Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Durchsuchungsbefehl, der sich auf die Videoaufzeichnungen der Fahrzeuge bezog, die in die bewachte Straße gefahren und sie wieder verlassen hatten, etwas fanden, was ihnen weiterhelfen konnte.
Sam und Martinez trugen Handschuhe und Schuhhüllen, bewegten sich vorsichtig durch das kleine, schmucke Haus und berührten nur etwas, wenn es unbedingt erforderlich war. Doch sie entdeckten nichts Überraschendes. Hochwertige Möbel und Installationen, jede Menge Bücher, die in alphabetischer Reihenfolge auf Regalen standen, entweder gelesen oder gut durchgeblättert: juristische Fachliteratur, Biografien und Memoiren, Romane von Austen über Kafka bis hin zu Grisham. Zwei Bücher lagen auf einem Beistelltisch neben dem Sofa, »Steve Biko - Der Schrei nach Freiheit« von Donald Woods und Barack Obamas »Ein amerikanischer Traum«. Sue Millers »Die gute Mutter« lag in der Küche auf der Arbeitsplatte. In allen drei Büchern steckten Lesezeichen aus Leder.
In jedem Zimmer standen Fotos, auf denen wahrscheinlich Familienangehörige zu sehen waren. Ein hübsch gerahmtes Bild zeigte Elizabeth und André auf einem Segelboot. Im Großen und Ganzen aber war wenig zu finden, und Schnickschnack gab es kaum. Es gab zwei Schränke, hauptsächlich voller Damengarderobe und Schuhe, größtenteils konservativ, sowie Männerkleidung, vermutlich von André. Eine Wäschetruhe quoll über von Sachen, die gewaschen werden sollten.
Ein Tagebuch fanden sie auf Anhieb nicht, und die einzigen sichtbaren Notizen klemmten an der Kühlschranktür und bezogen sich auf Lebensmitteleinkäufe. Es gab mehrere Küchenmesser, die theoretisch zu Morden benutzt, dann abgewaschen und wieder zurückgelegt worden sein konnten - obwohl niemand mehr da war, den man hätte fragen können, ob ein Messer oder mehrere fehlten.
Im Kühlschrank war auch nichts von Interesse: Joghurt, Mineralwasser, eine Flasche Sauvignon Blanc, eine Packung roter Äpfel, vier Eier und etwas Salatdressing, aber kein Salat.
»Wahrscheinlich hatte sie die Einkäufe fürs Wochenende geplant«, sagte Sam, traurig über ihr tragisches Schicksal und von zunehmender Wut erfüllt.
In Elizabeths Arbeitszimmer im ersten Stock herrschte Ordnung. Alles lag an seinem Platz, obwohl hier bald schon von der Spurensicherung alles auf den Kopf gestellt werden würde. Sie würden auch das MacBook vom Schreibtisch nehmen und auf Hinweise überprüfen, was die junge Anwältin und ihren Freund zu Mordopfern gemacht haben könnte.
Es gab nirgendwo ein Anzeichen für Gewalt. Im Haus und auf der Terrasse war alles sauber und ordentlich; das überbreite Bett im Obergeschoss war gemacht, genau wie bei den Eastermans. Hatte Elizabeth es immer so zurückgelassen? Oder hatte es jemand anders so hergerichtet? Jemand, der so geschickt war wie beispielsweise Mayumi Santos?
»Mein Bett sieht nie so aus«, sagte Martinez.
»Vielleicht hatte sie eine Haushälterin«, meinte Sam.
»Vielleicht hat Mayumi Santos Schwarzarbeit gemacht«, sagte Martinez.
»Du schießt wieder über das Ziel hinaus«, mahnte Sam.
»Dann verklag mich«, erwiderte Martinez.
In Duprez' Apartment im dritten Stock der Wohnanlage Juniper Terrace war es fast die gleiche Geschichte. Auch hier gab es keine Spur, die auf einen Einbruch, auf Gewaltanwendung oder auch nur auf ein Eindringen hindeutete, aber das Bett war zerwühlt und die Kopfkissen eingedellt, und es gab Anzeichen dafür, dass der junge Kanadier irgendwann in seinem Wohnzimmer gearbeitet hatte, bevor er entführt wurde oder aus freien Stücken gegangen war.
»Hier sind nicht mal schmutzige Teller«, sagte Sam in der kleinen Küche.
»Ja. Nicht mal eine Kaffeetasse auf dem Abtropfbrett«, sagte Martinez.
Sam benutzte seinen behandschuhten Zeigefinger, um eine der Schubladen zu öffnen. »Nicht gerade viele scharfe Messer.«
»Als alleinstehender Mann?«, erwiderte Martinez. »Ich habe auch nur ein großes und ein kleines Messer.«
Sam zog die Nase kraus. »Riechst du was?«
Martinez schnüffelte, und auf einmal blickten seine dunklen Augen ganz wach. »Moussaka?«
»Könnte sein.«
Martinez öffnete die Tür des Kühlschranks. »Bingo.«
Sam schaute ihm über die Schulter, sah eine glänzende Aubergine, ein halbes Paket Tomaten und etwas geriebenen Kefalotyri-Käse. »Hat man das vielleicht unseretwegen hier zurückgelassen?«
»Meinst du?« Martinez kratzte sich am Kopf. »Aber wenn Duprez sich das selbst gekocht hat, wer hat dann die Beruhigungsmittel
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