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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Atmung
nachdenken
sollen. Nichts könnte falscher sein. Konzentration auf den Atem bedeutet nicht, über ihn nachzudenken, sondern sich seiner bewusst zu sein und die Gefühle, die mit ihm verbunden sind, in ihrer wechselnden Qualität wahrzunehmen.
    Im MBSR lenken wir die Aufmerksamkeit meist auf die Atemgefühle beim Sichheben und -senken der Bauchdecke, weil dies zu Beginn der Übungen ganz besonders beruhigend und entspannend wirkt. Alle, die beruflich viel mit der Atmung arbeiten, wie Sänger, Musiker, Tänzer und Schauspieler, aber auch Ausübende fernöstlicher Kampfkünste, kennen den Wert der Bauchatmung und haben gelernt, die Aufmerksamkeit in diesem Bereich zu »zentrieren«. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass sie auf diese Weise ein größeres Atemvolumen und eine bessere Atemtechnik entwickeln.
    In der Meditation übernimmt der Atem die Funktion eines uns jederzeit verfügbaren und zuverlässigen Ankers. Indem wir mit dem Atem Kontakt aufnehmen, wo immer er im Körper spürbar wird, versenken wir uns in eine vitale Schicht, die unterhalb der oberflächlichen Erregungen des Geistes liegt, und können so – ohne irgendetwas im Außen verändern zu müssen – in einen Zustand der Entspannung, Ruhe und Ausgeglichenheit »eintauchen«.
    Sobald wir auf einer ruhigen und stabilen Ebene des Geistes angekommen sind, verändert sich die Perspektive schlagartig. Man sieht die Dinge klarer und kann aus einer inneren Balance heraus handeln. Darum ist die Konzentration auf die Bauchatmung so wertvoll: Der Bauch ist buchstäblich das »Zentrum der Schwerkraft« unseres Leibes, ein Zentrum, das weit unterhalb der Turbulenzen unseres »Kopfes« und des denkenden Geistes liegt. Das ist der Grund, warum wir uns von Anbeginn mit der Bauchatmung »anfreunden«, die letztlich nur das Medium ist, über das wir mit dem Gewahrsein selbst eine Verbindung schaffen.
    Jeder Augenblick des Tages, in dem wir unsere Aufmerksamkeit auf die Atmung lenken, wird zu einem Augenblick meditativer Achtsamkeit. Wir stimmen uns auf die Gegenwart ein, spüren in unseren Körper hinein, nehmen mit unseren Gefühlen Kontakt auf, und das nicht nur bei der »Meditation«, sondern mitten im Alltagsgeschehen.
    Manche Menschen finden es hilfreich, die Augen zu schließen, während sie den Atem beobachten. Nötig ist es jedoch nicht. Wenn Sie die Augen lieber offen lassen, halten Sie den Blick ruhig auf die Wandfläche oder den Boden vor sich gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Nehmen Sie von Augenblick zu Augenblick wahr, was Sie wirklich spüren. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit, so gut es eben geht, beim gesamten Vorgang des Einatmens, beim gesamten Vorgang des Ausatmens. Wenn Sie bemerken, dass Ihre Gedanken abschweifen und Ihre Aufmerksamkeit vom Atemgeschehen abziehen, stellen Sie fest,
was
Ihren Geist in diesem Augenblick beschäftigt, und lenken Sie ihn behutsam, aber konsequent zur Bauchatmung zurück.
    Die Zwerchfellatmung
    Viele unserer Patienten erleben eine bestimmte Form der Atmung, bei der sich die Bauchdecke entspannt, als besonders wohltuend; es ist die sogenannte Zwerchfellatmung. Vielleicht atmen Sie bereits auf diese Weise, möglicherweise auch nicht. Falls nicht, werden Sie im Verlauf der Konzentration auf die Bauchatmung Ihr eigenes Atemmuster bewusster wahrnehmen und wahrscheinlich von selbst immer mehr zur Bauchatmung übergehen, die langsamer und tiefer ist als die Brustatmung. Babys atmen noch aus dem Bauch; erst mit den Jahren gewöhnen wir uns die meist kurze und flache Brustatmung an.
    Da das Zwerchfell an jedem Atemablauf beteiligt ist, wird die Zwerchfellatmung besser mit dem Ausdruck abdominale Atmung oder Bauchatmung beschrieben. Um sich den Ablauf dieser Form der Atmung besser vorstellen zu können, ist es hilfreich, sich ein wenig mit dem Vorgang vertraut zu machen, mit dem der Körper die Lungen mit Luft füllt und sie wieder leert.
    Das Zwerchfell ist ein großer, kuppelförmig gewölbter Muskel, der Brust- und Bauchraum voneinander trennt und mit den unteren Rippen verbunden ist (siehe Abbildung 1 ). Beim Einatmen zieht es sich zusammen und wird flacher. Dieser Zug nach unten bewirkt eine Erweiterung des Brustraums, was zu einer Abnahme des Luftdrucks in den Lungen führt. Die einströmende Luft gleicht diesen Unterdruck wieder aus.

    Nach der Kontraktion des Zwerchfells folgt eine Phase der Entspannung. Der Muskel lockert sich und kehrt in seine ursprüngliche, nach oben gewölbte

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