Gesund durch Meditation
allem dann der Fall, wenn die Partner von vornherein schlecht zusammenpassen, sich nicht an die neue Form des Zusammenlebens und die damit verbundenen Umstellungen gewöhnen können und nicht in der Lage sind, sich gegenseitig den nötigen Freiraum für persönliche Weiterentwicklung zu gewähren. Der Druck auf die Partner nimmt noch zu, wenn sie den enormen Anforderungen der Elternschaft nicht gewachsen sind und es ihnen nicht gelingt, in die neue Rolle hineinzufinden. Der positive Stress, Kinder zu haben, kann dann leicht in negativen Stress umschlagen.
Welche Wirkung Stress letztlich auf unsere Gesundheit hat, hängt in hohem Maße davon ab, wie wir prinzipiell Wandel in allen seinen Erscheinungsformen wahrnehmen und wie gut es uns gelingt, uns den ständigen Veränderungen anzupassen und dabei unsere innere Balance und einen Sinn für den größeren Zusammenhalt zu bewahren. Und wie gut wir mit Wandel umgehen können, ist wiederum abhängig von der Bedeutung, die wir den Ereignissen in unserem Leben beimessen, von unserer Einstellung dem Leben und uns selbst gegenüber und vor allem von dem Grad, in dem wir uns unsere normalerweise unbewussten und impulsiven Reaktionen auf bestimmte Auslöser bewusst zu machen verstehen. Unsere geistigen und körperlichen Reaktionen auf Stresssituationen im Leben bedürfen ganz besonders der Achtsamkeit. Zugleich zeigt sich gerade in diesem Bereich das Potenzial der Achtsamkeit, unserem Leben eine neue Qualität zu verleihen, am wirkungsvollsten.
19. Gefangen in der Stressreaktion
Genauer besehen sind wir Menschen eigentlich erstaunlich widerstandsfähige Wesen. In der einen oder anderen Form stehen wir die Dinge meistens durch, selbst angesichts der horrenden Ausmaße, mit der die ganze Katastrophe des Lebens uns manchmal trifft, und überleben nicht nur, sondern finden bei allem Stress, Schmerz und Leiden auch noch Momente des Glücks, des Friedens und der Erfüllung. Wir sind Experten im Bewältigen und Problemlösen und gewinnen die Kraft dazu entweder aus purer Entschlusskraft oder aus unserer Kreativität und Phantasie oder auch aus unserem Glauben und dem Gebet; oder aus Geselligkeit und Vergnügungen, mit denen wir unser Bedürfnis nach Sinn und Lebensinhalt, nach Heiterkeit, Miteinander und Abstand zu uns selbst befriedigen; oder aus der Fürsorge für unsere Mitmenschen oder umgekehrt aus der Zuwendung, dem Zuspruch und der Unterstützung, die wir durch Familie und Freunde erfahren. Wir alle aber hängen am Leben und gewinnen daraus nicht die geringste Kraft zum Weitermachen.
Unterhalb der Ebene bewusster Auseinandersetzung mit den mannigfachen Herausforderungen des Lebens gibt es aber noch die ältere Schicht einer unbewussten, biologischen Intelligenz der Selbsterhaltung, die nicht weniger beeindruckend ist, zumindest für Biologen und Neurowissenschaftler. Sie ist in uns wirksam auf der Ebene der Wahrnehmung, der motorischen Reaktionen und allostatischen Mechanismen, von denen einige mit höchster Geschwindigkeit ablaufen. Der Mensch besitzt eine erstaunliche angeborene Fähigkeit, sehr lückenhafte Daten zu vollständigen Mustern zu ergänzen. Diese Gabe ist ein Beispiel für die Weisheit des Körpers und seiner Organe und Funktionen wie Gehirn, Nervensystem, Muskeln, Herz, die alle zum Wohle des Ganzen zusammenwirken. Manche dieser Systeme können in einer akuten Gefahrensituation lebensrettend sein, zum Beispiel wenn das Auto ins Schleudern gerät und buchstäblich die Instinkte »das Steuer übernehmen«, weil keine Zeit zur Überlegung bleibt. Andere sind noch Stunden oder Tage im Anschluss an eine Bedrohung aktiv, um den Organismus nach der Extrembeanspruchung zu regenerieren. In vielen Situationen erweisen sie sich als hochgradig anpassungsfähig, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass sie sich über Jahrmillionen der Evolution zu bewähren hatten. Wir haben also allen Grund, unseren biologischen Automatismen zu vertrauen.
Andererseits ist unser psychophysisches dynamisches Gleichgewicht – unsere gesamte »Allostase« – obgleich hochgradig regenerationsfähig, flexibel und zuverlässig, nicht so stabil, als dass es nicht auf jeder Ebene unserer Physiologie in Fehlsteuerung und Unordnung abgleiten könnte, wenn es über die Grenzen seiner Fähigkeit, sich anzupassen und zweckmäßig zu reagieren, hinaus belastet wird. Eingefahrene Verhaltensmuster, die wir ein Leben lang wiederholen, können unsere Gesundheit zusätzlich untergraben und kommen
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