Gesunde Muskeln - Gesunder Körper

Muskelgewebes war Martha endlich schmerzfrei.

     
    Zwei Geschichten, zwei unterschiedliche Strategien. Überlastungsschäden entstehen häufig durch die Kombination verschiedener Faktoren. Beim Karpaltunnelsyndrom geht es in erster Linie um den Druck auf den Medianusnerv im Karpaltunnel. Doch dieser Druck kann direkt vom Karpalband herrühren, von angeschwollenem Gewebe im Tunnel, von angesammeltem Narbengewebe oder von Fremdkörpern.
    Auch hier geht es letztlich um die Kombination von Knochen, Gewebe und Muskeln, die individuell stets verschieden ist. Julie und Martha waren Frauen mit schmalen Handgelenken, was ihre Anfälligkeit an dieser Stelle erhöhte. (Weitere Risikofaktoren sind eine Schwangerschaft mit den dazugehörigen Wassereinlagerungen, genetische Veranlagung und – bei Männern und Frauen gleichermaßen – Traumata.) Julie ist jung, so dass ihr Bindegewebe noch sehr geschmeidig ist. Zudem hält der repetitive Stress noch nicht sehr lange an. Deshalb war es keine große Überraschung, dass ihr Gelenk nur leicht geschädigt war. Das Problem ließ sich durch Behandlung der straffen Muskeln lösen, die die Sehnen und den Muskel reizten, die wiederum auf den Medianus drückten. (Die Überbeanspruchung ging auf Julies Neigung zurück, den Arm beim Tippen einwärts zu verdrehen.) Bei Martha hingegen waren zu viele Faktoren beteiligt. Wenn die Verbindung zwischen Nerv und Muskel derart gestört ist, wird normalerweise operiert. Andernfalls können die Nervenfasern absterben und die Muskeln dauerhaft unbrauchbar werden.
    Andere Patienten benötigen vielleicht andere »Werkzeuge« aus dem »Werkzeugkasten.« Häufig sind falsche Arbeitsgewohnheiten und mangelnde Ergonomie bei Tastatur und Maus zu beheben (siehe Kasten Selbsthilfe auf Seite 221f.). Früher galten Handgelenksschienen oder Armschienen als probates Mittel, um den Karpaltunnel zu entlasten. Inzwischen halten wir und auch die meisten Experten auf diesem Gebiet es für falsch, die Armmuskeln bei der Arbeit den ganzen Tag zu fixieren. Bei Patienten, die ihre Handgelenke im Schlaf durch eine gebeugte Handhaltung belasten, können Nachtschienen jedoch sinnvoll sein.

    Info
Dr. Jennifer Solomon: Karpaltunnelsyndrom
    Die Diagnose Karpaltunnelsyndrom wird zu häufig gestellt. Zu mir kommen vor allem viele Sekretärinnen, die über Taubheit und Prickeln in den Fingern klagen. Sie sind davon überzeugt, dass sie eine Operation am Karpaltunnel benötigen. Ich messe dann, wie schnell der Medianus ein Signal übermittelt, und komme auf ein normales Ergebnis. Wenn ich diese Patientinnen zu Rob schicke und er den Einwärtsdreher löst, tritt eine deutliche Besserung ein. Natürlich drückt mitunter wirklich das Karpalband auf den Nerv, oder es besteht ein Problem im Tunnel. Dann wird operiert. Aber jede Operation hat Risiken wie Narbenbildung, Infektion, Nerven- oder Muskelschäden. Manche Handspezialisten sind mit Handgelenksschienen und einer Kortikosteroidspritze ausgesprochen erfolgreich.
    Eingeklemmter Ellennerv (Kubitaltunnelsyndrom)
    Jeder kennt das Gefühl, sich den »Musikknochen« an der Ellenbogeninnenseite anzuschlagen. Der heftige Schmerz stammt vom Ellennerv, der dort dicht unter der Haut verläuft. Der Ellennerv ist einer von drei Hauptnerven, die entlang des Arms und durch das Handgelenk verlaufen. Wie der Medianus im Karpaltunnel eingeklemmt werden kann, kann es dem Ellennerven im so genannten Guyon-Tunnel ergehen. Anfälliger ist allerdings eine Stelle am Ellenbogen, wo er in eine Furche in der Elle gedrückt wird, die als Kubitaltunnel bezeichnet wird. Das führt zu Prickeln und Taubheit im Ringfinger und im kleinen Finger. Man kann den Ellennerv operativ sehr gut abseits des Kubitaltunnels neu positionieren, doch häufig kann auch eine manuelle Entspannung der verkrampften Ober- und Unterarmmuskeln das Problem beheben. Der Flaschenhals am Gelenk ist nämlich oft nicht das eigentliche Problem. Der Ellennerv kann an vielen Stellen im Arm durch zu feste Muskeln zusammengedrückt werden. Dabei übersieht man häufig den Schulterbereich am Unterschulterblattmuskel, wo der Nerv seinen Ursprung hat (als mittlerer Strang des Nervengeflechts für den Arm, des Plexus brachialis ).
    Operation?
    Verstauchung
    Ein verstauchtes Handgelenk ist eine häufige Verletzung, mit der nicht zu spaßen ist. Wir beobachten sie vor allem bei älteren Patienten, die einen Sturz mit ausgestreckten Armen abfangen wollen, aber auch bei Sportlern, die häufig unfreiwillig