Gesunde Muskeln - Gesunder Körper
in der Kette ist. Wenn das Schultergelenk wegen verspannter Schultermuskeln nicht frei beweglich ist, müssen Ellenbogen und Handgelenk dieses Problem ausgleichen, in diesem Fall durch Überstreckung. Das gilt sowohl fürs Tennisspielen als auch für häusliche Arbeiten mit dem Schraubenzieher. Auch ein muskuläres Ungleichgewicht kann das Problem verschärfen. Bei einem verhärteten oder überentwickelten Bizeps muss der Trizeps sich stark bemühen, den Ellenbogen zu strecken und belastet denselben Bereich des äußeren Ellenbogens.
Der Golferellenbogen, die mediale Epikondylitis, ist eine ganz ähnliche Geschichte. Hier geht es um die Beugemuskeln und -sehnen auf der Vorderseite des Unterarms, die am inneren Auswuchs des Ellenbogens, dem medialen Epikondylus, befestigt sind. Dieser Apparat wird beim Golf, beim Bowling und beim Pitchen stark belastet, aber auch wenn man lange Zeit mit den Händen Werkzeuge führt.
Laut Lehrbuch entstehen bei diesen Sehnenentzündungen wiederholt mikroskopisch feine Risse in den überanstrengten Muskeln und Sehnen, die zu Entzündungen führen (die Endung -itis in Bezeichnungen wie Epikondylitis oder Tendinitis weist immer auf eine Entzündung hin). Wie in Kapitel 3 geschildert ist mittlerweile klar, dass Sehnen sich im Gegensatz zu Muskeln nicht so leicht entzünden. Bei der chronischen Sehnenentzündung bildet sich die anfängliche Schwellung wieder zurück. Der Schmerz geht vermutlich eher auf wiederholte Vernarbungen der Sehne oder reizende Botenstoffe zurück, die von diesen Vernarbungen ausgesondert werden. Beides schränkt die Durchblutung ein und macht das Gewebe brüchiger, was weitere Verletzungen begünstigt. ( Tendinose oder chronische Tendinopathie wären bessere Bezeichnungen für diese Degeneration der Kollagenfasern der Sehne, aber in der Medizin setzen sich neue Begriffe nur langsam durch.) Inzwischen propagieren führende Universitätsärzte neue Behandlungsansätze für geschädigte Sehnen (siehe Kasten Seite 219). In den wenigen Fällen, wo Tennis- oder Golferellenbogen jeder konservativen Behandlung widerstehen, kann ein Chirurg den geschädigten Teil der Sehne entfernen und sie wieder zusammennähen.
Info
PRP-Injektionen
Dr. Jennifer Solomon, Ärztin für physikalische und Rehabilitationsmedizin: »Viele Ärzte behandeln chronische Sehnenschmerzen mit Kortikosteroidspritzen gegen die Entzündung, worauf die Patienten jedoch nicht immer ansprechen. Bei einer Tendinose rühren die Schmerzen nämlich oft nicht von einer Entzündung her, sondern von anderen, reizenden biochemischen Substanzen, die mit der Verletzung zu tun haben. Deshalb ist es wichtiger, das Grundproblem zu lösen.
In den meisten Fällen ist eine Kombination aus manueller Behandlung und anschließender Krankengymnastik der richtige Weg. Es gibt aber auch Patienten, bei denen scheinbar nichts anschlägt. In dieser Gruppe haben wir mit PRP-Injektionen ( platelet rich plasma , ein Teil des Vollbluts mit hoher Thrombozytenkonzentration, auch Eigenplasmatherapie genannt) viel Erfolg. Hierzu nehmen wir dem Patienten Blut ab, verdünnen es, um das nährstoffreiche Plasma zu gewinnen, und injizieren dieses dann in den betroffenen Bereich. So gelangen heilende Nährstoffe ins Sehnengewebe. Ich gehe davon aus, dass dieser Ansatz im kommenden Jahrzehnt für die Behandlung von Arthritis, Bandscheibenschäden und im Muskel- und Skelettbereich genutzt wird, wo wir bisher kaum Fortschritte sehen.«
Quervain-Krankheit
Ruth war schon über 50. Sie arbeitete in einer Fabrik in New Jersey in der Montage, wo sie immer wieder dieselbe Bewegung durchführen musste: Einen Deckel in ein Gerät einhängen und zuklappen. Nach etlichen Jahren verspürte sie ständig dumpfe Schmerzen auf der Daumenseite des Handgelenks. Das war das De-Quervain-Syndrom, eine Reizung und Entzündung der Sehnenscheide, in der verschiedene kleine Muskeln stecken, die den Daumen steuern. Ihr Arzt verordnete eine Handgelenksschiene, die nicht half. Danach erhielt sie Injektionen mit Kortikosteroiden, was die Symptome linderte, allerdings nur ein paar Monate, denn die verkürzten, verhärteten Muskeln blieben unbehandelt. Schließlich wurde die Spannung in den Muskeln, die an der Sehne zogen, manuell gelöst, was den Schmerz nahm. Sobald die Muskeln sich wieder normal bewegen konnten, wurden Ruth bestimmte Übungen gezeigt, mit denen sie die Kraft und Flexibilität von Muskeln und Sehnen aufbauen konnte. Damit konnte sie ihren Unterarm
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