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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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den überwältigten Mann. »Wie heißen Sie?«
    »Ransom... Jonathan Ransom. Ich bin Arzt.«
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Was?«
    »Das hier. Die Bombe«, sagte sie. »Ich habe gesehen, wie Sie jemandem etwas zugerufen haben. Wer war das?«
    »Ich habe nicht ...« Der Mann biss sich auf die Zunge. »Was haben Sie nicht? Was ist mit Ihnen?«
    Der Mann schwieg und starrte an Kate vorbei. Sie glaubte schon, er habe einen Schock erlitten, als er ihr plötzlich ins Gesicht blickte und sagte: »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Dann legte er den Kopf auf den Asphalt und schloss die Augen.

19.
 
    In Lambeth, im Londoner Büro von Division, hörte Frank Connor die Explosion und schaltete sofort den Fernseher an. Nach fünf Minuten wurde das laufende Programm von einer Sondersendung unterbrochen. Auf dem Bildschirm erschien ein neueres Foto des Department for Business, Enterprise and Regulatory Reform, während ein Reporter von einer Autobombe berichtete, die in der Nähe der Victoria Street im Zentrum Londons detoniert sei. Ein aufgewühlter Augenzeuge beschrieb das Ausmaß der Explosion.
    Connor hörte aufmerksam zu, öffnete eine Coladose und warf gelegentlich einen Blick aus dem Fenster. Es dauerte nicht lange, bis er die Rauchwolke sah, die zum Himmel emporstieg. Er kannte sich mit Explosionen aus, und diese hier war gigantisch gewesen.
    Eine Bürogehilfin klopfte an die Tür und trat ein. »Ich habe Hubert Lorenz aufgetrieben«, sagte sie. »Er wäre bereit, den Job zu übernehmen, aber er verlangt hunderttausend Pfund.«
    Lorenz war ein deutscher Kopfgeldjäger, der in Fachkreisen den Ruf genoss, äußerst präzise und zuverlässig zu sein.
    Connor gab keine Antwort. Er zog lediglich den Fernseher näher zu sich und starrte wie hypnotisiert auf die Bilder, die inzwischen live vom Ort der Explosion übertragen wurden. Die Kameras zeigten etliche Autowracks und zoomten auf die blutüberströmten Opfer auf den Gehwegen. Der Reporter berichtete, die Explosion habe bislang sieben Todesopfer und mindestens zwanzig Verletzte gefordert. Connor war überrascht, dass es nicht mehr waren.
    »Er ist gerade am Telefon«, fügte die Bürogehilfin in ihrem nordenglischen Akzent hinzu. »Er mag es gar nicht, wenn man ihn warten lässt.«
    »Ja, okay, einen Moment.« Connor stellte den Ton lauter. Der Reporter sagte, der Anschlag habe vermutlich dem russischen Innenminister Iwanow gegolten, der in ein Krankenhaus in der Nähe gebracht worden sei, wo in Kürze einer der zuständigen Ärzte Auskunft über Iwanows Gesundheitszustand geben würde.
    »Und?«, murmelte Connor. »Ist er tot oder nicht?«
    »Mr. Connor, was soll ich Mr. Lorenz denn jetzt sagen?«
    Connor fuhr auf seinem Stuhl herum. »Sagen Sie ihm, er kann zur Hölle fahren! Sehen Sie denn nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich sehr wohl verstanden. Verschwinden Sie. Ich habe keine Zeit!« Die Bürogehilfin verließ fluchtartig das Zimmer.
    Connor stand auf und öffnete das Fenster. Der Rauch hatte sich inzwischen zu einem bedrohlichen schwarzen Teppich verdichtet, der Big Ben einhüllte und einen Großteil des Himmels verdunkelte. Hubschrauber schwirrten tief über der Stadt. Das Heulen der Sirenen schien von überall her zu kommen. London war erneut angegriffen worden. Und Frank Connor wusste, wer dafür verantwortlich war.
 
    Allein hinter ihrem Schreibtisch in dem winzigen Büro, das früher einmal Stauraum für Bettwäsche gewesen war, beendete Connors Bürogehilfin das Telefonat und strich den Namen des deutschen Kopfgeldjägers von der Liste der Personen, die sie für ihren Chef zusammengestellt hatte. Sie bemerkte, dass ihre Hand leicht zitterte und legte den Stift zur Seite. In den fünf Jahren, die sie nun schon für Mr. Connor arbeitete, hatte sie ihn niemals so erlebt. Er war immer respektvoll, höflich und anständig mit ihr umgegangen. In ihrem Tagebuch hatte sie ihn als einen »netten Typen« bezeichnet, was für ein Mädchen aus der Arbeiterklasse eine Menge bedeutete. Sein Ausbruch hatte sie bis ins Mark getroffen. Aber das Schlimmste waren nicht seine verbalen Ausfälle gewesen. Nein, was sie geschockt hatte waren der Zorn in seiner Stimme und die unbeherrschte Wut in seinen Augen gewesen. Einen Moment lang hatte sie ernsthaft geglaubt, er würde ihr etwas antun.
    Von ihren Gefühlen übermannt, schluchzte sie laut auf und stürmte zur Damentoilette.

20.
 
    »Wie viele Tote?«, fragte Jonathan.
    »Bis jetzt sind es

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