Getäuscht - Thriller
Männer heranzukommen.
Der Mercedes war zweifellos das Ziel der Bombe gewesen. Das Feuer hatte den Innenraum bis auf die Rahmen der Sitze vollständig vernichtet. Die Karosserie war grotesk verzogen.
»Wer war in den anderen Wagen?«, wollte Graves von einem der russischen Bodyguards wissen.
»Mr. Witte und Mr. Kerenski, der Assistent von Innenminister Iwanow. Und Mr. Orlow, unser Botschafter in Großbritannien.«
»Ist ein Mischa unter Ihren Leuten?«, wollte Kate wissen.
»Nein.«
»Unter den Besuchern muss aber jemand mit Namen Mischa gewesen sein.«
»Nein«, erwiderte der Bodyguard mit Nachdruck. »Ein Mischa war nicht dabei.«
Die ersten Polizeiwagen trafen am Tatort ein. Polizisten liefen zu den Verletzten. Graves rief die Besatzungen dreier Mannschaftswagen zu sich. »Riegeln Sie den ganzen Bereich ab«, wies er die Männer an. »Die Gebäude müssen evakuiert werden. Und sorgen Sie dafür, dass niemand sich an den Beweisen zu schaffen macht. Anschließend kümmern Sie sich um die Verletzten.«
Kate entfernte sich von Graves und der Explosionsstelle und ging ein Stück die Straße hinauf. Sie erinnerte sich, kurz vor der Explosion einen Mann gesehen zu haben, der eine Art Warnung gerufen hatte. Sie hatte diesen Mann völlig vergessen, bis Graves die Polizeibeamten angewiesen hatte, möglichst viele Beweise zu sichern. Wenn Kate sich recht erinnerte, hatte der Mann dunkles Haar gehabt und eine dunkelblaue Jacke getragen.
Aus den umliegenden Gebäuden strömten immer mehr Menschen auf die Straße. Bei einem terroristischen Anschlag mussten laut Gesetz sämtliche umliegenden Gebäude vorübergehend geräumt werden. Die meisten Bewohner flohen von der Unglücksstelle. Ein paar blieben jedoch neugierig stehen und versuchten, einen Blick auf die brennenden Wagen und deren Insassen zu erhaschen.
Kate bahnte sich einen Weg durch die entgegenkommenden Menschenmassen. Auf dem Bürgersteig lagen stöhnende Verletzte, doch die meisten schienen es nicht allzu schlimm erwischt zu haben: Einig bluteten aus der Nase, eine Folge der Druckwelle. Andere hatten ein geplatztes Trommelfell oder Schnittwunden, verursacht durch herumfliegende Glasscherben. Viele hatten einen Schock erlitten. Kate blieb immer wieder stehen, um den Opfern Mut zuzusprechen und ihnen zu versichern, dass Hilfe unterwegs war.
Danach machte sie sich erneut auf die Suche. Dunkles Haar, dunkelblaue Jacke. Auf keinen der Passanten und Opfer schien die Beschreibung zuzutreffen.
An der Stelle, wo der Wagen mit der Bombe gestanden hatte, war nur noch ein Krater zu sehen. Das völlig zerstörte Auto lag drei Meter entfernt. Als Kate an dem brennenden Wrack vorbeiging, hielt sie sich schützend die Hand vors Gesicht, um die sengende Hitze abzuwehren. Schwarzer Rauch stieg auf. Die herumwirbelnden Aschepartikel brannten ihr in den Augen und vernebelten die Sicht. Kate zog ein Taschentuch hervor und hielt es sich vor den Mund. Doch die Luft war so heiß, dass es ihr den Atem raubte, und der Ruß brannte in der Kehle. Sie hustete und schnappte nach Luft.
Der dritte Mercedes lag zehn Meter weiter brennend auf der Straße. Plötzlich kroch ein Mann aus den Flammen. Sein Kopf hatte Feuer gefangen. Die Kleider hingen ihm in Fetzen vom Körper, und sein Rücken schien verbrannt zu sein. Kate hörte eine Stimme, die dem Mann zurief: »Hinlegen! Nicht bewegen! Ich hole Hilfe.« Dann kam jemand zu ihm gerannt, warf ihm eine Jacke über den Kopf und erstickte die Flammen. Der hilfsbereite Samariter hatte graumeliertes Haar. Und die Jacke, mit der er die Flammen erstickt hatte, war ein dunkelblauer Blazer.
Kate gab einen Funkspruch an Graves durch. »Ich bin auf halber Höhe von Storey's Gate. Kommen Sie sofort her. Ich habe den Verdächtigen gefunden.«
Sekunden später erschien Graves mit zwei weiteren Beamten. »Wo ist er?«
»Da drüben. Er kniet neben dem Verletzten.«
Graves erteilte seinen Männern ein paar kurze Befehle. Einer der Polizisten lief auf den Verdächtigen zu und stieß ihn zu Boden.
»Rühren Sie den Mann nicht an!«, rief der überwältigte Samariter mit fester Stimme, aus der deutlich ein amerikanischer Akzent herauszuhören war. Sein Gesicht war blutverschmiert, aber er schien genau zu wissen, was er tat. »Er hat schwere Verbrennungen. Decken Sie ihn zu. Wenn seine Wunden nicht vor dem Ruß geschützt werden, entzünden sie sich, und ...«
»Schnauze!«, brachte einer der Polizisten ihn grob zum Schweigen.
Kate kniete sich neben
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