Gesund durch Meditation
kommt.
Die Meditation und die Yoga-Übungen am frühen Morgen haben einen positiven Einfluss auf meinen ganzen Tagesablauf. Wenn ich den Morgen damit beginne, in einem Zustand der Stille und Achtsamkeit zu verweilen, mit dem Sein Fühlung aufzunehmen, mich in Ruhe und Konzentration zu üben, dann bin ich während des ganzen Tages achtsamer und entspannter und damit auch besser in der Lage, Stress zu erkennen und konstruktiv mit ihm umzugehen. An Tagen, an denen ich in meinen Körper hineinspüre und mich langsam dehne und strecke, um meine Muskeln und Gelenke zu lockern, habe ich ein lebendigeres und intensiveres Körpergefühl als an den anderen Tagen. Und so spüre ich auch, in welcher körperlichen Verfassung ich bin und ob es etwas gibt, auf das ich besonders achten muss, etwa besondere Verspannungen oder Beschwerden im Lenden- oder Nackenbereich.
Wir überlassen es jedem Einzelnen, mit den Übungszeiten zu experimentieren und herauszufinden, welche Zeit sich am besten in seinen Tagesplan einfügt. Zumindest am Anfang ist es jedoch nicht ratsam, spätabends zu meditieren, da es sehr schwierig ist, die nötige wache Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, wenn man müde ist. Und während der ersten Wochen des Kurses fällt es vielen Teilnehmern selbst tagsüber schwer, beim Body-Scan (siehe Kapitel 5 ) wach zu bleiben, weil sie dabei in einen Zustand tiefer Entspannung kommen.
Ihre Meditationsübung wird nur so intensiv sein wie Ihre Entschlossenheit, den Nebel der Unachtsamkeit aufzulösen. Solange Sie in diesem Nebel herumtappen, fällt es schwer, die Bedeutung der Achtsamkeitsübung zu erkennen und unbewusste Verhaltensmuster aufzudecken. Desorientiertheit, Mattigkeit, Depression oder Ängstlichkeit sind Stimmungslagen, die die Macht besitzen, Ihren Entschluss, regelmäßig zu meditieren, aus den Angeln zu heben. Genau dann ist Ihre Entschlossenheit von größter Bedeutung, denn sie lässt Sie am Meditieren festhalten. Der stabilisierende Impuls, der von regelmäßiger Übung ausgeht, bewährt sich dann auch angesichts eines enormen Arbeitsdrucks und macht Sie widerstandsfähig in Zeiten inneren Aufruhrs, der Verwirrung, Ziellosigkeit und Entmutigung. Aus solchen Zuständen und Gefühlen können sich sogar die fruchtbarsten Meditationsstunden ergeben, wenn Sie nicht versuchen, sie loszuwerden, sondern sie bewusst wahrnehmen und akzeptieren.
Früher dachte ich, dass es allein durch die Kraft und heilende Wirkung der Meditation zu Wandel und persönlichem Wachstum kommen müsse, solange man sich nur regelmäßig und mit Hingabe der Übung widmet. Die Zeit hat mich gelehrt, dass man darüber hinaus ein persönliches Leitbild benötigt, eine Vision seiner selbst, davon, wer oder was man sein könnte, wenn man sich mit seinem ganzen Wesen, mit all seinen Vorzügen und Beschränkungen annimmt. Eine solche Vision vermag den Übenden durch die unvermeidlichen Phasen geringer Motivation zu tragen und verleiht der Meditationspraxis Kontinuität. Ihre persönliche Vision sollte jedoch einigermaßen realistisch bleiben und nicht zu einem verklärten Sehnsuchtsbild eigener Vollkommenheit geraten. Aus unserer Sicht sind Sie so, wie Sie sind, bereits vollkommen, und zwar in dem Sinne, dass Sie, mit all Ihren Unvollkommenheiten, bereits
vollkommen Sie selbst
sind. Und der gegenwärtige Augenblick ist der perfekte Moment, um das zu erkennen.
Für den einen mag dies eine Vision von Vitalität und Gesundheit sein, für den anderen eine Vision tiefer Entspannung, der Menschlichkeit, des Friedens, der Harmonie oder der Weisheit. Stets jedoch sollte die Vision widerspiegeln, was für den Übenden das Wichtigste im eigenen Leben ist, was ihm als fundamentale Voraussetzung dafür gilt, im besten Sinne er selbst, mit sich selbst in Frieden, als Person unversehrt und
ganz
zu sein.
3. Der Atem: ein starker Verbündeter im Heilungsprozess
Dichtung und Wissenschaft sind sich darin einig, dass unser Organismus noch immer dem Pulsschlag vorzeitlicher Rhythmen folgt. Rhythmische Abläufe sind ein Grundzug aller Lebenserscheinungen, angefangen vom Schlagen der Flimmerhärchen einer Bakterie über die wechselnden Zyklen von Photosynthese und Atmung in Pflanzen bis zum Tagesrhythmus unseres Körpers und seiner biochemischen Prozesse. Die Rhythmen unseres Lebens sind in die größeren Rhythmen des Planeten eingebettet – Ebbe und Flut, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoffzyklen der Biosphäre, der Wechsel von Tag und Nacht und der
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