Gesund durch Meditation
des Nervensystems, der unter anderem die Herzfrequenz, den Blutdruck und das Verdauungssystem steuert. Das
sympathische Nervensystem
wiederum ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der bei der Kampf-oder-Flucht-Reaktion stimuliert wird. Seine Aufgabe besteht in erster Linie darin, die physiologischen Abläufe zu beschleunigen. Das
parasympathische Nervensystem
dagegen, ein anderer Teil des vegetativen Nervensystems, verlangsamt diese Prozesse und dient hauptsächlich sozusagen als Bremse. Die beiden Systeme fungieren also als Gegenspieler, die den Wechsel von Erregung und Erholung des gesamten Organismus steuern. Der parasympathische Teil des vegetativen Nervensystems und insbesondere der äußerst weitläufige Nervus vagus (lat., »umherschweifend«) spielen eine wesentliche Rolle bei unserem Umgang mit Stress. In einer Stresssituation ist bei den meisten Menschen der Tonus des Vagus vermindert, das heißt der Nerv ist weniger aktiv, was einem höheren Maß an Erregung entspricht. Umgekehrt verbinden sich mit einem ausgeprägten Tonus des Nervs Ausgeglichenheit und positive Gestimmtheit. Allein die Verlangsamung der Atemzüge, besonders des Ausatmens als natürliche Folge des Atemgewahrseins kann seinen Tonus anheben, womit während oder nach einer Stresssituation schneller Erholung einsetzt.
Das gesamte vegetative Nervensystem wird vom
Hypothalamus
gesteuert, einer Drüse, die zwischen dem limbischen System und dem Stammhirn liegt. Der Hypothalamus ist die Hauptkontrollstelle des vegetativen Nervensystems und der eigentliche Dirigent dieser großen Orchestrierung. Unterhalb der Großhirnrinde und unmittelbar über dem Hypothalamus liegt das
limbische System,
das aus einer Gruppe hochgradig vernetzter Gehirnareale besteht, zu denen auch Amygdala, Hippocampus und Thalamus zählen. Das limbische System betrachtete man bis vor kurzem als den eigentlichen »Sitz der Emotionen«. Inzwischen gilt diese Vorstellung als teilweise überholt, seit man weiß, dass einige seiner Regionen, so der Hippocampus, wesentlich an höheren kognitiven Funktionen wie Erinnerungs- und räumlichem Vorstellungsvermögen beteiligt sind.
Umgekehrt ist der präfrontale Cortex, also die Stirnseite des Gehirns, nicht ausschließlich Sitz der sogenannten exekutiven, also höheren Hirnfunktionen. Mit diesem entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns verbinden wir im Allgemeinen spezifisch menschliche intellektuelle Fähigkeiten wie vorausschauendes Denken, Impulskontrolle, bewusste Entscheidungsfindung, langfristige Planung und selbstgewählter Belohnungsaufschub. Inzwischen weiß man, dass dieser Teil des Gehirns aufgrund seiner ausgeprägten Verbindungen zum limbischen System selbst großen Anteil am emotionalen Geschehen hat. Die intensive Wechselwirkung zwischen beiden Gehirnarealen spielt bei der Steuerung des eigenen Gefühlausdrucks, der Wahrnehmung fremder Emotionen, der Einflussnahme auf innere Erregungszustände sowie für die emotionale Stabilität unter hoher Belastung eine wesentliche Rolle. [16]
Eine der Hauptaufgaben der verschiedenen Bestandteile des limbischen Systems ist die Funktionssteuerung des Hypothalamus, der seinerseits nicht nur das vegetative Nervensystem und folglich alle Organsysteme steuert, sondern auch das endokrine Drüsensystem und dessen Ausschüttung von Stresshormonen. Dieses umfassende Verbindungsnetz verknüpft letztlich auch Emotionalität und Physiologie und bildet damit die Grundlage für unser Körpergefühl und Körperbewusstsein. Es ermöglicht uns damit, auf innere und äußere Ereignisse koordiniert als ein Ganzes zu reagieren.
Somit ermöglicht die innige Vernetzung des präfrontalen Cortex mit dem limbischen System einerseits ein in sich geschlossenes Lebensgefühl und bietet andererseits die Möglichkeit, sowohl emotionalen Informationsgehalt aufzunehmen als auch unsere eigenen emotionalen Reaktionen zu steuern, und zwar auf der Basis eines tieferen Verständnisses konkreter Situationen und Stressauslöser. Dieses Verständnis wiederum gewinnen wir auf der Grundlage unserer Wertmaßstäbe, unseres Selbstgefühls als Person sowie der Fähigkeit zu gezieltem Gewahrsein und entsprechend einsichtigem Handeln. Kurz, wir sind in der Lage, mit belastenden Lebensumständen besonnen umzugehen und auch unter Stressbedingungen Gleichmut zu bewahren, eine Fähigkeit zu innerem Wohlbefinden, die man auch
Eudämonie
oder Glückseligkeit nennt. Um sie zu entwickeln, bedarf es vor allem der
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