Gesund durch Meditation
Realität zum Ausgangspunkt zu nehmen.
15. Die Einheit von Körper und Geist: Wie sich Einstellungen, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle auf Gesundheit und Krankheit auswirken
Die Bedeutung von Wahrnehmung und Denken für die Gesundheit
Unsere Denkmuster geben uns vor, auf welche Weise wir die Wirklichkeit wahrnehmen und interpretieren, wie wir mit uns selbst umgehen und auf die Außenwelt reagieren. Jeder von uns hat seine eigene Art, seine Erlebnisse und das, was ihm widerfährt, zu deuten. Aus unseren Denkmustern ergeben sich unsere Beweggründe und die Art unserer Entscheidungen. Sie haben Einfluss auf unser Selbstvertrauen und unseren Handlungsspielraum. Sie bilden den Kern unserer Weltanschauung und die Basis unseres Lebensgefühls.
Unsere Gedanken können in hohem Maße emotionsgeladen sein. Einige von ihnen vermitteln uns positive Gefühle wie Freude, Glück und Zufriedenheit, andere solche der Traurigkeit, Isolation, Hoffnungslosigkeit oder gar Verzweiflung. Häufig wachsen sich unsere Gedankengänge zu ganzen Epen aus, Geschichten, die wir uns selbst über die Welt erzählen, über andere Menschen und uns selbst, über Vergangenheit und Zukunft. Wenn wir ihnen aber wirklich auf den Grund gehen, indem wir achtsam den ganzen Denkprozess mit seinem emotionalen Gehalt verfolgen, stellt sich oft heraus, dass viele unserer Gedanken bestenfalls Halbwahrheiten sind. Häufig sind sie ganz einfach falsch, auch wenn wir fast immer vom Gegenteil ausgehen. Entwickeln sie sich zu typischen Denk- und Verhaltensmustern, können sie uns auf Jahre und Jahrzehnte hinaus in Blindheit gefangen halten. Diese Muster sind von großem Einfluss auf unsere Vorstellung von uns selbst und anderen, auf unser Vertrauen in unsere Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten, sogar auf das Ausmaß an Glücksfähigkeit, das wir uns zutrauen oder absprechen. Denkmuster können verschiedenen Kategorien zugeordnet werden, die sich systematisch erforschen lassen. Man gelangt so zu einer Art Typologie, die eine vergleichende Beobachtung ermöglicht.
Optimismus und Pessimismus – die grundlegenden Filter unserer Weltsicht
Martin Seligman ist Mitbegründer eines neuen Forschungszweigs, der als »positive Psychologie« bekannt geworden ist. Über viele Jahre hat er mit seinen Kollegen von der University of Pennsylvania Personen, die sich aufgrund ihrer Deutung persönlicher Erlebnisse eindeutig einer optimistisch beziehungsweise pessimistisch orientierten Gruppe zuordnen ließen, auf gesundheitliche Aspekte hin untersucht. Zwischen diesen zwei Gruppen gibt es große Unterschiede in der Interpretation der Bedeutung »negativer« Vorkommnisse wie persönliche Niederlagen und Rückschläge, Krankheiten, Verletzungen und andere belastende Ereignisse bis hin zu Naturkatastrophen.
Einige Menschen neigen dazu, negative Vorkommnisse in einen pessimistischen Bedeutungszusammenhang zu stellen. Zu diesem Denkmuster gehört die Neigung, sich selbst die Schuld an jedem negativen Vorkommnis zu geben und zu glauben, dass seine Auswirkungen auf das eigene Leben dauerhaft und umfassend sein werden. Seligman nennt dies den (negativ) »zuschreibenden« Erklärungsstil mit dem »Das-war-schon-immer-so-und-wird-auch-immer-so-bleiben«-Muster. Im Extremfall beschreibt dieses Muster einen hochgradig depressiven und hoffnungslosen Menschen, dessen ganzes Denken um ihn selbst kreist, den Typus des »Schwarzmalers«. Eine charakteristische Weise, auf ein Misslingen zu reagieren, wäre zum Beispiel: »Ich habe immer gewusst, dass ich ein Versager bin, und dies zeigt es mal wieder. Bei mir geht einfach immer alles schief.«
Ein Optimist, dem dasselbe passiert, würde ganz anders reagieren. Optimisten suchen die Schuld nicht grundsätzlich bei sich selbst, und wenn sie tatsächlich für ein negatives Ereignis verantwortlich sind, betrachten sie es eher als ein vorübergehendes Problem, das sich lösen lässt. Sie erleben es als zeitlich begrenzt und in seinen Auswirkungen überschaubar, mit anderen Worten, sie konzentrieren sich auf die
konkreten Folgen
des Ereignisses und neigen nicht dazu, es zu verallgemeinern und zu dramatisieren. Hier wäre eine typische Reaktionsform: »Diesmal ist es schiefgelaufen, aber ich lasse mir etwas einfallen. Beim nächsten Mal klappt es dann.«
Martin Seligman und seine Kollegen zeigen, dass Menschen mit einem stark pessimistisch zuschreibenden Denkmuster im Vergleich zu Menschen mit einem optimistischen Denkkonzept auf negative
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