Getäuscht - Thriller
dachte über das nach, was er in Erfahrung gebracht hatte. Emma hatte das Attentat mit der Autobombe, bei dem sieben Menschen getötet und viele ernsthaft verwundet worden waren, detailliert geplant und professionell ausgeführt. Sie hatte ihn über die wahren Gründe für ihren Aufenthalt in England angelogen. Sie hatte ihn ohne sein Wissen zu einem Mittäter gemacht. Das war die eine Seite. Auf der anderen Seite war die Loyalität, die Jonathan seiner Frau gegenüber empfand.
»Meine Frau ist tot«, sagte er. »Sie ist vor fünf Monaten bei einem Skiunfall in den Alpen ums Leben gekommen.«
»Das haben wir auch gehört. Bei unseren Nachforschungen über Sie sind wir auf einen Haftbefehl gestoßen, den die Schweizer Bundespolizei im Februar gegen Sie ausgestellt hat. Die Schweizer Kollegen haben uns Ihre Akte geschickt. Darin haben wir ein Foto von Ihrer Frau gefunden, die am 8. Februar diesen Jahres bei einem Skiunfall ums Leben gekommen sein soll. Was ihr Auftauchen in London vor ein paar Tagen besonders verdächtig macht.«
Vor ein paar Tagen? Die Information brachte Jonathan aus der Fassung. »Das ist unmöglich«, sagte er ausdruckslos. »Sie ist tot.«
»Tatsächlich? Wir werden sehen. Diese Bilder wurden vor sechsunddreißig Stunden in London aufgenommen.« Kate breitete mehrere Bilder auf der Decke aus, die über Jonathans Beinen lag. Auf den Fotos war eine elegant gekleidete Frau mit rotbraunem Haar zu sehen, die in einem Fahrstuhl stand. Auf sämtlichen Bildern hielt die Frau den Blick gesenkt, sodass man ihr Gesicht nicht genau erkennen konnte. Trotzdem stand für Jonathan zweifelsfrei fest, dass diese Frau Emma war.
Der Polizeibeamte mit Namen Graves nahm eins der Fotos in die Hand und verglich es mit einem Standbild von der CCTV-Kamera auf der Victoria Street. »Ist das nun Ihre Frau oder nicht?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Jonathan.
Kate verglich die Fotos vom Fahrstuhl mit Emmas Passbild, das sie von der Schweizer Bundespolizei erhalten hatten. Es war ohne Zweifel ein und dieselbe Frau. »Also?«
»Sieht so aus, als wäre es Emma«, sagte Jonathan. Sein Kopf hämmerte zum Zerspringen. Ihm fehlte die Kraft, dieses Versteckspiel mitzumachen.
»Wir können also davon ausgehen, dass Ihre Frau noch lebt?«
Jonathan gab keine Antwort.
Kate sammelte die Fotos wieder ein. »Sagt Ihnen der Name Robert Russell etwas?«
»Nein. Warum fragen Sie?«
»Er wurde gestern Morgen ermordet. Die Bilder, die wir Ihnen gezeigt haben, stammen von einer Überwachungskamera aus dem Gebäude, in dem der Ermordete wohnte. Wir haben Beweise, die Ihre Frau mit der Ermordung Russells in Verbindung bringen.«
Die DVD lief immer noch und zeigte die Bilder vom explodierenden BMW aus einer anderen Perspektive.
»In einem Moment ist sie da«, sagte Graves und zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm. »Dann geht die Bombe hoch, und im nächsten Moment ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Ziemlich unheimlich, wenn Sie mich fragen. Wo ist sie hingegangen? Sie war zu weit vom BMW entfernt, als dass die Explosion ihr etwas hätte anhaben können. Sehen Sie genau hin. DCI Ford hatte gerade die Kreuzung überquert. Sie können sie vor und nach der Explosion erkennen. Aber Ihre Frau hat sich einfach in Luft aufgelöst. Das bereitet uns wirklich Kopfzerbrechen.« Er schaltete das Gerät aus. »Warum sind Sie wie ein Verrückter die Straße hinuntergerannt, Dr. Ransom? Was wollten Sie damit bezwecken?«
Jonathan schwieg.
»Antworten Sie!«, fuhr Graves ihn an.
»Ich habe versucht, sie aufzuhalten.«
»Sie wussten also, dass es eine Bombe gab.«
»Nein, ich ...«
»Geben Sie's zu«, sagte Graves. »Sie haben ja bereits gesagt, dass Sie Ihre Frau aufhalten wollten. Warum? Hatten Sie in letzter Sekunde Gewissensbisse? War es etwas in der Art? Sie sind neu im Geschäft, nicht wahr?«
Jonathan starrte Graves ins Gesicht. »Ich wusste nichts über die Bombe«, sagte er.
Graves trat dicht an das Bett heran. »Wir wissen, dass Sie bei Ihrer Ankunft auf dem Flughafen Heathrow übernervös waren. Alle Sensoren und Überwachungssysteme haben bei Ihnen Alarm geschlagen. Das hört sich für mich so an, als hätten Sie genau gewusst, was Ihre Frau vorhatte.«
»Das ist nicht wahr«, sagte Jonathan. »Ich habe erst letzte Nacht erfahren, dass Emma in London ist.«
»Nun kommen Sie schon«, sagte Graves. »Erzählen Sie uns keine Märchen. Natürlich waren Sie informiert. Sie waren die rechte Hand Ihrer Frau. Haben Sie den
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