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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Emma lächelte, doch es wirkte aufgesetzt. Dieses Mal konnte sie Jonathan nichts vormachen. »Emma«, sagte er. »Wir sind gerade mal drei Tage hier.«
    »Ich weiß. Es war leichtsinnig von mir, so lange zu warten.«
    Schweigend beobachtete er sie beim Packen. Draußen war es bereits dunkel. Es schneite. Im silbernen Mondlicht wirkten die Schneeflocken so zerbrechlich wie hauchdünnes Glas. Schließlich warf Emma sich den Rucksack über die unverletzte Schulter und ging zur Tür. Es würde keinen Abschiedskuss und keine tränenreiche Abschiedsszene geben. Sie streckte die Hand zum Türgriff aus und sagte, ohne einen Blick zurückzuwerfen: »Eines darfst du nie vergessen.«
    »Und was?«
    »Ich bin nur deinetwegen wieder aufgetaucht.«
 
    Das Flugzeug rollte zur Ankunftshalle. Das Geräusch der Turbinen erstarb. Die Kabinenbeleuchtung flammte auf. Die Passagiere erhoben sich von den Sitzen und öffneten die Gepäckklappen. Binnen kürzester Zeit herrschte an Bord der Maschine geschäftiges Treiben. Jonathan verharrte auf seinem Sitz und beobachtete die Polizeifahrzeuge, die rings um das Flugzeug standen. So bald wird hier niemand gehen, dachte er, löste den Anschnallgurt, schob seine Tasche unter den Vordersitz und stellte die Füße sprungbereit auf den Boden. Verzweifelt sah er sich im Flugzeug nach einem Fluchtweg um. Schließlich zog er einen Stift aus der Jackentasche und umklammerte ihn wie eine Waffe.
    »Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Ich muss Sie bitten, sich wieder auf Ihre Plätze zu begeben. In Kürze werden Polizeibeamte an Bord kommen, um im Namen Ihrer Majestät eine wichtige Angelegenheit zu regeln. Räumen Sie den Mittelgang, und bleiben Sie auf Ihren Plätzen.«
    Murrend setzten die Passagiere sich wieder.
    Auf seinem Sitz in Reihe 43 beugte Jonathan sich angespannt vor. Eine Sekunde später erblickte er den ersten Polizeibeamten. Er war in Zivil und wurde von drei uniformierten, bewaffneten Beamten mit kugelsicheren Westen begleitet. Sie drängten sich rücksichtslos durch den Gang, ohne sich bei den Fluggästen zu entschuldigen, und kamen geradewegs auf Jonathan zu. Verdammt, was hatten die mit ihm vor? Würden die Briten ihn verhören, oder hatten die Amerikaner veranlasst, ihn auszuliefern? Das Ergebnis wäre in beiden Fällen dasselbe: Er würde von der Bildfläche verschwinden.
    In Jonathan regte sich Widerstand. Er würde nicht kampflos aufgeben. Er würde sich zur Wehr setzen, so gut es ging.
    Als der Beamte in Zivil ihn fast erreicht hatte, sprang Jonathan auf.
    »Sie da!«, schnauzte der Mann ihn an und deutete mit dem Walkie-Talkie auf ihn. »Setzen Sie sich wieder! Sofort!«
    Jonathan bahnte sich einen Weg zum Mittelgang. Er dachte nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten, auch wenn er gegen die Beamten keine Chance hatte. Aber das war egal.
    »Bitte, Sir, setzen Sie sich«, wiederholte der Beamte merklich höflicher. »Wir sind in einer Minute fertig. Dann können Sie gehen.«
    Jonathan sank auf den Sitz zurück, während die Polizisten an ihm vorbeieilten. Er schaute ihnen hinterher und sah, dass sie auf einen glattrasierten Afrikaner in der letzten Reihe zustürmten. Der Mann protestierte, schüttelte den Kopf und gestikulierte wild mit den Händen. Jemand brüllte etwas. Es gab ein kurzes Handgemenge. Eine Frau kreischte schrill. Dann, von einer Sekunde zur anderen, war alles vorbei. Der Mann stand mit erhobenen Händen im Gang und fügte sich in sein Schicksal.
    Jonathan sah, dass der Afrikaner klein und drahtig war. Er trug einen dicken Wollpullover, viel zu warm für die sommerlichen Temperaturen in London. Er sprach Swahili oder einen Dialekt aus Kikuyu. Doch Jonathan wusste auch ohne seine Sprachkenntnisse, dass der Mann unaufhörlich beteuerte, hier müsse ein Missverständnis vorliegen; er sei nicht der, den die Polizisten suchten. Plötzlich griff der Mann nach seinem Handgepäck. Sofort warf einer der Uniformierten ihn zu Boden. Augenblicke später wurde der mit Handschellen gefesselte Afrikaner aus dem Flugzeug geführt.
    »Das war bestimmt ein Terrorist«, sagte die alte Dame, die neben Jonathan saß. »Man muss sich diesen Mann ja nur ansehen. Es ist ganz offensichtlich.«
    »Also, ich hätte es nie für möglich gehalten.«
    »Heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein«, sagte die alte Dame mit Nachdruck. »Man muss ständig auf der Hut sein. Man weiß nie, neben wem man sitzt.«
    Wie recht du hast, dachte Jonathan und nickte

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