Geteiltes Geheimnis
in jedem Zimmer, das wir uns ansahen. Wir hätten jemanden anrufen können, irgendwen. Wir hätten das Auto rufen können oder Claudette … oder hätten uns an Matilda wenden können. Oder wir hätten die Villa auch einfach nur verlassen können.
Aber nach unserem Intermezzo in der Domino-Suite wurden wir von einem seltsam leichten neuen Hochgefühl getragen. Als Mark vorschlug, mit mir eine geheime Erkundungstour durch die Villa zu machen und mir dabei auch Räume zu zeigen, in denen er ausgebildet worden war, warf ich mir einen Bademantel über, ganz wild darauf, ihm zu folgen.
»Dann führe mich voran, Romeo«, sagte ich.
Ich entdeckte das üppig dekorierte Kaiserzimmer mit dem Einwegspiegel und etwas, das sich »die Höhle« nannte und in dem sich einiges befand, das wie S&M -Equipment aussah.
»Hast du was übrig dafür?«, fragte ich nervös und befühlte einen Tisch mit Lederfesseln. Ich war nicht sicher, welche Antwort ich hören wollte.
Er zuckte die Achseln. »Ich glaube, mit dir könnte ich alles tun«, sagte er, nahm mich auf den Arm und trug mich aus dem Raum.
»Da hast du wohl recht.« Ich beugte mich vor, um ihn auf den Mund zu küssen. Diese Lippen! Ich wollte keine Details über seine Eskapaden hören – genauso wenig wie er über meine; das Einzige, was uns interessierte, war, inwiefern unsere Erfahrungen uns gegenseitig von Nutzen sein konnten.
Mein Lieblingszimmer in der ganzen Villa war der »Raum des Harems« im Erdgeschoss mit einer Poledance-Stange aus Messing, riesigen Bodenkissen und einem heißen Whirlpool.
»Was hast du hier gelernt? Ein Scheich zu sein?«, neckte ich ihn und wirbelte um die Stange herum, einmal, zweimal. Er überredete mich, meinen Bademantel zu öffnen und an der Stange für ihn zu tanzen, während er auf den Kissen lag und sich selbst streichelte.
»Nicht anfassen«, sagte ich, drehte mich um und beugte mich über ihn, um ihn zu ärgern.
Es machte so viel Spaß mit Mark, war so lustig, so voller Freude!
Es stimmt, wahrscheinlich hätten wir jemanden informieren müssen. Aber wir setzten uns lieber eine halbe Stunde in den Whirlpool. Dann wickelten wir uns wieder in die praktischen Bademäntel und plünderten den Barkühlschrank, nahmen uns Wasser und das Obst für die Cocktails (vornehmlich Orangen und Ananasstücke sowie Maraschino-Kirschen). Wir liefen eine weitere Treppe h inauf, diesmal zu den Arbeiterquartieren im dritten Sto ck. Am Ende des Flurs stießen wir auf ein gemütliches, hübsches Schlafzimmer mit Mauervorsprüngen, weiß gestrichenen Holzböden und sorgfältig angeordneten Korbsesseln. Es erinnerte mich an ein Gästezimmer in einem hübschen Landhaus am Meer. Wir kletterten auf das hohe Bett, zogen die schwere Decke über unsere sex-gebeutelten Körper und unterhielten uns. Ich berichtete ihm ein wenig von meiner Vergangenheit, von meinen Ängsten, darüber, wie Luke und sein dummes Buch mein Selbstvertrauen erschüttert hatten.
Statt anzubieten, Luke eins auf die Nase zu geben, verkündete er, dass er einen Song schreiben würde, um die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken.
»Das musst du nicht tun«, sagte ich. »Ich bin komplett darüber hinweg.«
»Dann hast du gegen einen Song ja sicher nichts einzuwenden.«
Und dann schliefen wir tief und fest, umgeben von weichen Kissen, Orangenschalen und mindestens vier leeren Wasserflaschen.
Morgens schliefen wir noch einmal miteinander, ganz sanft, langsam, meine Beine voller winziger blauer Flecken durch seine Hände. Er hob sie in verschiedene Richtungen, seine Hüftknochen stießen zu, aber sanft, bewegten sich so harmonisch, als ob unsere Körper füreinander gemacht waren. Er verschlang die Finger mit meinen, schob mich über sich. Ich warf den Kopf in den Nacken und ritt ihn so vorsichtig ich konnte. Seine Finger wanderten über meine Brüste, meinen Bauch hinunter, sein Gesicht voller Bewunderung darüber, wie die Sonne mein Haar in ein tanzendes, flammendes Rotgold verwandelte. So kam ich, ganz leicht. Seine Fähigkeit, mich genau richtig zu liebkosen, war ein Wunder, wenn man bedachte, dass unsere Körper sich erst eine Nacht lang kannten.
Danach gab es kein Zögern mehr, keine lange Diskussion, keine Zweifel, keine Furcht.
Der erste Anruf, den ich machte, galt Elizabeth. Ich sagte ihr, mir ginge es zu schlecht, um zur Arbeit zu kommen – eine Lüge, die sie in helle Aufregung versetzte, weil sie sie direkt durchschaute. »Wie war es?«
»Ich kann jetzt nicht
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