Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
hätte bewegen können, selbst wenn er gewollt hätte, andererseits aber konnte er auch nicht mehr allzu lange in der gleichen Stellung über dem Bach hocken bleiben. Dazu taten ihm der Rücken und die Beine schon jetzt viel zu weh.
»Drache«, erklärte Bera knapp. »Was auch immer du jetzt tust, tu es sehr, sehr langsam. Keine plötzlichen Be wegungen, sonst könnte er angreifen. Schieb dich so ruck frei, wie du kannst, seitlich zu mir herüber. Nein, sieh ihn nicht an! Beweg dich einfach weiter in meine Richtung, Schritt für Schritt.«
Sie wich langsam zurück, um ihm Platz zu machen, wobei sie den Blick fest auf ihn und nicht auf den Drachen gerichtet hielt.
Karl bewegte sich langsam im Krebsgang weiter und wartete nach jedem Schritt ein paar Sekunden.
»Ich denke, du bist jetzt außerhalb seiner Reichweite«, sagte Bera, nachdem er eine Strecke von etwa zwei Metern zurückgelegt hatte. »Jetzt kannst du nach rechts schauen.«
Ungefähr drei Meter von Karl entfernt befand sich eine blaugrüne Echse mit einem schlangenartigen, rund einen Meter langen Körper, aus dem zwei Stummelflügel hervorragten. »Er sieht großartig aus«, wisperte Karl. »Ist er genießbar?«
Bera lachte. »Wie ein echter Isheimurer gesprochen! Nein, er ist giftig. Sein Verdauungssystem spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff, und … Ach, lass es mich dir demonstrieren!«
Sie ergriff einen Stein und warf ihn auf den Drachen. Die Echse fauchte und wich zurück. Ihre Klauen rutschten über den Kies. Bera warf einen zweiten und einen dritten Stein, worauf das Tier einen tiefen blubbernden Laut von sich gab, der sie kichern ließ. »Hörst du? Er furzt Sauerstoff! Kannst du sehen, wie sich sein Bauch aufbläht? Geh noch ein Stückchen weiter zurück. Der nächste Stein müsste ausreichen.« Sie warf einen letzten Stein.
Der Drache rülpste einen knapp zwanzig Zentimeter durchmessenden Feuerball in ihre Richtung, der das Gras auf seinem Weg ansengte. Karl konnte die Hitzestrahlung auf seiner Haut spüren. Er rümpfte die Nase, als ihm der Gestank von verfaulten Eiern entgegenschlug.
Nachdem der Drache mit schlängelnden Bewegungen davongehuscht war, richteten sich Bera und Karl wieder auf.
»Sie sind äußerst selten«, erzählte Bera. »Wenn du Glück hast, kriegst du vielleicht einen pro Jahr zu Gesicht. Angeblich bringen sie Glück – das heißt, wenn sie dich nicht ankokeln.«
Sie füllten die leeren Wasserflaschen auf, wobei sie der Drache unterbrochen hatte. »Komm, wir müssen weiter«, drängte Bera. »Wir befinden uns immer noch auf Ragnars Land.«
Karl ächzte und drückte die Hände in seinen verkrampf ten Rücken. »Muss wohl die vaskulären Nanophyten neu verteilen«, beantwortete er Beras fragenden Blick. »Und die Neurophyten bei der Gelegenheit dazu bringen, ein bisschen zusätzliches Endorphin in meinem Gehirn auszuschütten, um die Schmerzen zu lindern.« Er legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem dunkelblauen, mit lachsfarbenen und gelblichen Wolken gesprenkelten Himmel empor. Obwohl beide Sonnen bereits vor einiger Zeit aufgegangen waren, war es immer noch ziemlich kalt. Er entkleidete sich. Bera errötete und wandte den Blick ab. »Ich brauche das Sonnenlicht«, erklärte er. Seine Haut nahm einen fast purpurroten Farbton an, als sie auf die Strahlung reagierte. Er erschauerte.
»Bist du jetzt bereit?«, fragte Bera.
Karl nickte widerwillig, obwohl er sich immer noch genauso unbehaglich wie vor etwas mehr als einer Stunde fühlte. Nachdem sie das an Skorradalur grenzende Tal hinter sich gelassen und flacheres Terrain erreicht hatten, hatte Bera auf die graue Stute am Ende der kleinen Schar gezeigt und gesagt: »Steig jetzt in den Sattel von Grainur. Dann kommen wir schneller voran.«
Er hatte mühsam geschluckt. Bis zu diesem Moment war es ihm gelungen, ständig einen Sicherheitsabstand zu den Tieren zu halten.
»Nur keine Angst, die Ponys beißen nicht«, beruhigte ihn Bera. »Sie sind so sanftmütig, wie du es dir nur wünschen kannst.« Sie schmunzelte. »Diejenigen, die es nicht sind, werden von uns verspeist. So entfernen wir die bösartigen Exemplare aus dem Genpool.«
»Und was, wenn ich runterfalle?«
»Dann steigst du eben wieder auf. Es ist ja kein tiefer Fall.«
Irgendwie war es Karl gelungen, sich in den Sattel zu hieven, ohne sich dabei Arme und Beine zu verrenken. »Ich habe noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen«, begann er. »Wird es … ahhh!«
Bera hatte ihrem braun und
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