Gesund durch Meditation
Ihren Ansichten über Ihre Grenzen und Möglichkeiten und schließlich von Ihrer ganzen Einstellung dem Leben gegenüber.
Die meisten unserer Patienten stellen sich der Herausforderung und nehmen das Risiko auf sich, der »ganzen Katastrophe« ihrer Lebenssituation achtsamer und wohlwollender zu begegnen. Oft überraschen sie sich selbst und ihre Familien mit ihrer neugewonnenen Klarheit und ihrem Mut. In diesem Erfahrungsprozess erleben sie, wie die bisherigen Grenzen weichen und sie zu Dingen in der Lage sind, die sie früher niemals für möglich gehalten hätten, getragen von einem bis dahin nicht gekannten Gefühl der Ganzheit und des Verbundenseins mit sich selbst.
Ganzsein und Verbundensein sind fundamentale Eigenschaften unseres Wesens. Trotz der Narben, die wir aus den Leiden und Verletzungen der Vergangenheit davongetragen haben, ist unsere ursprüngliche Ganzheit noch immer vorhanden, als ein Größeres, in dem auch unsere Narben aufgehoben sind. Keiner von uns muss ein hilfloses Opfer dessen bleiben, was ihm in der Vergangenheit angetan oder vorenthalten wurde oder was er in der Gegenwart zu erdulden hat. Wir sind noch immer das Ganze, als das wir geboren wurden, das Ganze, das wir waren, bevor es seine Wunden empfing und seine Narben davontrug. Stellen wir in der Meditation Kontakt mit dem Sein her, kehren wir in eine Dimension zurück, die in einem tiefen Sinne jenseits der Narben liegt, jenseits der Leiden, der Isolation und der Fragmentierung. Und das bedeutet, dass wir uns, solange wir atmen, vom Leidensdruck alter Traumatisierungen befreien können. Es bedeutet, dass es uns jederzeit möglich ist, Fragmentierung, Angst, Verlust der Geborgenheit, Verunsicherung und selbst Verzweiflung zu überwinden, wenn es uns gelingt, sie mit neuen Augen, den Augen der Ganzheit, zu betrachten.
Vielleicht besteht der wichtigste Teil der MBSR -Arbeit darin, den Menschen zum Glauben an ihre Ganzheit zu verhelfen, sie dabei zu unterstützen, sich wieder als ein Ganzes zu spüren und
in sich selbst
diese tragende Schicht ihres Seins zu entdecken, um aus ihr heraus die Wunde des Getrenntseins, der Isolation und Fragmentierung zu akzeptieren und zu heilen.
Der Körper ist dafür der ideale Ausgangspunkt. Zunächst einmal ist er, wie wir schon gesehen haben, unser ständiger Begleiter. Sodann dient er uns als ein Spiegel der Welt: Was wir aus seiner Funktionsweise lernen, können wir auf viele andere Bereiche unseres Lebens übertragen. Und schließlich bedarf er mehr oder weniger der Heilung. Jeder von uns bringt ein gewisses Maß an seelischer oder körperlicher Verspannung und Verhärtung mit, wir alle haben mehr oder minder schwerwiegende Traumata davongetragen. Wie immer dem auch sei, unser Körper hat uns vieles zu lehren: über Stress, Schmerzen, Krankheit und Gesundheit, über das Leiden und nicht minder darüber, wie man sich von ihm befreit.
Gesund zu sein heißt, ganz zu sein. Daher ist es auch nicht überraschend, dass das Wort
heil
(das eng verwandt ist mit dem englischen
whole
) ursprünglich nichts anderes als
ganz
bedeutet. Ganzsein bedeutet Integration, bedeutet Vernetzung aller Teile eines Systems oder eines Organismus, bedeutet seine Vollständigkeit, und zum Wesen der Ganzheit gehört es, sich im Hier und Jetzt zu verwirklichen. Ein Mensch, der einen Arm oder einen anderen Körperteil verloren hat oder an einer unheilbaren Krankheit leidet, ist auf der Ebene des Seins dennoch ein ganzes und vollständiges Wesen. Um diese Ganzheit zu erfahren, muss er jedoch lernen, seine Behinderung oder Diagnose zu akzeptieren. Dieser Prozess führt zu einer tiefgreifenden Veränderung seiner bisherigen Sichtweise, sei es in Bezug auf sich selbst, auf die Welt, auf die Zeit oder das Leben an sich, und zugleich vollzieht sich in diesem Prozess des Akzeptierens der Dinge, wie sie sind, der Heilungsprozess.
Die Idee der Ganzheit und die Frage, wie sie sich im Leben des Einzelnen verwirklichen lässt, hat viele bedeutende Denker beschäftigt. C.G. Jung hatte in diesem Zusammenhang von der östlichen Tradition der Meditation eine besonders hohe Meinung. Die Frage, wie Ganzheit erreicht werden könne, so C.G. Jung, habe die originellsten Denker des Ostens zweitausend Jahre lang beschäftigt, und die in dieser Hinsicht vom Osten entwickelten Methoden und philosophischen Lehren stellten alle diesbezüglichen Versuche des Westens in den Schatten. Jung verstand sehr wohl den engen Zusammenhang zwischen
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