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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kennen?«
    »Die Amis? Natürlich nicht.«
    »Wo ist er dann?«
    »Abgehauen.«
    »Wie bitte?« Kate war sicher, dass Graves sie auf den Arm nehmen wollte.
    »Er ist getürmt. Hat das Weite gesucht. Ist nicht mehr in Polizeigewahrsam. Starren Sie mich nicht so ungläubig an. Können oder wollen Sie mich nicht verstehen?«
    Kate ließ sich auf den Stuhl fallen, der vor Graves' Schreibtisch stand. Sie kochte vor Wut über eine solch unfassbare Inkompetenz, die dazu geführt hatte, dass ein Verdächtiger in Polizeigewahrsam hatte fliehen können. »Als ich das Dorchester Hotel verlassen habe, war Ransom noch in seinem Zimmer eingesperrt. Vor seiner Tür standen so viele Polizisten, als wollte man den Papst höchstpersönlich bewachen. Wie konnte so etwas passieren?«
    »Der Mistkerl ist über das Balkongeländer gesprungen und die Hotelfassade hinuntergeklettert.« Graves schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Sie haben nicht erwähnt, dass der Kerl Bergsteiger ist.« Graves kam mit drohender Miene um den Schreibtisch herum. »Ich hab's gerade erst erfahren. Hätte man mich vorher informiert, hätte ich vielleicht zwei und zwei zusammengezählt und würde jetzt nicht wie der Volltrottel dastehen, für den manche Herren aus der Chefetage mich halten.«
    »Wollen Sie etwa mir die Sache in die Schuhe schieben?«
    »Nein. Das ist allein meine Schuld. Wenn man einem Gefangenen die Handschellen abnimmt und ihn im Zimmer herumwandern lässt, als wäre er der Prince of Wales, darf man sich nicht über die Folgen wundern. Mein Fehler.« Er richtete den Finger auf Kate. »Sie können noch hinzufügen, dass ich ein arroganter Scheißkerl bin, der es nicht besser verdient hat. Nur zu. Das ist Ihre Chance.«
    »Das ist aber nicht mein Stil«, sagte Kate.
    »Meiner schon. Lustig, was?«, sagte Graves beinahe heiter. »Oder besser gesagt, es war mein Stil.«
    »Hat man Sie gefeuert?«
    Graves schüttelte heftig den Kopf, als wäre ein solcher Gedanke völlig absurd. »Natürlich nicht. Sie gehen normalerweise diplomatischer vor. Der Direktor lässt eine Woche vergehen, um nicht zu viel Wirbel zu machen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Man lässt den Hauptverdächtigen eines Bombenattentats, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen - darunter einige bedeutende russische Diplomaten mit viel Dreck am Stecken -, nicht einfach entwischen. Zumindest nicht, wenn man ihn bereits so gut wie eingelocht hat. Ob man mich gefeuert hat, wollen Sie wissen? Ich kann von Glück reden, wenn ich nicht gekreuzigt werde.«
    »Tut mir leid.«
    Graves verdrehte die Augen. »Himmel, eine von der mitfühlenden Sorte.« Er griff nach dem Glas und trank einen großen Schluck Whisky. »Was wollen Sie eigentlich hier?«
    »Ich versuche die Frau zu finden, die Russell angerufen hat.«
    »Vergebliche Liebesmüh. Hat Ihr Freund Tony Shaffer im Aquarium Ihnen das nicht gesagt?«
    Selbst jetzt musste Graves noch demonstrieren, dass er ihr einen Schritt voraus war. »Er hat erwähnt, dass Five nicht kooperieren will.«
    »Immer noch besser als zuzugeben, dass wir selbst mit unserem Latein am Ende sind«, meinte Graves. »Russell hat dafür gesorgt, dass die Nachricht per ISP einmal rund um den Globus geschickt wurde. Bevor sie auf seinem Monitor in England ankam, wurde sie mal eben über Frankreich, Russland und Indien geleitet. Es würde mindestens einen Monat dauern, die Absenderin ausfindig zu machen.« Unvermittelt brach er in schallendes Gelächter aus. »Vielleicht war die Frau ebenfalls ein Profi. Das Baby war bestimmt nur Tarnung.«
    Kate verrenkte sich auf ihrem Stuhl, um Graves nicht aus den Augen zu verlieren, der beim Sprechen rastlos durchs Büro tigerte. »Haben Sie eine Kopie der Videobotschaft hier?«
    »Klar. Aber ich kann Ihnen versichern, dass meine besten Männer sich bereits damit befasst und absolut nichts gefunden haben, was uns weiterhelfen könnte.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, sie trotzdem noch mal abzuspielen?«
    Graves öffnete den Schrank mit der Anlage und schaltete den DVD-Player an. Kurz darauf wurde die Videobotschaft abgespielt.
    »Drücken Sie auf Stopp. Genau jetzt«, sagte Kate ungefähr nach der Hälfte.
    Graves hielt das Bild an. Die Frau auf dem Bildschirm hatte sich ein wenig nach vorne gebeugt, um ihr Baby zu beruhigen. Mit der Hand strich sie dem Säugling über die Wange.
    »Schauen Sie sich den Ring an«, sagte Kate und zeigte auf die ausgestreckten Finger der Frau.
    »Was ist damit?«
    »Auf dem Ring ist

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