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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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wichtigsten Rollen, die das MBSR -Programm im Leben eines Schmerzpatienten spielen kann – und in der ganzen Gesundheitsversorgung.
    In der Anfangszeit unseres Klinikums, bevor die ihm angeschlossene Schmerzklinik aus Budgetgründen geschlossen werden musste, wurden von dort viele Schmerzpatienten an die Stress Reduction Clinic zur Teilnahme an einem MBSR -Kurs überwiesen. Das entscheidende Kriterium dabei war die Bereitschaft des Patienten oder der Patientin, selbst aktiv etwas zu unternehmen, um mit den chronischen Schmerzen besser zurechtzukommen, insbesondere dann, wenn sich die Medikamente als nur zum Teil wirksam erwiesen hatten. Patienten, die mit der Erwartungshaltung kommen, dass die Ärzte es »richten« oder die Schmerzen »beseitigen«, sind in der Regel weniger für das Achtsamkeitstraining geeignet, denn es fehlt ihnen oft an Verständnis für die Notwendigkeit, Verantwortung für sich zu übernehmen und mit ihren Beschwerden zu arbeiten. Nicht selten kommt es vor, dass Patienten glauben, ihr Arzt wolle den Schmerz für »irreal« erklären, wenn er ihnen einen mehr Geist-Körper-orientierten Ansatz in der Schmerztherapie empfiehlt. Den Hinweis, dass mentale Faktoren bei der Regulierung des Schmerzerlebens eine wichtige Rolle spielen, legen sie so aus, dass der Schmerz »nur in ihrem Kopf«, also eingebildet sei. Die meisten Menschen, die körperlich leiden, erwarten vom Arzt eine Art Reparaturmaßnahme zur Behebung ihrer Schmerzen. Das ist verständlich, wenn man von seinem Körper eine Vorstellung hat, die dem Modell der Maschine nachgebildet ist. Wenn eine Maschine nicht mehr funktioniert, untersucht man das Problem und »bringt es in Ordnung«. Nach dieser Logik geht man mit Schmerzen zum Schmerz-Spezialisten in der Erwartung, dass er das Problem auf ähnliche Weise behebt, wie der Mechaniker es mit dem Defekt am Auto tut.
    Menschen mit chronischen Schmerzen, die ihren kranken Körper wie eine defekte Maschine betrachten und den Arzt als Mechaniker missverstehen, der nichts weiter tun muss, als den Schaden zu finden und zu reparieren, erleben meist eine herbe Enttäuschung. Aus der Sicht des neuen Paradigmas sind Schmerzen nicht einfach ein Problem des Körpers, sondern eine komplexere Systemproblematik. Sowohl äußere als auch innere Sinnesreize werden über die Bahnen des Nervensystems ans Gehirn weitergeleitet, wo sie registriert und zum Beispiel als »Schmerz« interpretiert werden. Erst dadurch kommt im Organismus die örtliche Schmerzempfindung zustande. Wir wissen heute aber von etlichen Leitungsbahnen und Schaltstellen im Gehirn und im zentralen Nervensystem, über die höhere kognitive und emotionale Funktionen auf die Schmerzerfahrung einwirken können.
    Die systemische Sichtweise eröffnet den Ausblick auf eine Vielzahl möglicher Wege, über die wir mit unserem Geist gezielt Einfluss auf die Schmerzerfahrung nehmen können. Darum ist die Meditation ein so wertvolles Mittel im Umgang mit chronischen Schmerzen. Wenn ein Arzt also zur Meditation rät, dann will das nicht etwa besagen, dass es sich um »unechte« Schmerzen handelt, sondern dass Geist und Körper nicht zwei voneinander unabhängige, getrennte Größen sind und dass jeder Schmerz auch eine mentale Dimension hat.
    Die Arbeit mit dem Schmerz in der Meditation
    Manche Menschen haben Schwierigkeiten einzusehen, warum sie versuchen sollen, in den Schmerz
hineinzugehen,
wenn sie doch nichts sehnlicher wünschen, als ihn loszuwerden. Warum nicht ihn ignorieren oder sich ablenken und, falls er zu stark wird, die Zähne zusammenbeißen und ihn aushalten? Ein Grund dafür ist, dass es Situationen gibt, in denen diese Art des Umgangs mit dem Schmerz nicht mehr gelingt. Dann ist es ganz nützlich, noch ein paar andere Tricks auf Lager zu haben, als sich auf Medikamente zu verlassen. Wie verschiedene klassische Experimente nachweisen konnten, werden starke, länger anhaltende Schmerzen effektiver gelindert, wenn man sich auf sie
einlässt,
anstatt sie zu ignorieren, sich abzulenken oder sie einfach zu ertragen.
    Auch wenn Sie sich für eine gewisse Zeit ablenken und sich dadurch Linderung verschaffen können, so führt doch allein der achtsame Umgang mit dem Schmerz zu einer neuen Ebene von Einsicht und Verständnis in Bezug auf Sie selbst und Ihren Körper. Nur von hier aus, nicht aber durch Ablenkung oder Flucht können Sie lernen, Ihre körperliche Verfassung zu akzeptieren und mit ihr zu leben, anstatt sie bloß zu ertragen. Ein

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