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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Position zurück, wodurch der Brustraum wieder kleiner wird. Der Druck nimmt wieder zu, und infolgedessen wird die Luft aus den Lungen gepresst und durch die Nase oder den offenen Mund ausgeatmet. Bei jedem Atemzug wird also die Luft durch die Kontraktion des Zwerchfells und sein Absinken in die Lungen gezogen und während der Phase der Entspannung, in der sich das Zwerchfell nach oben wölbt, wieder ausgestoßen.
    Sind die Muskeln der Bauchdecke angespannt, trifft das Zwerchfell bei der Kontraktion auf Widerstand und kann sich nicht sehr stark abflachen. Das Resultat ist ein flacher Atem, der überwiegend im Brustraum stattfindet. Bei der Bauch- oder Zwerchfellatmung geht es darum, die Bauchmuskulatur so gut wie möglich zu
entspannen.
Beim Einatmen wölbt sich die Bauchdecke ganz von selbst leicht nach außen, denn das Zwerchfell übt von oben einen sanften Druck auf die Bauchhöhle aus. Es kann sich weiter absenken, das Einatmen verlängert sich, und die Lungen werden mit mehr Luft gefüllt. Beim Ausatmen strömt entsprechend mehr Luft aus, so dass sich der ganze Atemzyklus verlangsamt und vertieft.
    Wer nicht daran gewöhnt ist, den Bauch zu entspannen, findet die Umstellung auf die Bauchatmung anfangs manchmal ein wenig schwierig und frustrierend. Bleibt man aber bei der Bauchatmung, ohne sie zu forcieren, wird sie einem schon nach kurzer Zeit ganz natürlich vorkommen. Kleine Kinder bemühen sich beim Atmen nicht darum, den Bauch zu entspannen, sie sind schon entspannt. Wenn wir älter werden, setzen sich in unserem Körper leicht chronische Verspannungen fest, und es kann eine Weile dauern, bis wir den Dreh heraushaben.
    Für den Anfang ist die folgende Übung hilfreich: Legen Sie sich auf den Rücken oder nehmen Sie in einem Stuhl oder Sessel mit hoher Lehne Platz, schließen Sie die Augen, und legen Sie eine Hand auf den Bauch. Konzentrieren Sie sich ganz auf die Hand, spüren Sie, wie sie sich mit jedem Atemzug auf und ab bewegt. Wenn sie sich im Rhythmus des Ein-und Ausatmens hebt und senkt, machen Sie es richtig. Die Auf-und-ab-Bewegung sollte weder abrupt noch forciert sein und muss auch nicht sehr groß ausfallen. Die Bauchdecke sollte sich wie ein Ballon anfühlen, der sich beim Einatmen leicht füllt und beim Ausatmen leicht entleert.
     
    Wer den Atem regelmäßig beobachtet, entwickelt zu ihm ein völlig anderes Verhältnis. Wir haben bereits gesehen, dass die Einstimmung auf den Atemprozess uns hilft, in unsere Mitte zu kommen. Der Atem
erinnert
uns daran, mit unserem Körper in Kontakt zu sein und auf das zu achten, was wir in diesem Moment erleben. Ebenso können wir den Atem zur Weiterentwicklung unserer Fähigkeit nutzen, über längere Zeit im Zustand innerer Stille und konzentrierter Aufmerksamkeit zu verweilen. Wir steigern unsere Fähigkeit zur Konzentration, indem wir das Vielerlei, mit dem der Geist normalerweise beschäftigt ist, durch ein einziges Phänomen ersetzen, um ihn darauf zu richten: den Atem. Gelingt es während der Meditation, diese Konzentration aufrechtzuerhalten, führt dies schließlich zu einer tiefen Erfahrung der Ruhe und Klarheit. Es ist, als ob dem Atem eine Kraft innewohnte, die sich uns erschließt, wenn wir uns seinem Rhythmus überlassen und ihm einfach folgen, so wie wir dem Verlauf eines Weges folgen würden.
    Etwas buchstäblich so Naheliegendes wie der Atem birgt eine bis dahin völlig unbeachtete Kraftquelle, die die Macht besitzt, unser Leben zu verändern. Es ist gerade die Einfachheit der Übung des Atemgewahrseins, die ihr die Kraft verleiht, uns vom Zwang unablässigen Denkens zu befreien. Yogis aller Zeiten wussten darum, dass der Atem die universelle Grundlage jeder Meditationspraxis ist.
    Mit fortgesetzter Übung machen wir schließlich vielleicht auch die Entdeckung, dass die Atmung gar nicht der wichtigste Faktor in dieser Gleichung ist und nicht in ihr das eigentliche Verwandlungspotenzial liegt, sondern im durch die Atembeobachtung erreichbaren Gewahrsein. Der Atem ist nur ein äußerst hilfreiches Medium, über das wir uns in der Fähigkeit schulen, in Gewahrsein zu verweilen und aus einem im Leib verankerten Gewahrsein heraus zu handeln.
     
    Es gibt grundsätzlich zwei Methoden der Atembeobachtung: die »formale« und die »nichtformale« Übungsmethode. Bei der
formalen
Methode handelt es sich um eine reguläre Meditationssitzung, für die man eine bestimmte Zeit wählt, in der man alle anderen Aktivitäten aussetzt, eine bestimmte

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