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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Dinge gesteckt hat, die von den meisten Beteiligten lieber unter Verschluss gehalten werden. Ich will damit nicht sagen, dass ich von ihm Informationen über einen Anschlag auf eine El-Al-Maschine oder eine Organisation mit Namen Division bekommen habe. Offiziell weiß ich nichts davon, und daran wird sich auch nichts ändern. Aber von Daeniken hat mir eines versichert. Soll ich Ihnen sagen, was?«
    Jonathan nickte.
    »Er hat mir gesagt, dass Sie ein Mistkerl sind und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um herauszufinden, in was Ihre Frau verstrickt gewesen ist. Deshalb - und aus Gründen, die wir Ihnen nicht genauer erläutern können - möchte ich Sie bitten, etwas für uns zu tun.«
    »Und was genau wäre das?«
    Graves setzte sich auf die Bettkante, verschränkte die Arme und machte es sich bequem. »Es gibt einen guten Grund dafür, dass wir hier im Hinterland von Hereford und nicht bei Scotland Yard sind«, sagte er. »Wenn Sie erst mal offiziell auf der Liste der Hauptverdächtigen stehen, habe ich keine Chance mehr, an Sie heranzukommen. Es wurde ein Verbrechen verübt. Unschuldige Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Jemand muss dafür büßen, und Sie stecken bis zum Hals mit drin. Es ist eine Frage der Notwendigkeit. Während wir uns hier unterhalten, lechzen meine Freunde bei der Antiterroreinheit bereits nach Ihrem Blut. Aber ich habe mit meinem Chef geredet, und er hat sich mit dem Boss der Antiterroreinheit in Verbindung gesetzt. Nach reiflichen Überlegungen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Bereich der Ermittlungen vorerst in meiner Verantwortung bleibt. Für den Augenblick liegt nichts gegen Sie vor. Rein technisch gesehen, sind Sie ein freier Mann.«
    Jonathan blickte Graves unverwandt in die Augen. Der Mann war clever und mit allen Wassern gewaschen. Jonathan dachte nicht im Traum daran, sich in Sicherheit zu wiegen. »Was genau wollen Sie von mir?«
    »Sie werden uns zu ihr führen«, sagte Graves und schenkte ihm zum Abschied ein siegessicheres Lächeln. »Sie werden uns dabei helfen, Ihre Frau zu finden.«

21.
 
    Der Mann mit Namen Sergei Shvets war Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, der die Nachfolge des gefürchteten KGB angetreten hatte. Shvets saß auf dem Sitz des Copiloten in einem Kamow-Hubschrauber und starrte ungeduldig auf das Schwarze Meer tief unter sich. Shvets war fünfzig Jahre alt, ein bulliger Mann mit eingefallenen Augen, Hängebacken und silbergrauem Haarschopf. In Russland entsprach sein Aussehen seinem tatsächlichen Alter. In Paris, New York oder London hätten die Leute ihn zehn Jahre älter geschätzt. Obwohl es im Cockpit eher kühl war, standen Shvets die Schweißperlen auf der Stirn und der Oberlippe.
    »Wie lange noch?«, fragte er den Piloten.
    »Fünf Minuten.«
    »Gut«, sagte Shvets und blickte auf die Uhr. Bei manchen Meetings war es besser, früh dran zu sein.
    Unter ihnen lag nun die Stadt Sotschi. Dahinter erhoben sich über dem rosafarbenen Frühnebel die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus. Sotschi war lange Zeit die Sommerresidenz der kommunistischen Machthaber Russlands gewesen, farblos und trist, und schien sich beinahe für ihr bourgeoises subtropisches Klima zu schämen. Seit ein paar Jahren hatte sich das Image der Stadt jedoch gewandelt. Die neue Elite Russlands fiel juwelenbehängt und in lärmenden Scharen in die Stadt ein, um zu sehen und gesehen zu werden. Entlang der Küste waren Luxusvillen wie Pilze aus dem Boden geschossen, eine protziger als die andere. Die Straßen, auf denen früher ZIL-111s und Ladas gefahren waren, wurden nun von Luxusschlitten bevölkert. Sotschi hatte sich zum sowjetischen St. Tropez an der russischen Riviera gemausert.
    Vor Kurzem hatte der russische Präsident seinen Landsleuten noch einen weiteren Grund geliefert, in Scharen nach Sotschi zu pilgern: Im Jahr 2014 sollten in der Stadt am Schwarzen Meer die olympischen Winterspiele ausgetragen werden.
    Shvets zählte vierzehn Kräne, genauso viele wie bei seinem letzten Besuch. Als der Hubschrauber im Tiefflug über der Stadt kreiste, sah Shvets, dass die Arbeit auf vielen Baustellen ruhte oder sogar ganz eingestellt worden war. Ob es mit Sotschi bergauf oder bergab ging, hing vom Ölpreis ab. Shvets blieb keine Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Er hatte sein Reiseziel erspäht, richtete sich in seinem Sitz auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und rückte seine Krawatte zurecht.
    Botscharow Rutschej, die in den

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