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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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findet, die sich versteckt haben, gewinnt einen Preis.« Sie ergriff Yngis Hand. »Aber es gibt auch einen Preis für denjenigen, der an jedem Tag dieser Woche als Letzter gefunden wird. Wenn du heute also nicht gewinnst, bist du an der Reihe, dich morgen früh gleich beim ersten Tageslicht zu verstecken.«
    Ein Lächeln machte sich in Yngis Gesicht breit, als er zu verstehen begann. »Dann spielen wir morgen also wie der?«
    »Genau«, versicherte Bera. »Geh jetzt und füttere Render, während wir uns verstecken.«
    Yngi dreht sich um und humpelte davon.
    Bera atmete erleichtert aus. »Warte noch zwei Minuten hier«, hauchte sie Karl zu.
    »Wo willst du denn hin?«, flüsterte Karl zurück.
    »Ich muss noch eine letzte Sache holen. Dauert höchstens zwei Minuten.« Sie machte kehrt und huschte in die Scheune.
    Statt zwei vergingen fast fünf Minuten, und als sie wieder aus der Scheune hervorkam, zog sie drei mit Satteltaschen beladene Ponys am Zügel hinter sich her.
    »Hast du denn den Verstand verloren?«, zischte Karl. »Du stiehlst Pferde?« Er kannte sich gerade gut genug mit primitiven Kulturen aus, um zu wissen, dass der Dieb stahl eines Pferdes für viele ein schlimmeres Verbrechen als ein Mord war.
    Alle drei Ponys hatten eine Schulterhöhe von rund eineinhalb Metern und struppiges Fell. Karl stand wie festgewurzelt da. »Sie sehen nicht besonders groß aus«, murmelte er und beugte sich näher vor, als Bera mit den Tieren an ihm vorbeiging. Bisher hatte er die auf den Weiden grasenden Pferde immer nur von Weitem gesehen und ihre geringe Größe deshalb für eine optische Täuschung gehalten. Und wenn er ehrlich war, hatte er ihnen im Gegensatz zu den Schafen ohnehin kaum Beachtung geschenkt, da es die Aufgabe von Ragnars Fronarbeiter gewesen war, die frei auf den Sommerweiden umherziehenden Pferde nach Skorradalur zurückzutreiben. Erst jetzt erkannte er, dass sie nicht nur kleinwüchsig aussahen, sondern es tatsächlich auch waren.
    »Das sind drei reinrassige isländische Pferde, zusätzlich genetisch optimiert, was sie sogar noch kräftiger als ihre Ahnen macht, die bereits zähe kleine Biester gewesen sind«, erklärte Bera. »Sie können gut 200 Kilo tragen, und das den ganzen Tag lang. Mit ihnen kommen wir sehr viel schneller voran als zu Fuß.«
    Um das Gehöft zu verlassen, mussten sie zuerst den gepflasterten Hofplatz überqueren. Obwohl Bera die Hufe der Pferde mit Stofflappen umwickelt hatte, hallte jeder ihrer Schritte laut von dem Kopfsteinpflaster wider. Karl blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Eins der Ponys trat nach ihm aus und schnaubte, worauf er einen Satz zurück machte.
    Bera kicherte verhalten. »Komm schon, beeilen wir uns.«
    Sie passierten die Lücke zwischen den Häusern. Thorir, der auf dem Wachturm über dem Dach des Hauptgebäudes stand, hatte ihnen wie versprochen den Rücken zugewandt und blickte nach Norden.
    »Das gibt Ragnar die Möglichkeit, uns auch noch des Pferdediebstahls zu bezichtigen«, sagte Karl. »Dadurch hat er eine Entschuldigung, uns mit einer Horde von Männern jagen zu können und mich am nächsten Baum aufzuknöpfen. Und dich vielleicht sogar gleich mit.«
    »Soll ich dir verraten, wie du wieder aus einen isheimurischen Wald herausfindest, wenn du dich in ihm verirrt hast?«, fragte Bera. »Du musst dich einfach nur aufrichten.«
    »Was wir hier tun, ist nicht witzig!«
    Bera sah Karl direkt in die Augen. »Das ist mir durchaus klar. Du rennst einfach blindlings in der Gegend rum und hältst nie einen Moment lang inne, um nachzudenken. Du kommst auf die Idee, mitten im Winter ein paar Tausend Kilometer durch die Wildnis zu marschieren, ohne Kleidung, ohne Proviant und ohne eine verdammte Spur von Hoffnung.«
    »Ich weiß«, gestand Karl kläglich. »Aber mir bleibt kaum eine andere Wahl.« Eigentlich war das so nicht ganz richtig, aber seit er sich den falschen Moment ausgesucht hatte, Ragnar um Hilfe zu bitten, schienen die Dinge immer mehr außer Kontrolle zu geraten.
    »Und trotzdem bemühst du dich immer noch nicht, deinen Verstand zu gebrauchen«, sagte Bera. »Glaubst du wirklich, ich hätte mir nicht meine Gedanken über die ganze Angelegenheit gemacht?«
    »Also gut«, gab Karl zurück.
    Bera lächelte. »Warum, glaubst du, war ich so lange verschwunden?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Karl wurde sich überdeutlich der Rolle bewusst, die er in diesem Stück spielte.
    »Ich habe einige Unterlagen gesucht. Als Ragnar sich bereit

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