sonne hinter den brotlaibförmigen Vorbergen unter. Auf dem nächstgelegenen Hügel zeichneten sich vor dem wunderschönen, mit roten und violetten Wolkenstreifen verzierten Abendhimmel die Silhouetten von zwanzig bis dreißig Humanoiden ab – Karl hatte schließlich aufgehört, sie in Gedanken als Trolle zu bezeichnen.
    »Wartet«, sagte Coeo.
    Karl legte Bera eine Hand in der Hoffnung auf den Arm, dass er sie notfalls würde beschützen können.
    Coeo glitt inmitten einer Kakofonie aus Sonarechos und schrillen Schreien der Humanoiden hinter Karl vom Rücken des Pferdes und schritt langsam auf seine Artgenossen zu, die Arme mit den geöffneten Händen ausgestreckt.
    »So demonstriert er, dass er unbewaffnet ist«, flüsterte Karl Bera

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