Gesunde Muskeln - Gesunder Körper
Sowohl ihre Bauchmuskeln als auch die innere Schenkelmuskulatur waren stark gereizt und überanstrengt. Bei den Spitzensportlern, die Dr. Kelly betreut, spricht man meist von einer weichen Leiste (im Volksmund »Fußballhernie«), wobei der eigentliche Grund für die Muskelüberlastung häufig in einem Engpasssyndrom der Hüfte zu suchen ist. Amys Hüfte erschien wenig auffällig, doch schon die normale Laufbewegung erzeugt zusätzliche Scherkräfte im Hüftgelenk, sobald das Bein auf dem Boden aufsetzt. Männer verkraften diese Bewegungen noch relativ gut, aber Frauen haben normalerweise ein breiteres Becken und damit einen größeren Winkel für den Oberschenkelknochen (im Jargon der Sportmedizin einen größeren Q-Winkel). Das erhöht die Spannung in Bauchmuskeln und Hüftgelenk. Bei vielen Frauen, die Joggen oder Dauerlauf betreiben, müssen Bauchmuskeln und Adduktoren heftig arbeiten, um den unteren Rücken und die Hüfte zu stabilisieren. Das Ergebnis sind heftige Leistenschmerzen wie die, die zu Amys Ärzteodyssee führten.
Die Behandlung bestand daher in einer manuellen Lösung der verspannten Bauchmuskeln und der beiden Muskelgruppen der Hüfte, der Adduktoren und der Abduktoren (die Abduktoren
sind in erster Linie für Seitbewegungen des Beins zuständig, die Adduktoren ziehen das Bein zur Mitte zurück). Nach einigen Terminen hatten sich die Muskelfasern entspannt. Der Bereich war wieder normal durchblutet, und die natürliche Heilungsfähigkeit des Körpers konnte einsetzen. Amy durfte endlich wieder laufen. Nachdem die geschädigten Muskeln repariert waren, konnte sie auch ihre Physiotherapie erfolgreich abschließen. Eine Kräftigung der Rumpfmuskulatur war die wichtigste Voraussetzung dafür, dass das Problem nicht wieder auftrat.
Schmerzen an der Vorderseite der Hüfte: Entzündung der Beugesehnen der Hüfte
Joe war 30 und hatte in der Highschool gern Basketball gespielt. Für das Collegeteam war er nicht gut oder groß oder schnell genug. Aber er hat weiterhin in der Freizeitmannschaft und später als Berufstätiger noch im Verein gespielt. Joe war hart im Nehmen, doch irgendwann spürte er im Winter Hüftschmerzen, wenn er spielte. Anfangs schmerzte die Hüfte nur beim Rennen, doch ein paar Wochen später schoss ihm schon morgens beim Aufstehen der Schmerz bis ins Bein. Wenn er bei der Arbeit zu lange saß, musste er umherlaufen, um das unangenehme, verkrampfte Gefühl loszuwerden. Joes Orthopäde schloss eine Gelenkverletzung aus und schickte ihn mit der Diagnose einer Sehnenentzündung in der Hüfte zur Physiotherapie. Die physiotherapeutischen Maßnahmen – Whirlpool, Ultraschall und Elektrostimulation – konnten den entzündeten Bereich zunächst beruhigen. Doch dann kam die schon bekannte Anspannung zurück, als Joe sich bemühte, das Bein auf dem Ergometer zu kräftigen. Sobald er wieder Basketball spielte, war auch der Schmerz wieder da.
Joes Geschichte verdeutlicht die Wichtigkeit der »kinetischen Kette«, also der Verbindung zwischen den Muskeln und Gelenken, die unsere Bewegungen ermöglichen. Wenn ein wichtiges Glied dieser Kette geschädigt ist, muss der Körper diesen Ausfall ausgleichen, so dass das Problem unweigerlich nach oben oder unten weitergereicht wird. Bei Joe lag die eigentliche Ursache im Lenden-Darmbeinmuskel, der tief im Becken den Oberschenkel nach oben und außen zieht. Joes Lenden-Darmbeinmuskel war durch die plötzlich erhöhte Aktivität so erschöpft, dass er seine Arbeit praktisch eingestellt und die Hüftbeugung komplett an den vorderen Oberschenkelmuskel abgetreten hatte, der vom Hüftknochen aus über den ganzen Oberschenkel bis zum Knie verläuft. Schließlich war auch dieser Muskel so überlastet, dass er sich verhärtete und nun einen dauerhaften Zug auf die Sehne ausübte, mit der er am Hüftknochen hing. Daraufhin entzündete sich das umgebende Gewebe und hinderte Joe am Basketballspielen.
Dr. DeStefano behandelte Joes Lenden-Darmbeinmuskel und Oberschenkelmuskel, aber auch einige kleinere Muskeln, die an der Hüftbeugung beteiligt sind, manuell und mit chiropraktischen Techniken. Gleichzeitig arbeitete er mit seinem Patienten an der eigentlichen Ursache, denn Joes Gesamtfitness ging bereits seit dem College zurück und hatte vor zwei Jahren mit der Geburt seines ersten Kindes einen kräftigen Dämpfer erhalten. Joe sah sich immer noch als Sportler und hatte auch ausreichend Kampfgeist, um sich im Spiel durchzusetzen. Doch ohne die Grundkondition
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