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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nickte bestätigend.
    Kate deutete mit dem Finger auf eine Straße namens Victoria Street am südlichen Ende der Storey's Gate. »Da haben wir unsere Victoria.«
    Zu Kates Enttäuschung schien Graves kein bisschen überrascht. Er blieb wie festgenagelt auf seinem Stuhl sitzen und rauchte seelenruhig seine Zigarette. »Es ist also eine Straße«, sagte er. »Kein Name. Und weiter?«
    Doch Kate war noch längst nicht fertig. Sie fuhr mit dem Finger auf der Victoria Street in westliche Richtung, bis sie zu einem grauen Rechteck kam. »Das hier ist ein Regierungsgebäude. Wissen Sie, welche Behörde darin untergebracht ist?«
    Graves warf seinem Mitarbeiter einen fragenden Blick zu, und dieser klickte das graue Rechteck an. Auf dem Bildschirm erschien ein Foto des Gebäudes mit dem aktuellen Namen der dazugehörigen Behörde: »Department for Business, Enterprise and Regulatory Reform.«
    »B, E, R, R«, sagte Kate. »Bear!«
    Cleak verzog skeptisch das Gesicht. »Ich würde es anders aussprechen.«
    »Und wenn du ein Ausländer wärst wie die Person, von der Russells Freundin den Tipp bekommen hat?«, warf Kate ein. »Ich glaube, das hat diese Person mit Bear gemeint. Bear auf der Victoria Street. Victoria Bear.«
    »Ich werd verrückt«, sagte Cleak.
    »Wir brauchen eine Liste aller Büros aus diesem Department«, wies Graves seinen Mitarbeiter an. »Und ruf den diplomatischen Sicherheitsdienst an. Finde heraus, ob eins der Büros hohen Besuch aus dem Ausland erwartet. Setz dich anschließend mit dem Sicherheitsleiter in Verbindung. Er soll das Gebäude abriegeln, bis wir kommen. Wir brauchen etwa zehn Minuten.«
    »Was ist mit dem Verkehr?«, warf Kate ein. »Wäre es nicht besser, alle Zufahrtsstraßen zum Gebäude abzuriegeln?«
    »Würden wir die Straßen bei jeder Bombendrohung abriegeln, wäre London alle zwei Wochen lahmgelegt.« Graves wandte sich noch einmal an seinen Mitarbeiter. »Informiere auch den Sprengtrupp. Sicher ist sicher.« Er stand auf und blickte Kate an. »Ich nehme an, Sie wollen mich begleiten.«
 
    Kate, Graves und Cleak fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Graves' Rover war bereits vor die Tür gefahren worden und wartete mit geöffneten Türen und laufendem Motor. Kate setzte sich neben Graves auf den Beifahrersitz, Cleak stieg hinten ein. Mit hoher Geschwindigkeit jagte Graves durch die geöffnete Sicherheitsschranke auf die Horseferry Road, wo er bald im dichten Verkehr feststeckte. Der Rover kam nur im Schritttempo voran. Kate warf einen Blick auf die Uhr. Es war genau 11.03 Uhr.
    »Haben Sie kein Blaulicht?«, fragte sie.
    »Leider nein. Unsere Arbeit ist eher präventiv.«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Graves überquerte die Kreuzung. Nach fünfzig Metern kam der Verkehr erneut zum Erliegen. Victoria Street war keine zwei Kilometer entfernt. Unter normalen Bedingungen konnte man den Weg in drei Minuten schaffen, bei diesem Verkehrsaufkommen aber mussten sie mit mindestens zwanzig Minuten rechnen.
    Kate fiel auf, dass Graves' Wangen gerötet waren. Er trommelte ungeduldig mit den Händen auf das Lenkrad. »Vielleicht sollten wir laufen«, schlug Kate vor.
    »Zu weit.« Graves starrte auf die Straße. In seinen blauen Augen spiegelte sich Nervosität. Unvermittelt riss er das Steuer herum und scherte auf die Gegenfahrbahn aus. Nachdem er hupend dreißig Meter gefahren war, zwang ihn ein entgegenkommender Lkw zurück auf die andere Spur.
    Die Fahrt stockte erneut.
    Inzwischen war es 11.06 Uhr.
    Fünf Minuten später bogen sie nach rechts auf die Victoria Street ab. Graves stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sah, dass die Straße frei war. Er trat das Gaspedal durch und jagte auf eine Ampel zu. Angespannt beugte er sich vor und sagte leise: »Komm schon.« Die Ampel schaltete auf Rot. Graves stieg fluchend auf die Bremse. Der Wagen kam mit kreischenden Reifen zum Stehen.
    »Da drüben ist es!« Kate zeigte auf einen modernen Bürokomplex in dreihundert Metern Entfernung.
    »Dem Himmel sei Dank«, meldete Cleak sich vom Rücksitz.
    Die Ampel schaltete auf Grün, aber die Autos blieben stehen. Der Fahrer des Wagens, der direkt vor ihnen stand, öffnete die Tür und stellte sich auf den Bürgersteig. Kate stieg ebenfalls aus. »Sie haben die Straße abgeriegelt«, berichtete sie den beiden Männern im Auto. »Hier wird wahrscheinlich gleich ein Konvoi vorbeifahren. Irgendein hohes Tier aus Whitehall oder ein ausländischer Würdenträger. Aber ich wüsste nicht, dass

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