Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
untergemischt?«
Sie überprüften den Abfalleimer, fanden aber keine Essensrückstände. Dann leuchteten sie mit einer Taschenlampe in den Müllschlucker, den die Kollegen von der Spurensicherung später herausnehmen und ebenso untersuchen würden wie die Rohre, die direkt darunter lagen. Aber für den Moment sah alles sauber und glänzend aus wie der Rest der Küche.
»Mir stößt diese ganze Hygiene übel auf«, sagte Martinez. »Das Price-Haus war sauber, aber das hier ist nicht normal.«
Im Badezimmer entdeckten sie Aspirin, Tylenol und eine Flasche Hustensaft, dessen Haltbarkeitsdatum überschritten war.
»Kein Temazepam«, sagte Martinez.
»Was ist das da?« Sam wies auf eine Flasche, die ganz hinten auf dem obersten Regal stand.
Martinez schaute genauer hin. »Propanolol. Sagt dir das was?«
»Kommt mir irgendwie bekannt vor.« Sam googelte es auf seinem Mobiltelefon. »Das ist ein Beta-Blocker ...« Er ging durch die Suchergebnisse. »Bluthochdruck ... Angstgefühle ...« Er stockte. »Bei den Eastermans war von gesundheitlichen Problemen keine Rede, aber wir sollten mal überprüfen, ob einer von ihnen vielleicht irgendwas gegen Angstgefühle genommen hat, vielleicht sogar bei einem Therapeuten in Behandlung war.«
»Wenn sie den gleichen Psychiater hätten, wäre das wunderbar«, sagte Martinez.
»Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, erwiderte Sam. »Wir müssen das noch mit auf die Liste für den Gerichtsmediziner setzen. Der Doc soll checken, ob sie das Zeug im System hatten.«
Sie verließen die Wohnung und wollten mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, mussten aber warten, weil im vierten Stock gerade jemand einstieg und den Lift erst einmal nach oben in den sechsten Stock entführte.
»Bei den Eastermans gab es wenigstens Mayumi, die als Erklärung herhalten konnte, dass das Haus blitzsauber war.« Die Sauberkeit störte Martinez nach wie vor. »Aber ein Mann, ein vielbeschäftigter Rechtsanwalt ...«
»Meinst du, die Entführung hat hier stattgefunden?«, fragte Sam.
»Das würde keinen Sinn ergeben, weil Duprez' Wagen vor Elizabeths Haus stand.«
Der Fahrstuhl wurde im sechsten Stock festgehalten.
Martinez war mit seinen Gedanken wieder in der Küche. »Falls wir also denken sollen, er hätte sich die Moussaka zubereitet ...«
»Vielleicht ist es dem Mörder egal, ob wir das denken oder nicht«, erwiderte Sam. »Vielleicht sind diese Zutaten nur ein Ablenkungsmanöver, und er weiß, dass wir es wissen.«
»Dann hätten wir es mit jemandem zu tun, der Spielchen spielt«, sinnierte Martinez.
Der Fahrstuhl hielt, und sie stiegen hinein.
»Keine Kamera«, stellte Sam fest.
»Hilft uns also auch nicht weiter«, sagte Martinez.
Und nur Kamera-Attrappen in der Garage, wie sich Augenblicke später herausstellte. Vielleicht scheuten die Bewohner der Juniper Terrace die Extrakosten. Oder sie hatten geglaubt, dass sie keine Überwachungsanlage brauchten, weil sie in einer Gegend wie Miami Shores wohnten, in der die Kriminalität laut Statistik minimal war.
»Das Einzige, was wir im Moment haben«, fasste Sam zusammen, als sie sich Duprez' Parkbox ansahen, die mit einem weiß aufgemalten »3 B« gekennzeichnet war, »sind zwei attraktive Paare. Jung, wohlhabend, karriereorientiert ... wobei Suzy Easterman vielleicht weniger getriebener war als die anderen, obwohl wir da noch nicht sicher sein können.«
»Aber das trifft auf das Groß der Bevölkerung von Miami-Dade County zu«, erwiderte Martinez. »Warum also diese Leute? Selbst wenn man sie zufällig ausgesucht hat, irgendetwas muss sie zu den Auserwählten gemacht haben.«
»Und nicht nur zu Zielscheiben«, fügte Sam hinzu. »Zu Ausstellungsstücken.«
»Was uns zu den Leuten von der Galerie zurückbringt.«
»Aber vielleicht ist das nur ein weiteres Ablenkungsmanöver«, sagte Sam.
38
Am späten Sonntagabend war Martinez in Jessicas Einzimmer-Erdgeschosswohnung in North Miami Beach.
Das Studio war klein, denn etwas Größeres konnte sie sich nicht leisten, aber die Gegend war angenehm, und sie hatte das Beste aus dem wenigen Platz gemacht. Außerdem gab es einen kleinen Garten, den sie sehr liebte. Sie baute Tomaten an, die sie mit Maschendraht sicherte, weil sich sonst die Vögel und das Ungeziefer daran bedient hätten, und sie hatte Martinez einmal erzählt, sie habe eine Zeit lang eine Katze gehabt; ihr Name sei Violet gewesen, denn ihre Augen hätten im Zwielicht eine violette Farbe gehabt - worauf Martinez ihr
Weitere Kostenlose Bücher