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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gefolgt von einem zweiten, fast identischen Wagen. Kurz darauf tauchten drei schwarze Mercedes-Limousinen auf. An einem der Wagen wehte eine Flagge im Fahrtwind. Die blauen, weißen und roten Streifen der Fahne glänzten im Sonnenlicht. Jonathan brauchte ein paar Sekunden, bis ihm das Land einfiel.
    Russland.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er wusste plötzlich, warum Emma an der Kreuzung stand.
    Libanon, Kosovo, Irak ...
    Sie hatte ihm von ihren Einsätzen in diesen Ländern erzählt. Dabei war es immer um die Entführung oder Ermordung einer hochrangigen Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gegangen, der eine feindliche Gesinnung unterstellt wurde. Eine Gesinnung, die eine Gefahr für die Sicherheit und das Wohlergehen der USA darstellte.
    Dass Emma in diesem Moment an dieser Kreuzung stand, war kein Zufall.
    Emma war in London, um jemanden umzubringen. Oder mit ihren Worten ausgedrückt: »Um die Umsetzung eines politischen Zieles sicherzustellen.«
    Diese Überlegungen schossen Jonathan im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf.
    Er rannte los und rief Emmas Namen. Warum er das tat, wusste er selbst nicht genau. Emma hatte sich alle Mühe gegeben, ihm zu erklären, warum sie nicht anders handeln konnte. Ihre Argumentation war einleuchtend gewesen. Es war ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Arbeit bei einer Hilfsorganisation dazu führte, dass man eine liberale Einstellung bekam. Eher das Gegenteil war der Fall, wenn man mit den Armen, Kranken und Hungernden in Entwicklungsländern zu tun hatte. Jonathan hasste die korrupten, machtbesessenen Despoten, die sich auf Kosten ihrer Landsleute bereicherten, egal in welchem Land. Er glaubte auch nicht, dass alle eine zweite Chance verdienten. Die meisten Personen, die auf Emmas Liste standen, hatten es zweifellos nicht besser verdient.
    Aber das hier war etwas anderes. Dieses Mal steckte Jonathan bis zum Hals mit drin. Dieses Mal wusste er genau, was Emma vorhatte. Untätig zuzuschauen kam für ihn einfach nicht in Frage. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn zum Mitwisser machte.
    »Emma!«, rief er verzweifelt.
    Der letzte Mercedes fuhr an ihm vorbei. Ihnen folgten zwei Suburbans, die die Nachhut bildeten. Jonathans Stimme ging im Lärm der Motoren und der Reifen unter, die über das Kopfsteinpflaster polterten. Während Jonathan rief, erreichte der Konvoi den grauen BMW.
    Das Auto.
    Der zum genau passenden Zeitpunkt frei werdende Parkplatz.
    Der Text aus der SMS war Jonathan wie ins Gedächtnis eingebrannt: »Paket zur Abholung bereit. ETA 11.15 Uhr Parkplatz reserviert. LT 52 OCX Vxhl. Treffpunkt WS 17.00 Uhr.«
    Mit dem »Paket« war der BMW gemeint. Der Anschlag sollte um 11.15 Uhr stattfinden. Auf dem Parkplatz hatte zuvor ein Vauxhall gestanden.
    »Emma!«
    Endlich wandte sie sich ihm zu. Ihre Blicke trafen sich eine Sekunde, bevor die Bombe hochging. Als die Explosionswelle ihn mit brutaler Kraft durch die Luft schleuderte und auf die Motorhaube eines in der Nähe geparkten Range Rovers warf, sah er den verächtlichen Ausdruck in Emmas Augen, ehe das grelle Licht der Detonation alles überstrahlte.
    Er hatte Emma noch nie so wütend gesehen.

18.
 
    Als Erstes fiel Kate die Stille auf. Der stechende Schmerz in den Rippen und das Pochen in ihrem Schädel ließen keinen Zweifel daran, dass sie noch lebte. Sie wusste, dass es eine Autobombe gewesen war. Sie hatte den grellroten Lichtblitz gesehen, bevor die Druckwelle sie auf den Bürgersteig geschleudert hatte. Doch mit dieser unglaublichen, gespenstischen Stille hatte sie nicht gerechnet. Es schien beinahe so, als hielte die ganze Stadt den Atem an.
    Nach und nach drangen die Geräusche wieder an ihre Ohren. Sie hörte das Prasseln der herabregnenden Glassplitter, das Knacken von heißem Metall, die Schreie und das Stöhnen. Der Nebel vor ihren Augen lichtete sich. Als Erstes sah sie die brennenden Fahrzeuge. Wahrscheinlich waren sie sofort in Flammen aufgegangen. Kate hatte nur die Explosion gehört und fragte sich, ob sie nach dem Sturz auf den Bürgersteig für einige Zeit das Bewusstsein verloren hatte.
    Sie rappelte sich auf und spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. »Scheiße, diesmal sind wir in einen schönen Schlamassel geraten. Was sagst du dazu, Reg?« Sie blickte sich nach Cleak um, konnte ihn aber nirgends entdecken. »Reg? Alles in Ordnung?«
    Er lag auf der Straße direkt neben dem Wagen. Seine weit aufgerissenen Augen starrten mit leerem Blick zum

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