Gesund durch Meditation
so noch erschwerend zum normalen Druck des Daseins, der permanent auf uns lastet, dazu. Und schließlich bestimmen auch unsere unbewusst und gewohnheitsmäßig ablaufenden Reaktionen auf Stressauslöser samt unserer unzweckmäßigen Bewältigungsversuche in hohem Grade, unter wie viel Druck wir geraten. Impulsives Reagieren auf vermeintlich existenzielle Bedrohungen verstärkt meistens den Stress, weil es eigentlich harmlose Dinge mit der Zeit häufig erst in echte Probleme verwandelt. Jedes gewohnheitsmäßige Reagieren, bei dem wir uns unserer Verhaltensmuster nicht bewusst werden, nagt an unserer Fähigkeit zum Wohlgefühl und bringt uns ein Stück weiter aus dem Gleichgewicht.
Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie wären die in Abbildung 6 schematisch dargestellte Person. Äußere Ereignisse, die in Form verschiedener Kräfte (umweltbezogene, materielle, gesellschaftliche, soziale, emotionale, ökonomische und politische) zu Auslösern von Stress werden können, sind als von außen auf die Person weisende Pfeile dargestellt. All diese Einflüsse bewirken Veränderungen in unserem Körper und Geist, in unserem Leben und in unserem sozialen Gefüge. Ihre Wahrnehmung und Bewertung in Bezug auf ihr Gefahrenpotenzial geschieht in der Regel spontan und sehr prompt, vor allem unter Extrembedingungen.
Die Veränderungen in Körper und Geist sind aber nicht nur Reaktionen auf die Wahrnehmung und Bewertung dieser äußeren Kräfte. Vielmehr sind Körper und Geist, wie wir alle wissen, selbst Urheber einer ganzen Klasse von Stressimpulsen und physiologischen Reaktionen, die den Organismus beanspruchen und belasten. In der Abbildung werden sie als »innere Stressoren« bezeichnet. Wie wir gesehen haben, können auch unsere Gedanken und Gefühle bedeutende Stressfaktoren sein.
Auslöser von Stress, die über einen längeren Zeitraum hinweg auf uns einwirken, bezeichnen wir als
chronische Stressoren.
Die Pflege eines behinderten oder dauerhaft kranken Angehörigen ist zum Beispiel eine Form von unausweichlichem chronischem Stress, der unter Umständen über viele Jahre fortbestehen kann und eine gewaltige Anpassungsleistung verlangt, damit er beherrschbar bleibt. Andere Auslöser von Stress wirken nur kurz oder zeitweise auf uns ein, wir nennen sie daher
akute Stressoren.
Termindruck, wie die berühmte Abgabefrist für die Steuererklärung, ist ein Beispiel für diese Art Auslöser von Stress, nicht anders als der Straßenverkehr, Verspätungen bei Terminen oder Verabredungen, der Streit mit Partner oder Kind, aber ebenso der Verlust der Arbeitsstelle oder der Tod eines nahestehenden Menschen. All diese Ereignisse können akuten Stress erzeugen, der sinnvolle Anpassung erfordert, damit ein Umgang möglich wird, mit dem schließlich Beruhigung oder Heilung einsetzen kann. Bleibt dieser Bewältigungsprozess aus, kann daraus ein Zustand der Dauerbelastung mit typischen Reaktionsmustern resultieren, die ihrerseits zu chronischen Stressoren werden.
Die Stressforscherin Elissa Epel vergleicht eine Episode akuten Stresses mit einem Sprint. Dieser stellt eine kurzfristige Höchstleistung dar, nach deren mehr oder weniger absehbarem Ende der Organismus idealerweise zu einer ruhigen Grundverfassung zurückkehrt. [14] In Erweiterung der Metapher beschreibt sie chronischen Stress als einen Marathonlauf, der von vielen kürzeren Sprints durchsetzt ist. In einem weiteren, also chronischen Stresskontext tauchen immer wieder akute Situationen auf, die zusätzlichen Einsatz verlangen, wobei die Pflege eines Angehörigen wiederum ein gutes Beispiel ist. Laut Elissa Epel sind belastende Gedankengänge, Sorgen und Grübeleien Formen, über die akute Stressoren chronisch werden können. Die Gedankenmuster werden ihrerseits zu (inneren) Stressoren, die sich zu den äußeren Stressauslösern addieren und damit den Stresspegel insgesamt erhöhen. Dabei verweist sie auch auf den Anteil, den das Grübeln bei der Entstehung von Bluthochdruck durch chronischen Stress hat.
Manche Stressoren wie die fällige Steuererklärung sind absehbar, andere sind es nicht, etwa ein Unfall oder andere unerwartete Ereignisse, mit denen man unvermittelt konfrontiert wird. In der Abbildung stehen die kleinen Pfeile für alle inneren und äußeren Stressauslöser, akute und chronische, wie sie sich
in einem beliebigen Moment
bemerkbar machen. Die schematisch dargestellte Person selbst repräsentiert alle Aspekte des Seins, also den gesamten Organismus als eine
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