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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ertönte ein lauter Knall. Alle Köpfe fuhren in Richtung des Korridors herum.
    »Was, zum Teufel, war das?«, wandte sich Karl an Loki, ohne zu bemerken, dass er laut gesprochen hatte.
    Doch Loki schwieg. Es kam Karl so vor, als müsste sich der Download so sehr auf seine Aufgabe konzentrieren, dass er nicht einmal die Zeit für eine Antwort fand.
    Wieder ertönte ein Knall, und Arnjorn begann mit verzerrtem Gesicht, seine Sicherheitsgurte zu lösen.
    Karl vernahm ein fernes Heulen. »Bleibt, wo ihr seid!«, rief er.
    Uh-oh, klang Lokis Stimme in seinem Kopf auf.
    Was?, fragte er stumm.
    Der Idiot ist gar kein solcher Idiot, wie es den Anschein hatte, erwiderte Loki. Es ist ihm gar nicht um die Kontrolle über den Reaktor gegangen. Er hat mich getäuscht. In Wirklichkeit wollte er die Zugriffscodes … Er hat die Luke im Dach des Korridors aufgesprengt.
    Das Heulen wurde lauter und steigerte sich zu einem brüllenden Orkan.

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    Der Luftzug heulte, zerrte wie mit gierigen Fän gen an ihnen und lähmte Karl beinahe durch seine Intensität. Seine Nanophyten würden ihn selbst im Vakuum zwei bis drei Minuten überleben lassen, indem sie in den Notfallmodus wechselten und den Druckabfall dadurch kompensierten, dass sie Blut in sein Gehirn und seine Gliedmaßen pumpten. Doch wenn er blieb, wo er war, würde er trotzdem schon bald tot sein.
    Kipp das Schiff um 90 Grad, aber halte die Position!, befahl er Loki. Die Winter Song reagierte.
    Er atmete so lange aus, bis seine Lungen praktisch völlig leer waren, löste die Verschlüsse seines Gurtes und ließ sich auf die Seitenwand der Brücke sinken, die jetzt den Boden bildete. Der heulende Sturm riss ihn mit sich. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass sich die anderen ebenfalls losschnallten. »Bleibt, wo ihr seid!«, versuchte er zu schreien, aber da seine Lunge bereits nahezu luftleer war, kam nicht viel mehr als ein Krächzen über seine Lippen.
    Er hangelte sich durch den offenen Durchgang zum Korridor und weiter zur nächsten Tür. Der Luftstrom zerrte so heftig an ihm, dass er sich beinahe überschlug. Die zweite Tür war aus ihrem Rahmen gerissen worden und in den anschließenden Gang gefallen, vermutlich nachdem der Bordrechner Sprengladungen gezündet hatte, die für Notfälle in den Scharnieren angebracht waren. Erst nachdem ihn der Sog an der Tür vorbeigetragen hatte, wurde Karl bewusst, dass er sich an der Tür festhalten und sie mit sich hätte ziehen können, um damit die klaffende Schleusenluke zu schließen, durch die die Luft heulend ins All entwich. Seine Haut, auf der die Feuchtigkeit durch den rapide abfallenden Druck verdunstete, fühlte sich bereits kalt an. Zwei Türen hatte er bereits verpasst. Mit etwas Glück war noch eine übrig.
    Als der Sog ihn durch den letzten Durchgang vor dem Abschnitt des Korridors mit der offenen Deckenluke riss, hakte er die Fingerkuppen um die Kante des Türblatts, das dort auf dem Boden lag. Die Trägheit der massiven Tür bremste ihn trotz der Schwerelosigkeit so abrupt ab, dass sich die scharfe Kante tief in seine Finger schnitt und Blut hervorquoll, doch er unterdrückte die Schmerzen und konzentrierte sich einzig und allein darauf, nicht loszulassen. Nur so konnte er verhindern, dass ihn der überraschende Aufprall, der ihn in seinem Rücken traf, nicht den Halt verlieren ließ.
    Es war Coeo. Zum Glück bremste Karl den Flug des Humanoiden so stark ab, dass Coeo mit rudernden Armen einen langen aus der Wand ragenden Haltegriff zu packen bekam.
    Kurz darauf prallte Ragnar gegen ihn. Coeo löste eine Hand von dem Wandgriff, und Karl sah, wie sich die Muskeln des Angepassten bis zum Zerreißen spannten, als er Ragnar mit dem freien Arm umklammerte.
    »Hab … euch … gesagt«, keuchte Karl, »… auf Brücke … bleiben …!«
    »Andere … sind geblieben …!«, stieß Ragnar genauso atemlos hervor. Er blutete aus der Nase, sein Gesicht war bleich, die Augen quollen ihm beinahe aus den Höhlen.
    Karl schätzte, dass Ragnar nur die Hälfte seines Lungenvolumens besaß. Ihm blieb vielleicht noch eine Minute Zeit, dann würde es zu spät für den Gothi sein.
    Coeo zog Ragnar so weit zu sich heran, bis der Siedler den Haltegriff erreichen konnte, und sah dann zu Karl hinüber. Karl gab ihm ein Zeichen, worauf Coeo den Griff losließ und auf die Tür zusegelte, an der sich Karl immer noch verzweifelt festhielt. Es gelang ihm, auch seine Finger um die Türkante zu krallen und dem heulenden Sog zu trotzen, der an

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