Gesund durch Meditation
auch diese Momente nicht solche des Unvermögens, sondern werden Augenblicke der Kreativität, der Geduld und des Zentriertseins im
Nicht-Wissen.
Auch in Zeiten der Desorientierung, Aufregung und Verzweiflung können wir einen kreativen Umgang mit unseren Gefühlen finden, wenn wir bereit sind, in jedem Augenblick bewusst in der Gegenwart zu sein. Das ist der Tanz des Alexis Sorbas im Angesicht der ganzen Katastrophe. Es ist eine Antwort, die uns über die Ebene von Erfolg oder Misserfolg hinausträgt zu einer Weise des Seins, die der ganzen Vielfalt der Erfahrungen unseres Lebens, all unseren Ängsten und Hoffnungen erlaubt, in der Wirklichkeit unseres Lebens zum Ausdruck zu kommen und in jedem Augenblick der wachen Präsenz zu erblühen.
Der Weg der Achtsamkeit hat eine eigene Struktur. In diesem Buch sind wir dieser Struktur im Einzelnen nachgegangen und haben gesehen, wie sie mit Gesundheit und Heilung, mit Stress, Schmerzen und Krankheit, mit all den Höhen und Tiefen des Körpers und des Geistes, mit unserem ganzen Leben verknüpft ist. Achtsamkeit ist ein Weg, der gegangen, eine Haltung, die in täglicher Übung gepflegt sein will. Sie ist nicht bloß eine Philosophie, sondern eine Weise zu sein, die uns erlaubt, jeden Augenblick unseres Lebens in seiner ganzen Fülle zu erfahren. Es ist ein Weg, den sich nur zu eigen machen kann, wer ihn selbst geht. Der Weg der Achtsamkeit ist immer da, stets erreichbar, in jedem Augenblick. Es ist ein lebenslanger Weg, der letztlich nirgendwohin führt – »nur« in Ihr innerstes Sein.
Wir sind am Ende unserer gemeinsamen Reise angekommen, und was sich über das Wesen der Achtsamkeit mit den Mitteln der Prosa ausdrücken lässt, ist gesagt. Was darüber hinaus über ihr Wesen zu erfahren bleibt, erschließt sich am besten in der Stille des eigenen Geistes oder über die Bildkraft der Poesie. Daher soll dieser Moment des Ausklangs dem großen chilenischen Dichter Pablo Neruda und seiner Vision von Stille gehören:
Still-Sein
Wir werden jetzt bis zwölf zählen,
Und dann alle ganz still sein.
Einmal nur wollen wir alle
Nicht in unseren vielen Sprachen sprechen,
Nur für eine Sekunde völlig ruhig sein,
Und nicht so viel mit unseren Händen spielen.
Es wäre ein ungewohnter Augenblick,
Ohne Hektik, ohne den Lärm von Maschinen und Mündern.
In einem einzigen Augenblick
Wären wir alle von einer plötzlichen Befangenheit befallen.
Die Fischer auf den kalten Meeren
Würden keine Wale töten.
Und der Arbeiter in der Saline
Würde seine geschundenen Hände wahrnehmen.
Jene, die Schreibtischkriege führen,
Jene, die mit Feuerwaffen Krieg führen,
Die Siege ohne Überlebende vorbereiten,
Würden saubere Kleider anlegen
Und zusammen mit ihren Brüdern
Im Schatten lustwandeln und nichts tun.
Was mir da vorschwebt möge niemand
Mit völliger Passivität verwechseln.
Die Rede ist vom Leben;
Ich will nicht in den Spuren des Todes wandeln.
Wären wir nicht so einseitig
Auf dauernde Geschäftigkeit eingestellt,
Um den vermeintlichen Schwung
In unserem Leben aufrechtzuerhalten,
Könnten wir nur einmal wirklich nichts tun,
Vielleicht würde eine gewaltige Stille
Diese unsere Traurigkeit unterbrechen;
Die Traurigkeit darüber,
Dass wir uns nicht verstehen
Und uns mit dem Tod bedrohen.
Vielleicht kann die Erde uns lehren,
Dass es den Tod gar nicht gibt,
Wenn alles tot zu sein scheint,
Und sich später zeigt, dass nichts tot ist.
Und nun werde ich bis zwölf zählen
Und Ihr werdet ganz still sein,
Und ich werde hinausgehen.
Nachwort
Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches im Jahr 1990 ist auf vielen Ebenen eine Menge geschehen. Zum einen arbeitet die Stress Reduction Clinic, deren Ansatz hier beschrieben wird, nach wie vor mit großem Erfolg. Dies ist insbesondere der Vision und dem Können meines langjährigen Kollegen und Freundes Saki Santorelli zu verdanken, unter dessen Leitung die Klinik seit dem Jahr 2000 steht. Er hat es in bemerkenswerter Weise verstanden, sie durch eine sehr schwierige und turbulente Epoche in der Medizin zu dirigieren. Im September 2012 konnte die Klinik ihr dreiunddreißigjähriges Bestehen feiern, und mehr als zwanzigtausend Patienten haben während dieser Zeit das Acht-Wochen-Programm durchlaufen. Die jetzigen Lehrer und Mitarbeiter der Klinik mit ihrem unübertroffenen Engagement, die Praxis der Achtsamkeit nachhaltig zu vermitteln, leisten hervorragende Arbeit und bewirken in den Menschen, die das Programm
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