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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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»Ich hab hier etwas für euch.«
    Zwei Männer saßen an einem länglichen Tisch voller komplizierter technischer Geräte. Mit einem Baumwolltupfer nahm einer der beiden eine Probe des Sprengstoffs vom Metallstück und bereitete sie für die anschließenden Untersuchungen vor. Eines der Geräte vor ihm war ein Thomson-Gaschromatograph, mit dem die chemische Zusammensetzung von allen bekannten kommerziell hergestellten sowie etlicher individuell gemischten Sprengstoffen analysiert werden konnte.
    Nachdem die Männer Baxter versprochen hatten, ihn sofort zu informieren, sobald die Ergebnisse der Analyse vorlagen, sprang dieser mit einem Satz aus dem Kleintransporter und sah sich auf der Straße nach einer neuen Aufgabe um. Er war bereits seit zwölf Stunden im Einsatz, steckte aber immer noch voller Tatendrang.
    Als er kaum zwanzig Minuten nach der Explosion am Tatort erschienen war, hatte er sich zuerst darum gekümmert, die Verletzten vom Tatort wegzubringen und den Bereich rund um die Explosionsstelle abzusperren. Seine Polizeikollegen verursachten oft den größten Schaden. In ihrem Eifer, den Verletzten zu helfen, stürmten sie über den Tatort wie Elefanten im Porzellanladen und kümmerten sich nicht um die Beweisstücke. Es hatte drei Stunden gedauert, bis alle Verletzten geborgen gewesen waren, und noch weitere zwei Stunden, bis der letzte uniformierte Beamte den Tatort verlassen hatte. Erst dann hatte Baxter so richtig loslegen können.
    Bei einem Bombenanschlag musste der gesamte Bereich der Explosion abgesperrt und gesichert werden. Die meisten Autobomben wurden mit Plastiksprengstoffen hergestellt, die mit einer solchen Wucht explodierten, dass es für nichts und niemanden ein Entrinnen gab. Baxter ärgerte sich maßlos über Spielfilme, in denen der Held nach einer Explosion vor einem sich ausbreitenden Feuerball floh. Völliger Unsinn. Zum Glück war Storey's Gate keine breite Straße. Die Explosionswelle war durch die umliegenden Häuser aufgehalten worden, hatte schnell an Kraft verloren und ihre zerstörerische Wirkung nicht über die gesamte Länge der Straße hinweg ausdehnen können.
    Als Erstes hatte Baxter die Sperrzone in Teilbereiche von je zwanzig Quadratmetern aufgeteilt und Teams von je fünf Männern zusammengestellt, die die einzelnen Teilbereiche millimetergenau durchforsten sollten. Jeder Quadratzentimeter der Sperrzone wurde fotografiert und der Schutt genau unter die Lupe genommen, um sicherzustellen, dass nichts übersehen wurde. Wurde ein Beweisstück gesichert, musste der Fundort markiert, erneut fotografiert und das betreffende Stück eingetütet und katalogisiert werden.
    Die Männer der Spurensicherung suchten vor allem nach Resten der Bombe sowie nach Fundstücken, an denen sich noch Spuren des Sprengstoffs befanden, denn der Bau einer Bombe verriet viel über den Bombenleger: über seine handwerkliche Fertigkeit, sein Wissen über Bomben im Allgemeinen und - am wichtigsten - über seine Herkunft. Neunzig Prozent der Bomben wurden von Personen mit militärischer Erfahrung gebaut, und viele Bombenbauer entwickelten zwangsläufig eine ganz eigene Handschrift, die ihre Identität so sicher verriet, wie Picassos Signatur seine Gemälde erkennen ließ.
    Die Sprengstoffrückstände, die nach einer Explosion gefunden wurden, ließen Rückschlüsse auf den verwendeten Sprengstoff zu und verrieten außerdem, wo und wann der Sprengstoff hergestellt worden war. Sobald die Ermittler wussten, ob die Bombe aus Semtex, C-4 oder einem der Dutzend eher unbekannten Sprengstoffe bestand, waren sie bei der Suche nach dem Attentäter einen entscheidenden Schritt weiter.
    »Chef!« Ein Pfiff aus dem Inneren des Kleintransporters erregte Baxters Aufmerksamkeit.
    Im Nu war er wieder bei den Männern im Wagen. »Was habt ihr für mich?«, fragte er atemlos.
    »Semtex«, erklärte der Techniker. »Direkt aus der Fabrik in Semtin.« Semtex war ein bekannter Plastiksprengstoff, der in Tschechien hergestellt wurde.
    »Ist der Markierungsstoff einwandfrei zu erkennen?«
    Mit dem Markierungsstoff war die chemische Signatur des Sprengstoffs gemeint, die Auskunft über die Herstellerfirma und das Herstellungsdatum gab.
    »Ja. Wir haben ihn zur Analyse an Interpol weitergeleitet.«
    »Und?«
    »Das Semtex aus unserer Bombe stammt aus einer Lieferung an das italienische Militär. Und damit kommen wir zum spannenden Teil: Die Italiener haben die Lieferung Ende April als gestohlen gemeldet. Sie war auf dem Weg zu

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