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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Instituts.»
    «Genaugenommen ist er gar kein Student mehr, Mr. Clapper. Er ist offenbar beim Schlußexamen durchgefallen. Er möchte als Krankenträger angestellt werden.»
    Mr. Clapper lehnte sich zurück und legte die dicken Fingerspitzen sanft aneinander. Mr. Grout erkannte unverzüglich, daß er seinen Chef mit einem administrativen Problem konfrontiert hatte, und zwar mit einem, das so unterhaltend war wie der Schlüssel zu einem anspruchsvollen Kreuzworträtsel. «Er ist von der Medizinischen Fakultät relegiert worden? Gut. Infolgedessen ist er nur noch ein Teil der Allgemeinheit. Folgen Sie mir? Infolgedessen kann er ohneweiters beim Volksgesundheitsdienst angestellt werden, mit angemessenem Dienstgrad, angemessenem Lohn und angemessenen Abzügen für eine etwaige Altersrente. Ich sehe da keine Schwierigkeiten. Keine wie immer gearteten. Außerdem hat er den Vorzug, daß er sich hier im Spital auskennt.» Mr. Clapper zögerte. «Ist er am Ende, äh, ein —?»
    «Er kommt aus Somerset, Mr. Clapper.»
    «Ausgezeichnet!»
    Im Bertram-Bunn-Trakt beherrschten nur wenige Patienten die englische Sprache, im St. Swithin hingegen nur wenige Mitglieder des Personals. Das Spital erfreute sich eines regelmäßigen Nachwuchses bodenständiger junger Graduierter aus der eigenen Schule und war daher nicht so benachteiligt wie etliche andere Anstalten, die ihre jungen Ärzte mit Wörterbüchern ausrüsten mußten, die in mehreren orientalischen Sprachen erklärten, was britische Patienten mit alarmierenden Klagen wie «Ich hab einen Frosch im Hals» eigentlich meinten. Der Überseenachwuchs des St. Swithin bestand größtenteils aus Forschungsarbeitern, die man ohne Schaden in den Laboratorien einsetzen konnte, bis es für sie an der Zeit war, in ihr Ursprungsland zurückzukehren. Und Sir Lancelot Spratt hatte durchaus unrecht mit seiner Behauptung, er habe, um sicher zu sein, daß seine chirurgischen Anweisungen im Laufe der Jahre auch wirklich befolgt würden, sich Elementarkenntnisse in Hindi, Tamil, Chinesisch - einschließlich Mandarinisch, Kantonesisch, Hakka, Swatouisch, Futschouisch, Wentschouisch, Ning-Po und Wu -, Arabisch, Spanisch, im afghanischen Pitsu (das sich vom Persischen und dem schriftlosen Turki nicht unwesentlich unterschied), aber auch in Serbokroatisch, Hebräisch und Gälisch aneignen müssen. Mr. Clapper hingegen wünschte alle diese Sprachen zu beherrschen, zumindest aber, daß alle, die sie sprachen, Englisch lernten.
    «Befassen Sie sich mit ihm», ordnete Mr. Clapper an. «Ich bin augenblicklich zu beschäftigt. Wie steht’s mit Referenzen?»
    «Er gab mir die Namen zweier Bischöfe von der Westküste an.»
    «Das klingt vertrauenswürdig. Sehen Sie zu, daß er seinen braunen Mantel quittiert.»
    Als Mr. Grout sich entfernte, wandte Mr. Clapper den Blick wieder seinen sämtlichen Knopfreihen zu. Wen sollte er als nächsten herbeizitieren?
    «Die mit dem Beruf des Krankenträgers verbundenen Pflichten», erklärte Mr. Grout, an seinem billigen Schreibtisch sitzend, dem seinerseits devot vor ihm stehenden Pip, «bestehen erstens in der Beförderung von Patienten, zweitens in der Beförderung von Mahlzeiten, drittens in der Beförderung von Medikamenten und Wäsche. Oh, ja richtig, und von Leichen. Und selbstverständlich von Reinigungsmitteln. Es gibt bei uns übrigens einen Aufenthaltsraum für die Krankenträger.» Er hob die Lider und faßte Pip ins Auge. «Dieser befindet sich im Keller. Mr. Clapper hat, nach eingehenden Zeit- und Fortbewegungsstudien, ein äußerst effizientes System entwickelt. Für Notfälle müssen stets ein Krankenträger oder zwei Gehilfen bereitstehen, aber Mr. Clapper hat den Arbeitsplan so eingeteilt, daß keiner von euch mehr als ein Minimum an Zeit müßig bleibt. Mr. Clapper ist stolz auf seine Tabelle. Wissen Sie, daß auf jeden Patienten im St. Swithin ein Zwanzigstel Träger kommt? Ein gutes Stück unter den Höchstwerten. Auch darauf ist Mr. Clapper sehr stolz. Melden Sie sich beim Leiter Ihrer Gruppe», fuhr er in geschäftsmäßigem Ton fort, «der Ihr Training gemäß DHSS-Zirkular, HM-Paragraph achtundsechzig, Abschnitt sechsundneunzig, einteilen wird, was wiederum auf Grund des vom Beratungskomitees aufgestellten Gutachtens über das zusätzliche Training des Personals zu erfolgen hat.»
    «Training? Für Wäscheschieben?»
    «Wenn das Ministerium ein Training für notwendig erachtet, erhalten Sie es bewilligt», erwiderte Mr. Grout mit Entschiedenheit.

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