Gesund durch Meditation
langweilig, springt man auch schon auf und hält nach anderem Ausschau, um ihn zu befriedigen. Dieses Prinzip funktioniert auch umgekehrt und mit demselben Erfolg. Rührt sich im Körper das kleinste Unbehagen, meldet er es dem Geist, der sogleich auf Abhilfe sinnt, und ehe man sich’s versieht, ist man wieder auf den Beinen.
Wer sich ernsthaft um innere Ruhe und Entspannung bemüht, wird sich nun vielleicht fragen, warum der Geist, sich selbst überlassen, so schnell gelangweilt ist oder warum der Körper im Nicht-Tun so leicht ruhelos wird und Unbehagen verspürt. Woher stammt der Drang, jeden Augenblick mit irgendetwas auszufüllen? Was steckt hinter dem Bedürfnis nach Unterhaltung, sobald man einmal einen »unausgefüllten« Moment erlebt? Warum widerstrebt es Geist und Körper so, in Ruhe zu verweilen? Was lässt uns aufspringen und agieren, woher diese Unrast und der ständige Drang, etwas zu tun?
In der Achtsamkeitsmeditation versucht man nicht, solchen Fragen nachzugehen. Man beobachtet einfach den Impuls, die Übung abzubrechen oder sich mit Gedanken zu beschäftigen, die im Geist auftauchen. Und anstatt aufzuspringen oder dem nächsten Handlungsimpuls zu folgen, den der Geist uns eingibt, bringt man die Aufmerksamkeit sanft, aber beharrlich zum Bauch zurück und beobachtet den Atem, von Augenblick zu Augenblick.
Grundregeln der Meditation
Die wichtigsten Regeln der Sitzmeditation sind sehr einfach: Man beobachtet den Atem, wie er ein- und ausströmt. Man bringt die ganze Aufmerksamkeit zur
Empfindung
des Einatmens und ebenso zur
Empfindung
des Ausatmens (siehe Kapitel 1 und 3 ). Sobald man bemerkt, dass die Gedanken davon abschweifen, registriert man dies und lenkt die Aufmerksamkeit behutsam zum Atem, zur Bewegung der Bauchdecke zurück.
Bei Ihren eigenen Versuchen werden Sie schon bemerkt haben, dass Ihr Geist ziemlich sprunghaft ist. Und selbst wenn Sie sich fest vorgenommen haben, unter allen Umständen auf den Atem konzentriert zu bleiben, werden Sie bald sehen, dass der Geist ganz woanders ist, dass er abgeglitten ist und den Atem vergessen hat. Sooft wir bemerken, dass unser Geist abdriftet und den Kontakt mit der Gegenwart verliert, stellen wir als Erstes fest, was in unserem Geist vorgeht und uns von der Atembeobachtung abgelenkt hat. Sodann bringen wir unsere Aufmerksamkeit geduldig zur Atmung, zum sanften Sichheben und -senken unserer Bauchdecke zurück. Und auch wenn unsere Aufmerksamkeit hundertmal abschweift, lenken wir sie hundertmal behutsam zum Atem zurück.
Wenn Sie regelmäßig mit Ihren inneren Widerständen arbeiten (anstatt dagegen anzukämpfen), entwickeln Sie Geduld und innere Stärke und üben sich zugleich darin, nicht zu urteilen. Sie kritisieren sich nicht selbst, weil Ihr Geist sich vom Atem gelöst hat, sondern kehren einfach ungerührt zur Atmung zurück, sanft und beharrlich.
Der Umgang mit Unwohlsein und Schmerz
Wenn Sie sich in Ihre Meditationsposition begeben, werden Sie schnell feststellen, dass fast alles geeignet ist, Ihre Aufmerksamkeit vom Atem abzuziehen. Besonders starke Ablenkungsimpulse gehen vom Körper aus. Sobald man bewegungslos in einer bestimmten Sitzhaltung verharrt, stellt sich fast immer nach einer Weile körperliches Unwohlsein ein. Normalerweise reagieren wir auf dieses Unbehagen, indem wir unbewusst ständig unsere Position verändern. In der Meditation jedoch ist es sinnvoll, schon dem ersten Impuls zur Lageveränderung zu widerstehen und stattdessen auf die Empfindungen des Unbehagens selbst unsere Aufmerksamkeit zu richten. Wir eröffnen ihnen einen mentalen Raum, in dem sie das sein dürfen, was sie sind.
Warum tun wir dies? In dem Augenblick, in dem uns unser Unbehagen zu Bewusstsein kommt, bildet es einen Teil unserer gegenwärtigen Erfahrungswelt, der als solcher unsere volle Aufmerksamkeit und Beachtung verdient. Dieser Moment eröffnet uns die Möglichkeit, unmittelbar zu beobachten, was sich abspielt, wenn wir automatisch reagieren. Wir können also den ganzen Prozess verfolgen, wenn der Geist in Erregung und aus dem Gleichgewicht gerät, wenn er abdriftet, sich auf die eine oder andere Weise in Gedankengängen verliert und dabei weit vom Atemgewahrsein entfernt.
Wenn Sie in dieser Weise darauf achten, was in Ihnen vorgeht, dehnen Sie Ihr Bewusstsein auf den Schmerz in den Knien oder im Rücken, auf die Verspannung in den Schultern aus, anstatt darin Ablenkungen zu sehen, die Sie daran hindern, sich auf den Atem zu konzentrieren.
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