Getäuscht - Thriller
tun?
Jonathan wusste die Antwort, ohne groß nachzudenken. Ihm blieb keine andere Wahl.
Er hielt den Atem an und ging langsam weiter, direkt auf die Polizisten zu, den Kopf hoch erhoben. Er trug Sonnenbrille und eine Baseballkappe. In diesem Moment öffnete sich die Beifahrertür des Alfa, und eine schlanke blonde Frau stieg aus. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, ein weißes T-Shirt und eine Pilotensonnenbrille, aber Jonathan erkannte sie auf den ersten Blick.
Kate Ford.
Er sah, wie sie die Menschenmenge um ihn herum absuchte. Ihr Blick streifte ihn flüchtig, wanderte aber weiter. Dann aber hielt sie unvermittelt inne, und ihr Blick wanderte wieder zurück. Sie nahm die Sonnenbrille ab und schaute genau auf Jonathan, der nur knapp zwanzig Meter von ihr entfernt stand.
Jonathan drehte den Kopf und sah ein Heer aus blauen Uniformen auf sich zukommen. Dann blickte er auf Kate Ford und rannte los, lief genau auf sie und den Alfa zu, in dem drei weitere Polizisten saßen und in ein Gespräch vertieft waren. Keiner von ihnen schenkte ihm oder Kate die geringste Beachtung.
»Ransom«, rief Kate, aber ihre Stimme war nicht laut genug. Sie war zu überrascht, um die anderen mit lautem Schreien auf sich aufmerksam zu machen, geschweige denn sie zu alarmieren.
Jonathan zwängte sich an ihr vorbei. Dabei stieg eine unerwartete Woge der Wut in ihm auf. Kates bloßer Anblick versetzte ihn in Rage. Er war erbost über ihr unerwartetes Erscheinen und konnte nicht verstehen, warum sie ihn so hartnäckig verfolgte. Er hatte ihr doch gesagt, dass er nichts mit dem Bombenattentat zu tun hatte! Warum wollte sie ihm nicht glauben? Wütend verpasste er ihr im Vorbeilaufen mit ausgestrecktem Unterarm einen Schlag gegen die Brust. Kate verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Motorhaube des Wagens.
Jonathan konnte sich ausmalen, was als Nächstes geschehen würde. Aber er würde um nichts in der Welt stehen bleiben und sich umdrehen. Die anderen Polizisten würden sich, aufgeschreckt und um ihr Wohlergehen besorgt, um Kate scharen und sie fragen, was passiert war. Dadurch würde er ein paar kostbare Sekunden und ein paar Meter Abstand gewinnen.
Auf jeden Fall hatte der Schlag sich verdammt gut angefühlt.
»Ransom!« Der Ruf war eindeutig lauter.
Jonathan lief noch schneller, sprang über die Straßenmauer und sprintete über die Autobahn, vorbei an den langsam fahrenden Wagen, bis er die gegenüberliegende Seite erreichte. Eine lange Schlange aus Pkws und Lastern wartete vor einer bewachten Einfahrt, um auf das weitläufige Hafengelände zu kommen. Jonathan lief rechts an den wartenden Fahrzeugen vorbei und passierte ein Wachhäuschen. Vom Hafen drang das lang gezogene Tuten eines Schiffhorns zu ihm herüber. Ein paar hundert Meter vor ihm verließen gerade zahllose Passagiere eines der großen Kreuzfahrtschiffe. Am nächsten Dock kroch eine nicht abreißende Fahrzeugschlange über eine Laderampe und verschwand im Bauch einer gewaltigen Fähre. Noch ein Stück weiter rollte ein vollgeladener Güterzug langsam über das Hafengelände. Überall waren Laster und Lieferwagen, Mopeds und Taxis zu sehen.
Inzwischen drang aus sämtlichen Richtungen Sirenengeheul an Jonathans Ohren. Die Geräusche seines rasselnden Atems und seines heftig pochenden Herzens waren so laut, dass er die Polizeisirenen nicht mehr lokalisieren konnte. Plötzlich sah er einen Schatten hinter sich und erhaschte einen Blick auf etwas, das schnell näher zu kommen schien. Er drehte den Kopf und entdeckte aus den Augenwinkeln einen blau uniformierten Polizisten, der ihm dicht auf den Fersen war. Der Mann war jung, schlank und durchtrainiert. Jonathan schritt schneller aus und konnte den Abstand zwischen ihm und seinem Verfolger ein wenig vergrößern. Doch er wusste, auf lange Sicht würde er das Tempo nicht durchhalten. Früher oder später würde der Polizist ihn einholen.
Warum also sich abquälen?
Jonathan gab erschöpft auf. Der Polizist war im Nu neben ihm. Er streckte die Hand aus, um Jonathan am Kragen zu packen. Jonathan beugte sich vor, als wollte er der Hand ausweichen, richtete sich im nächsten Moment aber ruckartig auf und stieß mit dem Ellenbogen zu. Der Hieb traf den Mann genau an der Gurgel. Er taumelte mit rudernden Armen ein paar Schritte zurück und griff sich an die Kehle.
Ein Stück weiter fuhren zwei Polizeiwagen holpernd über den Bürgersteig auf die Landebrücke, blieben mitten auf der Straße stehen und versperrten Jonathan den
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