Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
Vom Netzwerk:
Lazarus, der bekannte, 2002 verstorbene Stressforscher, und seine Mitarbeiterin Susan Folkman, die später mit Nachdruck auf die zentrale Bedeutung der Achtsamkeit für die ganzheitliche Medizin hinwies, schlugen aufgrund ihrer damaligen gemeinsamen Arbeit an der University of California in Berkeley vor, dass es ein ergiebiges Konzept für das Verständnis von Stress als psychologisches Phänomen sein könnte, ihn als
Transaktion
zwischen Mensch und Umwelt aufzufassen. Lazarus definiert psychologischen Stress als eine
»Beziehung bestimmter Art zwischen der Umwelt und einer Person, die in der Bewertung durch diese Person deren Ressourcen übermäßig beansprucht oder übersteigt oder sie in ihrem Wohlergehen bedroht«.
Ein besonders einsichtiger Ansatz, denn er unterstrich die Bedeutung der Bezogenheit und damit auch die entscheidende Rolle, die der Situationsbewertung und der bewussten Wahl zukommt.
    Aus transaktionstheoretischer Sicht bestimmen unsere Sichtweise und unsere Bewertung unserer Probleme darüber, wie wir mit ihnen umgehen und wie stark sie uns belasten. Es bedeutet auch, dass wir sehr viel mehr Einfluss auf potenzielle Stressauslöser haben, als wir normalerweise glauben. Auch wenn es in unserer Lebenswelt immer vielerlei Stressfaktoren geben wird, die sich unserer unmittelbaren Kontrolle entziehen, so können wir doch,
indem wir unsere Perspektive verändern und den Stressoren gegenüber eine andere Haltung einnehmen, auch die Art von Beziehung verändern, in der wir zu einer Stresssituation stehen, und damit das Ausmaß, in dem sie »unsere Ressourcen beansprucht oder übersteigt oder uns in unserem Wohlergehen bedroht«.
    Das Transaktionskonzept erinnert uns ebenso daran, dass wir unsere
Stressresistenz
erhöhen können, wenn wir in Zeiten, in denen wir nicht besonders stark beansprucht oder überfordert sind, vorbeugend an unseren Ressourcen und ganz allgemein an der Verbesserung unseres leibseelischen Wohlbefindens arbeiten, zum Beispiel durch regelmäßige Bewegung, Meditation, ausreichend Schlaf und die Pflege unserer menschlichen Bindungen, um vier der wichtigsten zu nennen. Dies sind unsere biologischen und psychologischen »Reserven«, von denen wir zu gewissen Zeiten zehren und die wir zu anderen Zeiten ansammeln. Der Ausdruck »gesunde Lebensweise« meint eigentlich nichts anderes.
    Unsere
Ressourcen
sind dabei die Summe aus inneren Kräften und äußerer Unterstützung, die uns für die Bewältigung der Wechselfälle des Lebens zur Verfügung steht. Zu den äußeren Ressourcen, die uns gegen Stress abschirmen können, gehört die Unterstützung durch Angehörige und Freunde oder auch durch eine Gruppe von Menschen, in der wir uns aufgehoben fühlen. Zu den inneren Ressourcen zählen zum Beispiel das Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Problembewältigung (also unser Selbstvertrauen), ein positives Selbstbild, unsere generelle Einstellung gegenüber Veränderungen und die damit verbundenen Chancen, unsere Krisenfestigkeit und persönliche Stressresistenz, Religion und Weltanschauung, der Sinn für einen größeren Zusammenhalt und das Vertrauen in die menschliche Gemeinschaft. All diese Potenziale können durch die Übung der Achtsamkeit gestärkt werden.
    Aus der Lazarus-Definition geht hervor, dass wir etwas in irgendeiner Form als bedrohlich
bewerten
müssen, damit es in uns psychologischen Stress erzeugt. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass wir uns sehr oft
nicht im Klaren darüber sind,
wie sehr die Art unserer Beziehung zu uns selbst und unserer Umwelt tatsächlich an unseren Kräften zehrt. So kann unsere Lebensweise in vieler Hinsicht unsere Gesundheit ruinieren und uns körperlich und nervlich zerrütten, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Auch unsere unbewussten negativen Einstellungen und Glaubenssätze, sowohl in Bezug auf andere Menschen als auch auf uns selbst und unsere Möglichkeiten, können uns stark in unserem Reifen und Heilwerden beeinträchtigen und uns daran hindern, in schwierigen Zeiten ein Mindestmaß an Besonnenheit und Initiative aufzubringen. Was unbewusst ist, muss es aber nicht bleiben, und sobald wir unsere Perspektive verändern, können wir auch unsere Reaktionen und damit unser Stresserleben verändern.

18. Nichts ist so sicher wie der Wandel
    Das Konzept von Stress besagt, dass wir auf die eine oder andere Weise ständig gezwungen sind, uns an die wechselnden Anforderungen und Belastungen des Lebens anzupassen. Was von uns vor allem Anpassung

Weitere Kostenlose Bücher